Bevölkerung
[* 2] betrug (1893) 3303810 E., d.i. 133 auf 1 qkm gegen 3154375 (1605389 männl., 1548986 weibl.)
E. im J. 1888.
Ostrumelien allein hatte (1885) 975030 E. Dem Religionsbekenntnis nach
waren 2605905
Griechisch-, 22617
Römisch-Katholische, 643242 Mohammedaner, 28307 Israeliten, 2386
Protestanten und 6643 Armenisch-Gregorianer;
der Nationalität nach 2504336
Bulgaren (s. d.), 569728
Türken, 60018 Griechen, 51754
Zigeuner, 27531
Juden, 1379
Russen, 3620 Deutsche,
[* 3] 91450 andere.
DieTürken sind namentlich im östl.
Teil des Fürstentums
(Schumla, Silistria) ansässig; sie vermindern
sich durch fortgesetzte
Massenauswanderung. – Die Israeliten sind sog.
Spaniolen, aus
Spanien
[* 4] und
Portugal eingewandert.
Zigeuner
sind durch das ganze Land verbreitet. – Heiraten wurden (1891) 29658,
Geburten 127290, Todesfälle 87132 gezählt. In der
geistigen
Bildung und in dem Streben nach einer vollkommenern Erziehung sind dieBulgaren den meisten Völkern
der
Türkei
[* 5] voraus.
Städte mit mehr als 20000 E. sind die Hauptstadt
Sofia mit (1893) 47000, Philippopel mit 36033, Rustschuk
mit 28121,
Varna mit 28174,
Schumla mit 22517, Slivno mit 23210 E. Von andern
Städten sind zu nennen: Eski-Zagra mit 17457,
Tatar-Pazardžik mit 16343, Vidin mit 14551,
Plevna mit 15546, Sischtow
(Šistov) mit 13212, Silistria
mit 11710,
Tirnova mit 12858, Köstendil mit 11383 E.
Bevölkerung beläuft sich (1889) einschließlich der Land- und Seesoldaten auf 2217000 E., i. 34 auf 1 qkm.
Die Zahl der Fremden betrug 1879 (in den alten Provinzen) 31969, davon waren 3104 Italiener, 2187 Engländer, 534 Franzosen, 314 Deutsche, 364 Österreicher, 101 Russen, 71 Serben
und 23133 meist griech. Unterthanen der Pforte. Der Konfession nach zählte man (1879 bez. 1881) Griechisch-Orthodoxe 1902386,
andere Christen 14677, Israeliten 5792, Mohammedaner 24165, andere 740. Ihrer Nationaliät (Anmerkung des Editors: Nationalität)
nach sind von den Einwohnern 200000 Albanesen (s. d., Bd.
1, S. 316a), 24165 Türken in Thessalien, die seitdem durch Auswanderung zurückgegangen sind, einige Tausend Walachen im Pindosgebirge.
Die übrigen sind neugriech. Nationalität. Dieselben sind aber nicht rein griech. Stammes, sondern haben im Mittelalter eine
starke Beimischung von Slawen und Albanesen in sich aufgenommen. Sehr groß ist die Zahl der Griechen im
Auslande. In der europ. Türkei lebten (1889) 50130, in der asiat. Türkei 43156, in Ägypten
[* 6] 20406, in Rumänien
[* 7] 10416, in Rußland
6076, insgesamt außerhalb des Königreichs 138350 griech. Unterthanen.
Die öffentliche Sicherheit und die Gesittung der Bewohner hat sich in den letzten Jahrzehnten sehr gehoben;
dieselben sind intelligent, bildungsfähig,
genügsam, sparsam, keusch und gastfrei; man kann ihnen jedoch andererseits Unzuverlässigkeit,
Scheu vor anstrengender Arbeit, Neuerungssucht in polit. Dingen und Hang zu Gesetzlosigkeit nicht absprechen.
Bevölkerung des O. R.s, insbesondere des europ. Anteils, ist nach Abstammung und Konfession bunt gemischt. Die
Osmanli (der NameTürken gilt als Schimpfwort), welche als herrschender Stamm dem Reiche den Namen gegeben
haben, sind ein ursprünglich ural-altaischer Volksstamm, der jedoch durch die massenhafte Aufnahme fremder Bestandteile seinen
eigentlichen ethnogr. Charakter verloren hat. Besonders in Europa
[* 8] sind die Türken meist Nachkommen griech., bulgar., serb.
und albanes.
Renegaten. Bei der Eroberung dos Landes nahmen sie vornehmlich von den reichern Ebenen als Landherren
Besitz, ohne die einheimische Bevölkerung auszurotten. Im Laufe der Zeit sind sie aus dem größten Teil ihrer Sitze wieder
verdrängt worden und nehmen beständig an Zahl ab. Nur im Innern Kleinasiens herrscht die osman. Bevölkerung noch vor; in
Arabien, Syrien, Mesopotamien bilden die Araber, in Ägypten und Tripolis die Araber, Kopten
[* 9] und Berbern, in
Armenien die Armenier, in Kurdistan die Kurden die Mehrzahl.
Osmanisches Reich (Rel
* 11 Seite 62.675.
