Deutsches
Festungssy
stem. Das Festungssystem
des
Deutschen
Reichs ist nach den Erfahrungen des
Krieges von 1870/71 neu
geordnet.
Landau,
[* 2] Minden,
[* 3]
Erfurt,
[* 4] Wittenberg,
[* 5] Cosel,
[* 6]
Neisse,
[* 7]
Stettin,
[* 8]
Sonderburg-Düppel, Kolberg,
[* 9]
Stralsund,
[* 10] die Brückenbefestigung
von
Düsseldorf
[* 11] und seit 1891 auch Rastatt
[* 12] sind aufgegeben. Dagegen wurden beibehalten und großenteils erweitert
Bitsch,
Boyen
(Lötzen),
Breisach, Cüstrin,
[* 13]
Danzig,
[* 14]
Diedenhofen,
[* 15]
Germersheim,
Glatz,
[* 16]
Glogau,
[* 17] Graudenz,
[* 18]
Ingolstadt,
[* 19] Koblenz
[* 20] und Ehrenbreitstein,
Köln,
[* 21] Königsberg,
[* 22] Königstein,
Magdeburg,
[* 23] Mainz,
[* 24] Metz,
[* 25] Pillau,
Posen,
[* 26] Saarlouis,
Spandau,
[* 27]
Straßburg,
[* 28]
Swinemünde,
Thorn,
[* 29]
Ulm,
[* 30] Wesel,
[* 31] die Brückenbefestigungen von Marienburg
[* 32] und Dirschau
[* 33] sowie die Küstenbefestigungen von
Cuxhaven, Friedrichsort-Kiel,
Geestemünde und Wilhelmshaven.
[* 34]
Die Einführung der
Brisanzgeschosse bedingte, nachdem der
Ausbau des Festungssy
stems vollendet war, wiederum
durchgreifende
Veränderungen. Diejenigen kleinern Festungen, welche im Gegensatz zu den großen Fortfestungen als minder
wichtig bezeichnet werden, sind in ihren zum
Teil veralteten Werken wesentlich vereinfacht und nur noch ihrer geringern Bedeutung
entsprechend ausgerüstet. Das Deutsches Festungssystem
steht im Gegensatz zu den in
Frankreich nach 1871 maßgebend gewordenen
Grundsätzen;
Frankreich hat seine Grenze gegen
Deutschland
[* 35] zunächst durch eine Anzahl, die Zwischenräume größerer Waffenplätze
[* 36] (Verdun,
[* 37]
Toul,
[* 38]
Epinal,
Belfort)
[* 39] in dichter Aneinanderreihung sperrender kleiner Militärfestungen
(Sperrforts) gesichert; dahinter
liegen eine Anzahl verschanzter Lager
[* 40] (Reims,
[* 41]
Soissons-La Fère-Laon, Langres, Dijon)
[* 42] und den
Kern der Landesverteidigung bildet
die durch einen weit vorgeschobenen Gürtel
[* 43] von verschanzten Lagern und
Forts beträchtlich erweiterte
Festung
[* 44]
Paris.
[* 45]
Das Deutsche Reich, [* 46] welches den altpreuß. Grundsatz, den Schwerpunkt [* 47] der Kriegführung in die Feldarmee zu legen, aufrecht erhält, hat dagegen alle irgendwie entbehrlichen Plätze und namentlich auch solche, deren Umbau in zeitgemäßem Sinne zu große Opfer bedingt hätte, aufgegeben und sich im wesentlichen auf größere Waffenplätze, welche der Feldarmee als Stützpunkt und Rückhalt dienen, sowie auf mehrere kleine, im wesentlichen nur als sperren zu betrachtende Festungen beschränkt.
Man hat gleichzeitig den meisten großen Plätzen durch Vorschieben der Stadtumwallung größere Ausdehnungsfähigkeit verliehen (Köln, Mainz, Straßburg, Magdeburg, Spandau, Thorn), namentlich wurde die bisher weniger berücksichtigte Ostgrenze durch die großartigen Erweiterungsbauten von Königsberg, Thorn und Posen besser geschützt. Die Küstenbefestigungen sind vollständig ausgebaut, besonders die Kriegshäfen Wilhelmshaven und Kiel [* 48] (Friedrichsort). Die Sicherung der größern Plätze gegen Bombardement, die durch weit vorgeschobene Forts bewirkt wurde, besteht nicht mehr, seitdem in neuester Zeit der Belagerungsartillerie Geschütze [* 49] schweren Kalibers mit einer Schußweite bis zu 12 km einverleibt worden sind.
Gruppierung der festen Plätze nach ihrer Lage: im Westen als große Fortfestungen Metz, Straßburg, dahinter Köln, Mainz. Als minder wichtige Punkte: Diedenhofen, Bitsch, Neubreisach, Wesel, Koblenz, Germersheim. Im Süden an der Donau Ulm und Ingolstadt. Im Osten als große Fortfestungen: Königsberg, Thorn, Posen; in zweiter Linie Danzig, Cüstrin; als minderwichtige Punkte und zum Küstenschutz: Pillau, Lötzen (Feste Boyen), Marienburg-Dirschau, Graudenz, Glogau, Glatz. Als große Waffenplätze im Innern: Magdeburg und Spandau, als Sperrpunkt Königstein;
ausschließlich zum Küstenschutz: Weichselmünde, Neufahrwasser, Swinemünde, Friedrichsort, Cuxhaven, Geestemünde, Wilhelmshaven.