Die
Bevölkerung
[* 2] des O. R.s, insbesondere des europ. Anteils, ist nach
Abstammung und Konfession bunt gemischt. Die
Osmanli (der
Name
Türken gilt als Schimpfwort), welche als herrschender
Stamm dem
Reiche den
Namen gegeben
haben, sind ein ursprünglich ural-altaischer Volksstamm, der jedoch durch die
massenhafte
Aufnahme fremder
Bestandteile seinen
eigentlichen ethnogr. Charakter verloren hat. Besonders in Europa
[* 3] sind die
Türken meist Nachkommen griech., bulgar., serb.
und albanes.
Renegaten. Bei der Eroberung dos
Landes nahmen sie vornehmlich von den reichern Ebenen als Landherren
Besitz, ohne die
einheimische
Bevölkerung auszurotten. Im Laufe der Zeit sind sie aus dem größten
Teil ihrer Sitze wieder
verdrängt worden und nehmen beständig an Zahl ab. Nur im Innern
Kleinasiens herrscht die
osman.
Bevölkerung noch vor; in
Arabien,
Syrien,
Mesopotamien bilden die
Araber, in
Ägypten
[* 4] und
Tripolis die
Araber, Kopten
[* 5] und
Berbern, in
Armenien die Armenier, in Kurdistan die Kurden die Mehrzahl.
In der europ. Türkei [* 6] bilden die Osmanen nur in den größern Städten, besonders Konstantinopel [* 7] und Adrianopel, in Thrazien, ohne den Küstensaum, im östl. Bulgarien [* 8] sowie in einzelnen Distrikten Macedoniens einen beträchtlichen Teil der Bevölkerung. Die Griechen bewohnen in geschlossenen Massen das südl. Epirus, den Südrand Macedoniens sowie das ganze Küstenland des Ägäischen und Schwarzen Meers. Außerdem bilden sie aber in allen größern Städten ein hervorragendes Element, das sich durch seine Intelligenz und Betriebsamkeit auszeichnet. Handel und Schiffahrt liegen vorzugsweise in ihren Händen. Zahlreich sind griech. Ärzte und Beamte in türk. Diensten, viele Griechen haben es zu großem Reichtum gebracht. Anerkennenswert ist ihr Bildungsstreben und ihre Fürsorge für das Schulwesen, während ihnen noch manche üble, aus der langen Zeit der Unterdrückung zurückgebliebene Eigenschaften anhaften. Die Albanesen (s. d.) bewohnen den westl. Teil des Landes von der adriat. ¶
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673 Küste zwischen Argyrokastron und Antivari landeinwärts bis nach Novipazar, Prizren, Ochrida nnd Kastoria, in letztern Landesteilen mit Slawen untermischt. Die Slawen der Türkei sind vorwiegend griech.-orthodoxer Religion und zerfallen in die beiden Stämme der Serben (s. d.) und der Bulgaren (s. d.). Die Walachen (Zinzaren), die einen rumän. Dialekt reden, sitzen im Pindusgebirge und in den Grenzgebirgen Albaniens und Macedoniens. Zigeuner leben teils als Nomaden, teils als seßhafte Bewohner in allen Städten und vielen Dörfern der europ. Türkei.
Sie sind größtenteils mohammed. Glaubens, wechseln jedoch ihre Religion nach Bedürfnis. Die Israeliten (Jahudi) zerfallen in die 1492 von Ferdinand dem Katholischen aus Spanien [* 10] vertriebenen Sephardim und in die deutsch-poln.-russ. Juden (Aschkenasim). Sie haben sich besonders in Konstantinopel und Saloniki [* 11] angesiedelt und beschäftigen sich mit Kleinhandel, Handwerken und Lastarbeit. Nur wenige haben es zu Reichtum gebracht. Die Armenier sind in der europ. Türkei nur in größern Städten angesiedelt.
Sie zeichnen sich durch Sprachtalent, Arbeitsamkeit, Spekulationsgeist und Lernbegierde aus, zeigen aber Eigennutz und Hochmut. Ihre Volksschulen sind in gutem Zustand, dagegen fehlt es an höhern Lehranstalten. In den größern Handelsstädten spielen die Levantiner, ein Mischvolk aus europ. Ansiedlern und Orientalinnen der verschiedensten Nationalitäten, als gewandte Handelsleute eine wichtige Rolle. Sie zeichnen sich durch Intelligenz aus, doch mangelt es ihnen an moralischen Grundsätzen. Die statist. Angaben über die Verteilung der verschiedenen Nationalitäten sind durchaus unsicher. Die größten Städte sind: Konstantinopel mit Vororten 1033000 E., Saloniki 150000 E., Adrianopel 70000 E., ferner Smyrna 225000 E., Damaskus 150000 E., Haleb 120000 E., Bagdad 100000 E., Beirut 105000 E., Erzerum 60000 E., Brussa 60000 E., Mosul 55000 E., Diarbekr 47000 E., Manissa (Magnesia) 40000 E.
Nach Schätzungen beträgt die Bevölkerung:
Landesteile | qkm | Einwohner | |||
---|---|---|---|---|---|
A. Unmittelbare Besitzungen | |||||
Europa | 168500 | 4780000 | |||
Asien | 1777700 | 21608000 | |||
Afrika | 799000 | 800000 | |||
B. Vasallenstaaten | |||||
Bulgarien, Ostrumelien | 96600 | 3154000 | |||
Bosnien, Herzegowina, Novipazar | 58460 | 1504000 | |||
Samos | 468 | 49000 | |||
Ägypten mit Sinaihalbinsel | 995000 | 6817000 | |||
Osmanisches Reich | 3895720 | 38712000 | |||
Die offizielle Landessprache ist die türkische; außerdem dient sie als Vermittelungssprache der verschiedenen Nationalitäten in der europ. Türkei und in Kleinasien, während weiter südlich das Arabische vorherrscht. Zur Vermittelung mit den Europäern dient vorzugsweise das Französische, welches das Italienische in die Handelsquartiere der Küstenstädte zurückgedrängt hat. Daneben macht neuerdings das Deutsche [* 12] Fortschritte.