De Witt
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De
Witt,
1) Johan de, Ratspensionär von Holland, geb. 1625 zu Dordrecht
[* 3] aus einem patrizischen Geschlecht,
erhielt eine vortreffliche Erziehung und erbte von seinem Vater, dem Bürgermeister Jakob de Witt
, welcher als einer der Führer
der Loevesteinschen Partei 1650 auf Befehl Wilhelms II. von Oranien verhaftet worden war, den Haß gegen das Haus Oranien und die
Grundsätze der republikanisch gesinnten städtischen Aristokratie in Holland. Er wurde erst zum Pensionär
(Stadtschreiber) seiner Vaterstadt, im Juli 1653 zum Ratspensionär von Holland erwählt, welches Amt ihm nach dem Sieg der holländischen
Aristokratie über die statthalterliche Partei die Leitung der Staatsangelegenheiten der niederländischen Republik in die Hand
[* 4] gab. Witt
besaß eine außergewöhnliche Arbeitskraft, vielseitiges, gründliches Wissen, einen klaren,
tief eindringenden Verstand und große Energie und Zähigkeit in der Verfolgung seiner Pläne. Im Innern suchte er die Herrschaft
der städtischen Aristokratie dauernd zu begründen, die oranische Partei durch Abschaffung der Statthalterwürde und Beschränkung
des Landheers niederzuhalten, die Finanzen durch Reduktion des Zinsfußes der Anleihen und weise Sparsamkeit
zu bessern, Industrie und Handel zu befördern; nach außen war er vor allem bemüht, die Seemacht der Niederlande
[* 5] zu behaupten,
namentlich gegen das rivalisierende England, sonst aber Kriege möglichst zu vermeiden.
Nachdem der unglückliche erste Seekrieg gegen England (1654) beendet war, wobei der Haß gegen das Haus
Oranien Witt
die demütigende Bedingung der Ausschließungsakte eingehen ließ, wahrte er durch seine Einmischung in den dänisch-schwedischen
Krieg (1658-60) die Freiheit der Ostsee und begann 1665 einen neuen Krieg gegen das seit der Restauration der Stuarts nicht bloß
der Seemacht, sondern auch der Verfassung der Republik gefährliche England. Er beendete denselben glücklich
durch den Frieden von Breda (1667) und wandte sich dann gegen Frankreich, das durch die Eroberung der spanischen Niederlande die
Unabhängigkeit der Republik ernstlich bedrohte. Er schloß im Januar 1668 mit England und Schweden
[* 6] die Tripelallianz, welche
Ludwig XIV. zum Frieden von Aachen
[* 7] zwang.
Seine und seiner Partei Machtstellung schien so befestigt, daß er 1668 durch das Ewige Edikt den heranwachsenden
Prinzen Wilhelm von Oranien für immer von der Statthalterschaft auszuschließen wagte. Aber er hatte der Republik den unversöhnlichen
Zorn Ludwigs XIV. zugezogen, und da er die Generalstaaten nicht zu energischen Rüstungen
[* 8] bewegen konnte, auch selbst
die Größe der Gefahr nicht erkannte, so fielen bei dem plötzlichen Überfall Frankreichs und Englands im April 1672 fast die
ganzen Niederlande in die Gewalt der Feinde. Nachdem der Prinz von Oranien zum Generalkapitän und Statthalter erwählt worden,
legte Witt
, den das erbitterte Volk des Verrats beschuldigte, im Juli 1672 sein Amt nieder. Als er 20. Aug. im
Haag
[* 9] seinen Bruder Cornelis de Witt
, Ruwaard
¶
van Putten, der, eines Mordanschlags gegen den Prinzen von Oranien fälschlich beschuldigt, in das Gefängnis geworfen worden
war, in diesem besuchte, entstand ein Volksauflauf, der Pöbel erbrach das Gefängnis und brachte beide Brüder auf grausame
Weise (sie wurden buchstäblich in Stücke gerissen) ums Leben. Die Generalstaaten forderten vom Statthalter Untersuchung
und Bestrafung der Mörder, die aber nie erfolgte. Die »Mémoires de Jean de Witt«
(Regensb. 1709) sind nur eine französische
Bearbeitung von de la Courts »Aanwysing der heilsame politike gronden en maximen van de Republike van Holland« (Leid. 1671),
von der Witt
bloß einige Kapitel geschrieben hat.
Vgl. »Brieven van J. de Witt«
(Haag 1723-25, 6 Bde.);
Simons,
Johan de Witt
en zijn tijd (Amsterd. 1832-36, 3 Bde.);
Knottenbelt, Geschiedenis der staatkunde van J. de Witt
(das. 1862);
Geddes, History of the administration of John de Witt
(Lond.
1879, Bd. 1);
Lefèvre-Pontalis, Jean de Witt
, grand-pensionnaire de Hollande (Par. 1884, 2 Bde.).
2) Franz Xaver, um die katholische Kirchenmusik verdienter Geistlicher, geb. zu Walderbach in der Oberpfalz, wurde 1856 zum Priester geweiht, darauf als Lehrer des Chorgesangs in das Klerikalseminar zu Regensburg [* 11] berufen, 1865 Präses der Marianischen Kongregation, 1867 Inspektor des Studienseminars und Chordirektor zu St. Emmeran, 1873 Pfarrer in Schatzhofen bei Landshut [* 12] und starb Er hat sich durch erfolgreiches Wirken, besonders aber durch die Begründung des Allgemeinen deutschen Cäcilienvereins (s. Cäcilienvereine), dessen Generalpräses er war, und die Herausgabe mehrerer diesem Zweck gewidmeter Zeitschriften (»Fliegende Blätter für katholische Kirchenmusik«, Regensb. 1866 ff.; »Musica sacra«, 1868 ff.) um die Reorganisation des katholischen Kirchengesangs hohe Verdienste erworben und war auch selbst als Komponist von Messen und Motetten thätig.