De
Wette,
Wilhelm
Martin Leberecht, hervorragender
protest. Theolog, geb. zu
Ulla bei
Weimar,
[* 2] bezog 1799 die
Universität
Jena,
[* 3] ward daselbst 1805 akade
mischer
Dozent, 1807 außerorde
ntlicher
Professor der
Philosophie in
Heidelberg,
[* 4]
1809 ebendaselbst orde
ntlicher
Professor der
Theologie und als solcher 1810 an die neugestiftete
Universität
Berlin
[* 5] berufen. Hier sah sich der freiheitliebende Mann nach
Sands blutiger That veranlaßt, der ihm befreundeten gebeugten
Mutter desselben in einem Trostschreiben vom seine
Teilnahme zu bezeugen.
»So wie die That geschehen ist«, sagt er darin, »mit
diesem
Glauben, mit dieser
Zuversicht, ist sie ein schönes Zeichen der Zeit. Die That ist, allgemein betrachtet, unsittlich
und der sittlichen
Gesetzgebung zuwiderlaufend. Das
Böse soll nicht durch das
Böse überwunden werden, sondern allein durch
das
Gute. Durch Unrecht,
List und
Gewalt kann kein
Recht gestiftet werden, und der gute
Zweck heiligt nicht
das ungerechte
Mittel.« Am auf außerordentlichen königlichen Befehl vor dem akademischen
Senat unter Vorlegung
einer
Abschrift seines
Briefs befragt, ob er sich zu diesem
Brief bekenne, bat er um die Vorlegung seiner eignen
Handschrift
und zugleich um eine förmliche Untersuchung vor einem
Gericht sachkundiger
Männer. Vom
Ministerium jedoch
ohne weiteres seines Lehramtes enthoben, lehnte er einen ihm angebotenen Quartalgehalt ab und zog sich in seine
Heimat zurück,
wo er das ihm widerfahrene Unrecht in seiner
Schrift »Aktensammlung über die Entlassung des
Professors De Wette
vom theologischen
Lehramt in
Berlin« (Leipz. 1820) dem öffentlichen
Urteil vorlegte. Während seines Aufenthalts in
Weimar
vollendete er die Herausgabe seiner »Christlichen
Sittenlehre« (Berl. 1819-21, 3 Bde.)
sowie der
»Briefe, Sendschreiben und Bedenken
Luthers« (das. 1825-28, 5 Bde.)
und legte in dem romanartigen Werk
»Theodor, oder des Zweiflers
Weihe« (das. 1822, 2 Bde.; 2. Aufl.
1828) seinen religiösen Entwickelungsgang dar.
Da er, von der Gemeinde der Katharinenkirche zu Braunschweig [* 6] zum Prediger erwählt, die landesherrliche Bestätigung nicht erlangte, folgte er 1822 einem Ruf als Professor der Theologie an die Universität zu Basel. [* 7] Im J. 1829 ernannte ihn der Große Rat zum Mitglied des Erziehungsrats und beschenkte ihn mit dem Bürgerrecht der Stadt Basel. Er starb in Basel. Seinen litterarischen Ruf gründete er durch seine »Beiträge zur Einleitung in das Alte Testament« (Halle [* 8] 1806-1807, 2 Bde.),
das »Lehrbuch der hebräisch-jüdischen Archäologie« (Leipz. 1814, 4. Aufl. 1864),
vor allem aber durch das kompendiöse und vielgebrauchte »Lehrbuch der historisch-kritischen Einleitung in die Bibel [* 9] Alten und Neuen Testaments« (Berl. 1817 u. 1826), dessen alttestamentlicher Teil bis 1869 acht, der neutestamentliche bis 1860 sechs Auflagen erlebt hat. Mit nicht minder allgemeinem Beifall ward seine mit Augusti unternommene Übersetzung der Heiligen Schrift (Heidelb. 1809-12, 6 Bde.; 4. Aufl. 1858, 3 Bde.) aufgenommen. Gleichfalls weiteste Verbreitung unter den Studierenden der Theologie haben seine Kommentare gefunden, besonders der »Kommentar über die Psalmen« (Heidelb. 1829, 5. Aufl. 1856),
sein »Kurzgefaßtes exegetisches Handbuch zum Neuen Testament« (Leipz. 1836 ff., in seinen einzelnen Teilen fortwährend neu aufgelegt), während man Ähnliches von den Versuchen einer systematischen Darlegung seines dogmatischen und ethischen Standpunktes, wobei er von der Philosophie seines Freundes Fries ausging, nicht sagen kann.
Vgl. Wiegand, De Wette
, eine Säkularschrift
(Erfurt
[* 10] 1879);
Stähelin, De Wette
nach seiner theologischen Wirksamkeit etc.
(Basel
1880).