der Krieg, durch welchen Ludwig XIV. von Frankreich 1667 die spanischen Niederlande sich anzueignen
suchte. Er stützte sich dabei auf das sogen. Devolutionsrecht, welches in Brabant und einigen Nachbarprovinzen
galt, und nach welchem das Erbe eines Mannes den Kindern der ersten Ehe ausschließlich gehörte und im Augenblick einer zweiten
Vermählung auf dieselben »devolvierte« (überging), während der wieder
verheiratete Vater nur den Nießbrauch dieses Vermögens bis zu seinem Tod behielt.
Hiernach erhob Ludwig XIV. nach dem Tod seines Schwiegervaters Philipp IV. von Spanien im Namen seiner Gemahlin
Maria Theresia, als der einzigen Tochter Philipps aus erster Ehe, in ganz willkürlicher, unbegründeter Weise Anspruch auf die
spanischen Niederlande. Er besetzte 1667 dieses Gebiet, ohne großen Widerstand zu finden, und 1668 die Freigrafschaft Burgund,
begnügte sich aber, als England, Holland und Schweden 23. Jan. 1668 die Tripelallianz gegen ihn schlossen,
in dem Frieden von Aachen (2. Mai 1668) mit den flandrischen Städten Lille, Charleroi, Tournai, Douai, Courtrai etc.
der erste gegen die span. Niederlande gerichtete Raubkrieg Ludwigs XIV., hat seinen
Namen von dem in einigen niederländ. Provinzen gebräuchlichen Recht der Devolution (s. d.), aus dem die offiziellen Staatsrechtslehrer
Ludwigs folgerten, daß jene Provinzen seiner Gemahlin Maria Theresia als der ältesten Tochter Philipps IV. von Spanien zufallen
müßten. Als nach dem Tode des span. Königs dieser Anspruch erhoben und von Spanien abgelehnt wurde, begann
Ludwig XIV.
im Sommer 1667 den Krieg, für den er alles vorbereitet und den kaum gerüsteten Gegner völlig isoliert hatte.
So gerieten die Unternehmungen, an denen der junge König mit dem ganzen Hof teilnahm, überaus leicht.
Charleroi, Tournay, Douay, Oudenaarde und endlich Lille fielen nach geringem Widerstande, während Brüssel
und Dendermonde sich hielten. Schon war Ludwig entschlossen, den Feldzug von neuem zu beginnen, als Holland und England zusammen
mit Schweden unter Jans de Witt Leitung sich zur Tripelallianz zusammenthaten (Jan. 1668), die dem König den Statusquo bewilligte,
aber weitere Eroberungen verbot. Während Spanien selbst noch zögerte, in den Verlust des von Frankreich
eroberten Teils der Niederlande zu willigen, verstärkte Ludwig XIV. seine Stellung Febr. 1668 durch die rasche Eroberung der
Franche-Comté, nahm aber trotzdem die Forderung der Tripelallianz an, zu der sich auf dem Kongreß zu Aachen (April bis Mai
1668) auch der Madrider Hof verstand. (S. Aachener Friede.) –
Vgl. Mignet, Négociations relatives à la
succession d'Espagne sous Louis XIV (4 Bde., Par.
1836–47);
Mémoires militaires relatifs à la succession d'Espagne sous Louis XIV (ebd. 1835 fg.);
Lefèvre-Pontalis, Jean
de Witt, Bd. 1 (ebd. 1884).