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entsprechend) 2-3 Regimenter umfaßt; im ganzen bestehen 17 Fußartillerieregimenter zu je 2 Bataillonen (das Regiment Nr. 2 und das 2. bayr. haben 3) mit je 4 Compagnien (das 2. Bataillon des Regiments Nr. 12 hat 5) und das einzelne (königlich württemb.) Bataillon Nr. 13, zusammen 37 Fußartilleriebataillone mit 149 Compagnien von durchschnittlich 125 Mann. Die gesamte Fußartillerie (mit Ausschluß von Bayern) steht unter der preuß. Generalinspektion der Fußartillerie und hat keine Beziehungen zu den Divisionen; nur den Generalkommandos sind in verschiedenen Dienstangelegenheiten die Fußartillerietruppenteile unterstellt. Das Ingenieurkorps zerfällt jetzt in 3 Ingenieur- und 3 Pionierinspektionen; erstern sind 7 Festungsinspektionen unterstellt, letztern die Pionierbataillone. Die 23 Pionierbataillone haben je 4 (das Garde- und die beiden bayr. Pionierbataillone je 5) Compagnien, im ganzen 85 Compagnien von durchschnittlich 120 Mann.
Die preuß. Eisenbahnbrigade hat 3 Regimenter von je 2 Bataillonen zu 4 Compagnien, im ganzen 24 Compagnien; das 1. und 3. Regiment sind vollständig königlich preußisch, beim 2. Regiment ist die 4. Compagnie königlich württembergisch, die 7. und 8. Compagnie königlich sächsisch. Das bayr. Eisenbahnbataillon hat 2 Compagnien. Dem 1. Eisenbahnregiment ist eine Luftschifferabteilung, dem bayr. Eisenbahnbataillon eine Luftschiffer-Lehrabteilung zugeteilt.
Es bestehen 1894 im ganzen 173 Infanterieregimenter zu 4 Bataillonen, das Lehrinfanteriebataillon, 19 Jägerbataillone, 93 Kavallerieregimenter zu 5 Schwadronen, 43 Feldartillerieregimenter mit 494 Batterien, darunter 47 reitende, 17 Regimenter und 1 selbständiges Bataillon Fußartillerie, 23 Bataillone Pioniere, 3 Eisenbahnregimenter einschließlich Luftschiffer-Abteilung, 1 Eisenbahnbataillon, 21 Trainbataillone mit 63 Compagnien.
Wie sich in der Zeit vor und nach dem sowie nach dem die Truppenteile des stehenden Heers auf die vier selbständigen Militärverwaltungen von Preußen, Bayern, Sachsen und Württemberg verteilten, zeigt folgende Tabelle:
Das preuß. Gardekorps hat keinen Territorialbezirk, da es sich aus der ganzen preuß. Monarchie sowie aus Elsaß-Lothringen ergänzt. Die Territorialbezirke der übrigen Armeekorps sind die folgenden. 1. Korps (Korpskommando in Königsberg): die Provinz Ostpreußen ohne die Kreise Neidenburg und Osterode in Ostpreußen. 2. Korps (Stettin): die Provinz Pommern (ohne die Kreise Schlawe, Rummelsburg, Stolp, Lauenburg in Pommern, Bütow), der Reg.-Bez. Bromberg und die Kreise Flatow und Deutsch-Krone der Provinz Westpreußen. 3. Korps (Berlin): Stadt Berlin und Provinz Brandenburg. 4. Korps (Magdeburg): die Provinz Sachsen, die Herzogtümer Anhalt und Sachsen-Altenburg, die Fürstentümer Schwarzburg-Sondershausen und -Rudolstadt, die Fürstentümer Reuß älterer und jüngerer Linie. 5. Korps (Posen): die Reg.-Bez. Posen und Liegnitz. 6. Korps (Breslau): die Provinz Schlesien (außer dem Reg.-Bez. Liegnitz). 7. Korps (Münster): die Provinz Westfalen (außer den 7 südlichsten Kreisen) und der Reg.-Bez. Düsseldorf (außer den südwestl. 5 Kreisen), die Fürstentümer Lippe und Schaumburg-Lippe. 