Dhaw
(Dow, beides spr. dau, Baggala). arabische, zweimastige Segelfahrzeuge ohne
Bugspriet von 100 - 400
Ton. Tragfähigkeit.
Dieselben dienen zu
Kriegs- und Handelszwecken, zum Sklaventransport und als Seeräuberschiffe. Der
Bug einer Dhaw
ist scharf
geformt, sehr niedrig über
Wasser und wird von einem geraden, schräg nach vorn weit ausladenden
Steven
begrenzt; das mit
Verzierungen versehene
Heck ist breit und
hoch und mit einem kastellartigen
Aufbau versehen.
Der nur durch wenige
Wanten gestützte, aus einem
Stück bestehende Großmast steht in der Mitte des Fahrzeugs und trägt an
einer einzigen
Raa ein trapezförmiges
Segel, dessen
Hals auf die
Nock des
Vorstevens gesetzt wird. Der Hintermast
ragt aus dem
Aufbau des
Hecks hervor und führt ein ähnliches kleineres
Segel. Als
Kriegsschiffe führen die Dhaws
selten mehr
als 14
Geschütze,
[* 2] indessen hat es auch solche bis zu 50
Geschützen gegeben, welch letztere dann in mehreren
Decks übereinander aufgestellt wurden.
Vermöge der einfachen Takelage bedarf die Dhaw
nur einer geringen
Besatzung; sie gehört indessen nicht zu den Schnellseglern
und unternimmt weitere
Reisen nur zur Zeit der konstant wehenden
Monsune.
Schon die ältesten Seefahrer haben die Dhaws
an den
Küsten des
Roten
Meers, im
Golf von
Persien
[* 3] und in den indischen Gewässern in ihrer jetzigen Form und Bauart
vorgefunden, und es ist nicht unwahrscheinlich, daß die europäischen Segelschiffe, besonders wenn man die
Kriegsschiffe
des 16. und 17. Jahrh. mit denselben vergleicht, von der Dhaw
abstammen. Dafür spricht
unter anderm auch die Form der Dhaw
unter
Wasser, die Gestalt ihres
Querschnittes und die Art und
Weise, wie
diese
Schiffe
[* 4] zusammengesetzt sind, in welchen Beziehungen die Dhaw
von einem hölzernen Segelschiff der Gegenwart sich
nicht wesentlich unterscheidet.
Vgl. Pâris, Constructions navales extra-européennes (Par. 1841).