Diarrhöe
(griech.), s. v. w. Durchfall.
Diarrhöe
4 Wörter, 41 Zeichen
Medicin — Specielle Pathologie — Mund-, Magen- und Darmkrankheiten
Diarrhöe
(griech.), s. v. w. Durchfall.
(Diarrhöe, Abweichen), die häufige Entleerung dünnflüssiger Massen aus dem Darmkanal. Die nächste Ursache des Durchfalles liegt stets in einer abnorm schnellen, häufig geradezu stürmischen Bewegung des Darmkanals, wobei derselbe seinen Inhalt nach dem untern Darmende hintreibt und zur Entleerung bringt, bevor die wässerigen Bestandteile des Darminhalts von der Darmwand aufgesaugt werden können. Solche beschleunigte Darmbewegung beruht auf Erkrankungen des Darms, Darmkatarrh, Typhus, Cholera, Bauchfellentzündung, seltener auf zentralen, im Gehirn [* 3] gelegenen Ursachen, z. B. auf starken Gemütsbewegungen, Furcht, Schreck u. dgl. Von den dem Durchfall zu Grunde liegenden Ursachen und anatomischen Störungen hängen demnach auch ihre Dauer und ihr schädlicher Einfluß auf den Organismus sowie die Beschaffenheit der Darmentleerungen selbst ab. Was diese letztere anbelangt, so unterscheidet man: den fäkalen Durchfall, wobei die Ausleerungen annähernd normal gefärbt sind und den spezifischen Kotgeruch besitzen;
ferner den wässerigen Durchfall, wobei die Ausleerungen dünnflüssig, beinahe farblos und geruchlos sind;
schleimigen und eiterigen Durchfall findet man bei entzündlichen Krankheiten und Geschwüren des Dickdarms.
In den höhern Graden der Ruhr, bei welcher die Darmschleimhaut brandig zerstört wird, sowie bei andern Verschwärungsprozessen im Darm [* 4] nehmen die diarrhoischen Stuhlentleerungen den jauchigen Charakter an, d. h. sie sind mißfarbig und verbreiten einen intensiven Fäulnisgestank. Blutiger Durchfall endlich kommt vor bei der sogen. roten Ruhr, bei Darmgeschwüren, namentlich beim Unterleibstyphus und andern schweren, mit Blutzersetzung einhergehenden Krankheiten.
Obschon der Durchfall in der Mehrzahl der Fälle kein gefahrdrohendes Symptom ist, so darf er doch niemals als ganz gleichgültig betrachtet werden, namentlich nicht bei kleinen Kindern. Die Einwirkungen auf das gesamte Befinden sind so wechselnd, wie ein leichter Darmkatarrh von Ruhr und Cholera verschieden ist; erst in hohen Graden der Darmausleerung ist Wasserverlust des Bluts schädlich oder gar tödlich. Die Behandlung s. unter Darmentzündung, Cholera, Ruhr; das Hauptmittel gegen Durchfall ist Opium.
Die Haustiere erkranken oft am D., dem übrigens sehr verschiedene Ursachen zu Grunde liegen können. Unerheblich ist der Durchfall bei den herbivoren Haustieren nach der Fütterung von jungem Klee und nach dem Besuch der Weiden, beim Rindvieh nach der Fütterung von Schlempe, Rüben, rohen Kartoffeln und Kleie. Von größerer Bedeutung ist derselbe bei ganz jungen Tieren in der Periode des Saugens und in den ersten Monaten nach derselben. Hier besteht eine krankhafte Tendenz zu sauren Gärungen in den genossenen Futtermitteln; die Säuren reizen die Magen- und Darmschleimhaut und unterhalten in derselben einen Katarrh.
Gute Dienste [* 5] leistet hiergegen die anhaltende Verabreichung von Magnesia mit bittern und gerbstoffhaltigen Mitteln. Der durch Erkältung entstehende Durchfall verlangt eine sorgfältige diätetische Pflege der Tiere und Darreichung von Heu und reinem Körnerfutter. Nützlich ist dabei die Darreichung von bittern und schleimigen Medikamenten (kleine Dosen von Aloe, Rhabarber oder Kalmuswurzel mit doppeltkohlensaurem Natron in Altheeschleim). Der chronische Durchfall, der in einer krankhaften Auflockerung der Dickdarmschleimhaut beruht, ist bei den Tieren oft unheilbar.
Pferde [* 6] und Rinder [* 7] erleiden bei demselben nach Wochen oder Monaten eine progressiv zunehmende Abmagerung mit starkem Verfall der Kräfte (kachektischer Durchfall). In seltenen Fällen beruht der Durchfall auf geschwulstbildenden Krankheitsprozessen am Darm oder in Verwachsungen einiger Darmschlingen untereinander oder mit der Bauchwand. Eine Heilung dieser Arten des Durchfalles ist nicht möglich. Als Symptom von Vergiftungen ist der Durchfall gewöhnlich ein Merkmal schwerer und lebensgefährlicher Erkrankung.