8. Korps (Koblenz): die Rheinprovinz (außer dem zum 7. Korps gehörenden Teile des Reg.-Bez. Düsseldorf und dem Kreise Wetzlar), das oldenb. Fürstentum Birkenfeld. 9. Korps (Altona): die Provinz Schleswig-Holstein, der Reg.-Bez. Stade, die Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz, das oldenb. Fürstentum Lübeck, die drei Hansestädte. 10. Korps (Hannover): die Provinz Hannover (außer dem Reg.-Bez. Stade), der Kreis Rinteln des Reg.-Bez. Cassel, die Herzogtümer Oldenburg und Braunschweig. 11. Korps (Cassel): die Provinz Hessen-Nassau (außer dem Kreise Rinteln), der Kreis Wetzlar vom Reg.-Bez. Koblenz, die nicht zum 7. Korps gehörigen südlichsten Kreise (Arnsberg, Meschede, Brilon, Altena, Olpe, Siegen, Wittgenstein) der Provinz Westfalen, das Großherzogtum Sachsen-Weimar, die Herzogtümer Sachsen-Coburg-Gotha und Sachsen-Meiningen, das Fürstentum Waldeck; dazu das Großherzogtum Hessen, welches als Bezirk der 25. Division teilweise (namentlich in Ersatzangelegenheiten) die Selbständigkeit eines Korpsbezirks hat. 12. Korps (Dresden): das Königreich Sachsen. 13. Korps (Stuttgart): das Königreich Württemberg. 14. Korps (Karlsruhe): Großherzogtum Baden und Hohenzollern, von Elsaß-Lothringen der Bezirk Oberelsaß. 15. Korps (Straßburg): der Bezirk Unterelsaß, sowie die Kreise Saarburg und Saargemünd des Bezirks Lothringen. 16. Korps (Metz): vom Bezirk Lothringen die Kreise Stadtkreis Metz, Landkreis Metz, Bolchen, Château-Salins, Diedenhofen,
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Forbach. 17. Korps (Danzig): die Provinz Westpreußen (ohne die Kreise Flatow und Deutsch-Krone);
die Kreise Neidenburg und Osterode des Reg.-Bez. Königsberg;
die Kreise Schlawe, Rummelsburg, Stolp, Lauenburg in Pommern, Bütow des Reg.-Bez. Köslin.
Die beiden letzten Armeekorpsbezirke bildet Bayern, die Generalkommandos derselben befinden sich in München und Würzburg.
Vgl. hierzu die Karten: 1) Militärdislokation im Deutschen Reiche und in den Grenzgebieten seiner Nachbarstaaten; 2) Militärdislokation im Deutschen Reiche, östliche Grenze. S. auch Französisches Heerwesen (mit Dislokationskarten).
Die Truppenteile der von Preußen, Bayern, Sachsen, Württemberg gestellten Korps ergänzen sich aus ihren Stammbezirken, während die Ersatzmannschaften des 15. und 16. Korpsbezirks auf die Truppenteile anderer Armeekorps verteilt werden.
Die unter preuß. Militärverwaltung stehenden Bundesstaaten stellen folgende Kontingente: Baden 7 Infanterie-, 3 Dragoner-, 2 Feldartillerieregimenter (zusammen 15 fahrende und 1 reitende Batterie stark) sowie je 1 Regiment Fußartillerie zu 2 Bataillonen und je 1 Bataillon Pioniere und Train;
Hessen 4 Infanterie-, 2 Dragoner- und 1 Feldartillerieregiment (5 fahrende und 1 reitende Batterie) nebst 1 Trainbataillon;
Mecklenburg-Schwerin 2 Infanterie- (zusammen 5 Bataillone) und 2 Dragonerregimenter nebst 3 fahrenden Batterien;
Mecklenburg-Strelitz 1 Infanteriebataillon und 1 fahrende Batterie;
Oldenburg 1 Infanterie- und 1 Dragonerregiment;
Braunschweig 1 Infanterie- und 1 Husarenregiment nebst 1 fahrenden Batterie;
Anhalt 1 Infanterieregiment;
Thüringen 3 Infanterieregimenter;
Lübeck, Bremen und Hamburg zusammen 2 Infanterieregimenter.
