Dido
eigentlich Beiname der phönikischen
Mondgöttin, der wandernden
Astarte (s. d.), welche auch
Burggöttin von
Karthago
[* 2] war. Von ihr wurden der
Name und
Züge des
Mythus
übertragen auf
Elissa, die Tochter des tyrischen
Königs
Mutton, die nach dessen
Tod ihren Oheim Sicharbaal (Akerbas, bei Vergil
Sichäus), einen
Priester des
Melkart,
heiratete. Ihr
Bruder, der König
Pygmalion, ließ aus
Habsucht denselben heimlich ermorden, worauf Dido
mit dessen
Schätzen und
begleitet von vielen Tyrern entfloh, um einen neuen
Wohnsitz zu suchen.
Sie landete in
Afrika,
[* 3] unweit der phönikischen Pflanzstadt Ityke
(Utica), und baute auf dem
Boden, den
sie von dem numidischen König
Hjarbas gekauft hatte, die
Burg Bozhra, welchen
Namen die Griechen in Byrsa (»Rindshaut«) umgestalteten.
Hieraus mag wohl die
Sage entstanden sein: Dido
habe von
Hjarbas nur so viel Land erkauft, als mit einer Stierhaut belegt werden
könne, dann aber listig die
Haut
[* 4] in dünne
Riemen zerschnitten und damit einen großen
Raum umgrenzt. Die
neue
Kolonie erweiterte sich bald so, daß Dido
noch zur
Gründung einer Stadt schreiten konnte, die zuerst Tyrus
(Zor), dann
Karchedon oder
Karthago (»Stadt«) genannt wurde.
Nach einiger Zeit forderte
Hjarbas die
Hand
[* 5] der Dido
, diese Billigte scheinbar ein, gab sich aber, um dem
Ansinnen zu entgehen, auf dem
Scheiterhaufen selbst den
Tod. Vergil hat die
Sage von Dido
mit poetischer
Freiheit behandelt. Nach
ihm verläßt sie Tyrus mit ihrer
Schwester
Anna, nimmt während des
Aufbaues der neuen Stadt den nach
Libyen verschlagenen
Äneas
auf, entbrennt in heftiger
Liebe zu ihm und gibt sich auf dem
Scheiterhaufen den
Tod, da der Geliebte auf
Jupiters Befehl hat scheiden müssen.