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Die Kenntnis des
Diamanten reicht hoch in das
Altertum hinauf.
Schon in der
Bibel
[* 3] wird er unter dem
Namen Schamir bei
Jeremias
als Graviergriffel, bei
Hesekiel und
Zacharias als
Bild der israelitischen Hartnäckigkeit angeführt. Adamas (der Unbezwingliche)
hieß der Diamánt
bei Griechen und
Römern.
Plinius führt ihn als das Wertvollste nicht allein unter den
Edelsteinen,
sondern unter allen menschlichen
Gütern auf. Der Diamánt
zeige vor allem die
Erscheinung der
Antipathie und
Sympathie.
Der unbezwingliche Diamánt
, welcher zwei der heftigsten
Dinge in der
Natur,
Eisen
[* 4] und
Feuer, nicht achte, werde durch Bocksblut gesprengt.
In frischem warmen
Blut maceriert, lasse er sich auf dem
Amboß zu Teilchen zersprengen, welche mit den
Augen kaum wahrnehmbar seien, die aber der
Steinschneider in
Eisen fasse, und mit denen er in jede
Materie, so hart sie auch
sei, graviere. Mit dem
Magnet liege er in solchem Streit, daß er ihm selbst das
Eisen entreiße. Er entkräfte
das
Gift, vertreibe den
Wahnsinn etc.
Größere Verbreitung nach dem
Westen haben die
Diamanten erst seit den Einfällen der
Ghasnawiden
nach
Indien gefunden, und bis 1728 kamen sämtliche
Diamanten von dort.
Viele der durch Schönheit oder Größe ausgezeichneten Diamanten haben ihre Geschichte. Der ursprünglich größte und der berühmteste unter allen Diamanten ist der Kohinur, d. h. Lichtberg. Die Sage der Inder läßt ihn schon vor 5000 Jahren von dem Helden Karna, den das Epos »Mahâbhârata« besingt, im Kriege getragen werden. Geschichtlich tritt er übrigens erst auf, seit ihn der Herrscher von Malwa, Alaed din Khilji, zu Anfang des 14. Jahrh. auf seinen Raubzügen nach Nordkarnatik erbeutete und nach Dehli mitnahm. Er soll 672, nach andern 793 Karat gewogen haben.
Als der
Großmogul ihn 1665 Tavernier zeigte, wog er, durch das Ungeschick eines venezianischen Steinschleifers zerteilt,
nur noch 280
Karat (Tafel,
[* 1]
Fig. 8). Den
Kohinur entführte
Nadir
Schah 1739 bei der furchtbaren
Plünderung
Dehlis nach
Afghanistan,
[* 5] von wo er in den
Besitz des
Maharadscha Rundschit Singh und nach dem
Untergang des
Reichs der
Sikh in
den der
Ostindischen
Kompanie kam, die ihn 1850 dem englischen Kronschatz übergab. Durch
Schleifen in Brillantform hat sich gegenwärtig
sein
Gewicht bis 106 1/16
Karat verringert (Tafel,
[* 1]
Fig. 10). Der größte gegenwärtig genauer bekannte
Diamánt
ist der an der
Spitze des russischen Kaiserzepters, der
Orlow (Textfig. 1 u. 2), von 194¾
Karat, von unvorteilhaftem Schliff,
aber von ausgezeichnetstem
Wasser.
Sein größter Durchmesser beträgt 3,378 cm, seine Höhe 2,18 cm. Er stammt aus dem Thronsessel Nadir Schahs und wurde nach dessen Ermordung durch einen armenischen Kaufmann angekauft, von dem er 1772 für 450,000 Silberrubel und einen russischen Adelsbrief in den Besitz der Kaiserin Katharina II. überging. Der größte aller bekannten Diamanten aber ist im Besitz des Sultans von Matan auf Borneo; er ist vom reinsten Wasser, wiegt 367 Karat und hat eine eiförmige Gestalt mit einer einspringenden Höhlung am spitzern Ende. Man fand ihn um 1740 bei Landak; er gilt seitdem als der Talisman des Radschas und seiner Dynastie. Zu den schönsten Diamanten gehören noch der »Florentiner« [* 6] oder »Großherzog von Toscana« (Tafel, [* 1] Fig. 3 u. 5) von 133 1/8 Karat, etwas gelblicher Farbe und als reich facettierter Briolett geschliffen. Er gilt für den größten Diamanten Karls des Kühnen, wurde von diesem 1476 in der Schlacht bei Granson verloren, gelangte aus Privathänden in den mailändischen Schatz, dann an Papst Julius II. und findet sich jetzt im Schatz des Kaisers von Österreich. [* 7] Auch der Sancy (Tafel, [* 1] Fig. 6) von nur 53,5 Karat, aber erstem Wasser stammt von Karl dem Kühnen, welcher ihn 1477 in der Schlacht bei Nancy [* 8] verlor.
Durch viele Hände gelangte der Stein an den hugenottischen Edelmann Sancy. Als dieser nach Solothurn [* 9] als Gesandter ging, erhielt er von Heinrich III. den Befehl, ihm als Pfand jenen Diamanten zu schicken. Der Diener, welcher ihn überbringen sollte, wurde aber unterwegs angefallen und ermordet, nachdem er den Diamanten verschluckt hatte. Sancy ließ den Leichnam öffnen und fand den Edelstein im Magen. [* 10] Jakob II. besaß denselben, als er 1688 nach Frankreich kam. Später war er im Besitz Ludwigs XIV. und Ludwigs XV., der ihn bei seiner Krönung trug. 1835 wurde er um 500,000 Rubel für den russischen Kaiser angekauft. Für den vollkommensten und schönsten Brillanten gilt allgemein der Regent oder Pitt (Tafel, [* 1] Fig. 2 u. 11) von 136,75 Karat, reinstem Wasser und vollendetstem Brillantschliff. Er stammt aus Ostindien, [* 11] wurde von einem Matrosen an den Gouverneur des Forts St. George, Namens Pitt, verkauft und gelangte von diesem an den Herzog von Orléans. [* 12]
Zur Zeit der französischen
Revolution war er in
Berlin
[* 13] beim
Kaufmann
Treskow verpfändet.
Später zierte
er den Degenknopf
Napoleons
I., und noch jetzt befindet er sich im französischen Kronschatz. Der größte in
Brasilien
[* 14] gefundene
Diamánt
, ein
Brillant von reinstem
Wasser, wog 254
Karat, wurde 1853 gefunden, wiegt nach dem
Schnitt nur noch 125
Karat und ist als
»Stern des
Südens« bekannt. Er befindet sich in Privatbesitz (Tafel,
[* 1]
Fig. 4 u.
12). Einen schönen blauen
Diamanten von 44¼
Karat besitzt der
Bankier
Hope in
Amsterdam
[* 15] (Tafel,
[* 1]
Fig. 9),
einen grünen
Diamanten zeigt Tafelfig. 7. Außer den genannten haben indische Reisende noch andre große
Diamanten beschrieben
und abgebildet, zu welchen z. B. der
Großmogul (Tafel,
[* 1]
Fig. 1) von 279
Karat gehört.
Vgl.
Kleefeld, Der
Diamánt
(Berl. 1876);
Rose, Über die Kristallisation des Diamanten (das. 1877);
Jacobs und Chatrian, Monographie du d. (Par. 1880);
Jannetaz und
Fontenay, Diamánt
et pierres précieuses (das. 1880);
Streeter, The great diamonds of the world (Lond. 1882).
Fig. 1. Seitenansicht.