Titel
Diedenhofen.
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1) Kreis im Bezirk Lothringen, hat 946,82 qkm, (1890) 84505 (44106 männl., 40399 weibl.) E. (darunter 4594 Evangelische und 915 Israeliten, 2885 Militärpersonen) in 102 Gemeinden und zerfällt in die 5 Kantone Diedenhofen, Fentsch, Kattenhofen, Metzerwiese, Sierck. -
2) Diedenhofen, franz. Thionville, Hauptstadt des Kreises Diedenhofen und des Kantons Diedenhofen (176,91 qkm, 21 Gemeinden, 37572 E.), Festung dritten Ranges, 28 km von Metz, 16 km von der franz. und 12 km von der luxemb. Grenze, am linken Ufer der hier 120 m breiten Mosel, von der sich oberhalb der Stadt ein kanalisierter, sich unterhalb derselben wieder mit dem Hauptstrom vereinigender Arm abzweigt, liegt an den Linien Koblenz-Trier-Diedenhofen (181,5 km), Diedenhofen-Teterchen-Völklingen (69,8 km), Diedenhofen-Algringen-Fentsch (16,1 km), Saarburg-Metz-Luxemburg der Elsah-Lothr.
Eisenbahnen. Die Stadt ist Sitz der Kreisdirektion, eines Amtsgerichts (Landgericht Metz), Hauptzollamtes, eines Artilleriedepots, einer Fortifikation, einer Oberförsterei, eines kath. Archidiakonats und hat (1890) 8923 (5568 männl., 3355 weibl.) E., darunter 6047 Katholiken, 2712 Evangelische und 162 Israeliten, in Garnison das Infanterieregiment Nr. 135, das Dragonerregiment Nr. 6 und die 8. Compagnie des Fußartillerieregiments Nr. 8;
Postamt erster Klasse mit Zweigstelle, Telegraph, Gymnasium, seit 1887, ein Lehrerinnenseminar, eine höhere Mädchenschule, Theater, zwei Spitäler;
Reste röm. und mittelalterlicher Befestigungsanlagen, mehrere ansehnliche Militärgebäude;
mehrere Bohrmühlen, Säge- und Ölmühlen;
ferner Bierbrauereien, Gerbereien, Weinbau (103 ha), lebhaften Handel mit Wein, Getreide, Gemüse, Obst und Vieh.
Die Befestigung ist alten Systems. Die Werke bestehen aus der Stadtbefestigung auf dem linken Moselufer und einem doppelten Kronenwerke auf der von der Mosel und dem kanalisierten Arme gebildeten Insel; dieselben rühren in ihrer jetzigen Gestalt von Condé (1690) her. Eine steinerne, mit Stauvorrichtung versehene Brücke führt zu den Forts auf dem rechten Moselufer. Sehr gefährlich für die Festung sind die Höhen, welche auf dem linken Ufer 2-4000 m von der Festung entfernt bleiben, auf dem rechten hingegen ganz nahe an die Werke herantreten und dieselben beherrschen. Nach 1875 wurde das Mosel-Kronenwerk auf dem rechten Ufer eingeebnet und die Stadtbefestigung vereinfacht. - In Diedenhofen (im Mittelalter Theodonis villa, 962 Diedenhowen) war schon im 8. Jahrh, eine königl. Pfalz, wo Pippin der Kleine Hof hielt.
Reichstage wurden hier 805, 816, 821 und 835 gehalten. Im Vertrag von Mersen 870 kam Diedenhofen an Deutschland. Später gehörte der Ort zur Herrschaft Arlon und kam an Luxemburg, erhielt 1357 durch Kaiser Karl IV. städtische Rechte, wurde 1443 durch Philipp von Burgund, 1639 durch die Franzosen erfolglos belagert, jedoch 1558 und 1643 (unter Condé) von letztern eingenommen. Diedenhofen, das inzwischen burgundisch und mit den Niederlanden österreichisch und spanisch geworden war, kam durch den Pyrenäischen Frieden (1659) an Frankreich und 1871 an das Deutsche Reich. Belagert wurde es 1705, 1792, 1814 und 1815. Im Deutsch-Französischen Kriege von 1870 und 1871 wurde Diedenhofen von der 14. Division unter General von Kameke eingeschlossen und 22. und 23. beschossen, worauf es 24. Nov. sich ergab. -
Vgl. Teissier, Histoire de Thionville (Metz 1828);
Spohr, Die Cernierung, Belagerung und Beschießung von Thionville im Deutsch-Französischen Kriege 1870/71 (Berl. 1875).