Deutschkon
servative
Partei
in
Deutschland,
[* 2] die auf einer in
Frankfurt
[* 3] a. M. abgehaltenen Versammlung
mit dem Zwecke gegründet wurde, die Sammlung der konservativen Elemente aller verschiedenen Schattierungen
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mehr
zunächst in Preußen,
[* 6] dann weiter im ganzen Reiche zu versuchen. Das von 27 Partei
mitgliedern unterschriebene Programm formuliert
die Grundsätze der Partei
in sechs Punkten dahin:
1) Ausbau der deutschen Einheit auf dem Boden der Reichsverfassung unter Wahrung der berechtigten Selbständigkeit der einzelnen Staaten;
2) Stetigkeit der Entwicklung des öffentlichen und privaten Rechts durch Festhalten an den geschichtlichen Grundlagen;
3) Stärkung der Regierungsgewalt auf monarchischer Grundlage, Beteiligung der Nation an der Gesetzgebung und Selbstverwaltung der kommunalen Verbände nicht auf Grund des allgemeinen Wahlrechts, sondern auf Grund der organischen Gliederungen des Volks;
4) Forderung der christlich-konfessionellen Volksschule, Verurteilung des «Kulturkampfs» und Regelung der kirchlich-polit. Verhältnisse durch Gesetz, aber ohne Gewissenszwang und ohne Übergriffe auf das Gebiet des innern kirchlichen Lebens;
5) Bekämpfung der Begünstigungen des Großkapitals, gerechte Würdigung der landwirtschaftlichen und kleingewerblichen Verhältnisse, insbesondere Revision des Gesetzes über den Unterstützungswohnsitz und der Gewerbeordnung;
6) Bekämpfung der Socialdemokratie durch gesetzlichen Schutz der redlichen Arbeit gegen Ausbeutung auf dem
Wege einer wirksamen Fabrikgesetzgebung. Im Reichstage zählte die Deutschkon
servative Partei
unmittelbar nach ihrer Konstituierung 40 Mitglieder; 1884 stieg
sie auf 76, 1887 auf 80 Mitglieder, sank 1890 auf 71 und 1893 einschließlich der Hospitanten auf 68 Mitglieder, welche Zahl
sich bis März 1894 durch Austritte auf 63 verminderte. Die Mitgliederzahlen im preuß. Abgeordnetenhause
waren 1882: 130, 1885: 136, 1888: 130, 1893: 142. Die Gegensätze zwischen einem rechten und linken Flügel der Partei
, die
zum Teil auf die ursprüngliche Zusammensetzung derselben zurückgehen, führten, nachdem der namentlich von der Kreuzzeitung
vertretene rechte Flügel die Oberhand gewonnen hatte, auf dem sog. Tivoliparteitag
zu Berlin
[* 7] zu einer Revision des Partei
programms und Aufnahme einer antisemit. Erklärung in dasselbe.