In der europ. Türkei bilden die Osmanen nur in den größern Städten, besonders Konstantinopel
[* 10] und Adrianopel, in Thrazien, ohne
den Küstensaum, im östl. Bulgarien sowie in einzelnen Distrikten Macedoniens einen beträchtlichen Teil
der Bevölkerung. Die Griechen bewohnen in geschlossenen Massen das südl. Epirus, den Südrand Macedoniens sowie das ganze
Küstenland des Ägäischen und SchwarzenMeers. Außerdem bilden sie aber in allen größern Städten ein hervorragendes Element,
das sich durch seine Intelligenz und Betriebsamkeit auszeichnet. Handel und Schiffahrt liegen vorzugsweise
in ihren Händen. Zahlreich sind griech. Ärzte und Beamte in türk. Diensten, viele Griechen haben es zu großem Reichtum gebracht.
Anerkennenswert ist ihr Bildungsstreben und ihre Fürsorge für das Schulwesen, während ihnen noch manche üble, aus der
langen Zeit der Unterdrückung zurückgebliebene Eigenschaften anhaften. Die Albanesen (s. d.) bewohnen
den westl. Teil des Landes von der adriat.
¶
mehr
673 Küste zwischen Argyrokastron und Antivari landeinwärts bis nach Novipazar, Prizren, Ochrida nnd Kastoria, in letztern Landesteilen
mit Slawen untermischt. Die Slawen der Türkei sind vorwiegend griech.-orthodoxer Religion und zerfallen in die beiden Stämme
der Serben (s. d.) und der Bulgaren (s. d.). Die Walachen (Zinzaren), die einen rumän. Dialekt reden, sitzen
im Pindusgebirge und in den Grenzgebirgen Albaniens und Macedoniens. Zigeuner leben teils als Nomaden, teils als seßhafte
Bewohner in allen Städten und vielen Dörfern der europ. Türkei.
Sie sind größtenteils mohammed. Glaubens, wechseln jedoch ihre Religion nach Bedürfnis. Die Israeliten (Jahudi) zerfallen
in die 1492 von Ferdinand dem Katholischen aus Spanien vertriebenen Sephardim und in die deutsch-poln.-russ.
Juden (Aschkenasim). Sie haben sich besonders in Konstantinopel und Saloniki
[* 12] angesiedelt und beschäftigen sich mit Kleinhandel,
Handwerken und Lastarbeit. Nur wenige haben es zu Reichtum gebracht. Die Armenier sind in der europ.
Türkei nur in größern Städten angesiedelt.
Sie zeichnen sich durch Sprachtalent, Arbeitsamkeit, Spekulationsgeist und Lernbegierde aus, zeigen aber
Eigennutz und Hochmut. IhreVolksschulen sind in gutem Zustand, dagegen fehlt es an höhern Lehranstalten. In den größern
Handelsstädten spielen die Levantiner, ein Mischvolk aus europ. Ansiedlern und Orientalinnen
der verschiedensten Nationalitäten, als gewandte Handelsleute eine wichtige Rolle. Sie zeichnen sich durch Intelligenz
aus, doch mangelt es ihnen an moralischen Grundsätzen. Die statist. Angaben über die Verteilung der verschiedenen Nationalitäten
sind durchaus unsicher. Die größten Städte sind: Konstantinopel mit Vororten 1033000 E., Saloniki 150000 E., Adrianopel 70000 E.,
ferner Smyrna 225000 E., Damaskus 150000 E., Haleb 120000 E., Bagdad 100000 E., Beirut 105000 E., Erzerum 60000 E.,
Brussa 60000 E., Mosul 55000 E., Diarbekr 47000 E., Manissa (Magnesia) 40000 E.
Die offizielle Landessprache ist die türkische; außerdem dient sie als Vermittelungssprache der verschiedenen
Nationalitäten in der europ. Türkei und in Kleinasien, während weiter südlich das Arabische vorherrscht. Zur Vermittelung
mit den Europäern dient vorzugsweise das Französische, welches das Italienische in die Handelsquartiere der Küstenstädte
zurückgedrängt hat. Daneben macht neuerdings das Deutsche Fortschritte.
BevölkerungS.s betrug (1890) 2161961 (1109885 männl., 1052076 weibl.) E., i. 44 E.
auf 1 qkm; für 1893 wurden 2250712 E. berechnet. Am dichtesten besiedelt sind die Kreise
[* 13] Kragujevac, Podunavlje und Požarevac,
am schwächsten Kraina, Užice und Toplica. 13,5 Proz. leben in den 74 Städten, von denen viele noch dorfähnlichen Charakter
tragen, 86,5 Proz. auf dem Lande (4029 Dörfer). Es giebt nur 5 Städte über 10000 E.: Belgrad,
[* 14] Nisch, Leškovac,
Kragujevac und Požarevac, und 15 Städte von 5–10000 E. Der Nationalität nach sind 1,955 Mill. E. Serben (s. d.), 143684
Rumänen (s. d.), namentlich im NO. des Landes, 37581 Zigeuner, 6878 Deutsche, 2929 Albanesen und Türken, 4510 Juden, 1359 Bulgaren
und 9676 andere Ausländer.
Die Zahl der Heiraten betrug (1893) 23679, der Überschuß der Geburten 28664. Über Ein- und Auswanderung fehlen die Nachweise.
Die Wohnung, Nahrung, das ganze Familienleben ist von primitivster Einfachheit. Die Einrichtung der Hausgemeinheit (s.
Hauskommunion) verschwindet immer mehr. Standesunterschiede, einen Adel giebt es nicht. Die Mehrzahl der
Bewohner, mit Ausnahme einiger Tausend Katholiken, Juden und Mohammedaner, bekennt sich zur griechisch-orthodoxen Kirche (s.
Serbische Kirche); Katholiken, Protestanten und Juden genießen Freiheit des Kultus, doch ist der Übertritt aus der Nationalkirche
zu jedem andern Glauben verboten.