Die Friedensstärke des Reichsheers beläuft sich (1893/94) auf 22102 Offiziere, 530193 Mannschaften (einschließlich Unteroffiziere, Spielleute, Gefreite und Gemeine, aber ohne Ökonomiehandwerker) und 95774 Dienstpferde. Der Friedensstand an Offizieren, Mannschaften und Dienstpferden verteilt sich auf die einzelnen Waffengattungen folgendermaßen:
Waffengattungen | Offiziere | Mannschaft | Dienstpferde |
---|---|---|---|
Nichtregimentierte Offiziere und besondere Formationen | 2636 | 2845 | - |
Infanterie und Jäger | 12028 | 363744 | - |
Kavallerie | 2326 | 63695 | 63157 |
Feldartillerie | 2623 | 56469 | 28538 |
Fußartillerie | 858 | 22271 | 16 |
Pioniere und Eisenbahntruppen | 726 | 14567 | - |
Train | 305 | 7391 | 4083 |
278 Bezirkskommandos | 570 | 5211 | - |
^[horizontale Additionslinie]
22072 | 536193 | 95794 | |
---|---|---|---|
^[Fussnote] Die Nichtkombattanten, z. B. Ökonomiehandwerker, sind außer Berechnung geblieben.
Zu den nichtregimentierten Offizieren gehören die höhern Truppenbefehlshaber sowie die Offiziere der Strafabteilungen und Korpsbekleidungsämter, zu den besondern Formationen das Lehrinfanteriebataillon, die Schießschulen der Infanterie, der Feld- und der Fußartillerie, ferner die Schloßgardecopagnie in Berlin, die Garde-Unteroffiziercompagnien in Stuttgart und Darmstadt, die Leibgarde der Hartschiere in München, das reitende Feldjägerkorps in Berlin, die Militärreitschule in Hannover, die Militärturnanstalt, die Militärerziehungs- und -Bildungsanstalten.
Das Heer in seiner Friedenspräsenzstärke bildet den Grundstock für das Heer auf dem Kriegsfuß, welches durch die Mobilmachung (s. d.) gebildet wird. Die Friedenscadres ergänzen sich aus dem Beurlaubtenstande auf Kriegsstärke und bilden neue Truppenteile, Kolonnen und Trains durch Abgabe von Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften. Die erforderlichen Pferde werden im Lande ausgehoben; Waffen, Bekleidung und Ausrüstung liegen für alle Ergänzungen und Neubildungen bereits im Frieden bereit.
Das auf solche Weise in kürzester Frist auf Kriegsfuß gebrachte Heer bildet mit Bezug auf die Art der Verwendung: Feld-, Feldreserve-, Besatzungs- und Ersatztruppen. Den Feldtruppen gehören im allgemeinen die jüngsten Mannschaften an, den Feldreservetruppen die mittlern Jahrgänge des Beurlaubtenstandes, den Besatzungstruppen die ältern, zum Teil nicht mehr felddienstfähigen Mannschaften. Zu den Ersatztruppen gehören Mannschaften aller Jahrgänge, je nachdem die betreffende Ersatztruppe Ergänzungsmannschaften für Feldtruppen u. s. w. auszubilden hat.
Für ihre Verwendung gliedern sich die Feldtruppen mit den Feldreservetruppen in Armeen (s. d.), welche aus mehrern Armeekorps (s. d.), Kavalleriedivisionen (s. d.) und Reservedivisionen (s. d.) bestehen. Jedes Armeekorps hat in der Regel 2 Infanteriedivisionen und 1 Reservedivision, welche sich meist aus 2 Infanteriebrigaden (zu 2 Regimentern), 1 Kavallerieregiment, 1 Abteilung zu 3 Batterien, 1 Pioniercompagnie mit Feldbrückentrain und 1 Sanitätsdetachement, 1 Munitionskolonnen-Abteilung zusammensetzen. Außerdem sind den Armeekorps in der Regel 1 Jägerbataillon, die Korpsartillerie, 1 Korps-Brückentrain, Munitionskolonnen und Trains (Proviant-, Fuhrpark-, Feldbäckerei-Kolonnen, Reserve-Bäckerdetachement, Feldlazarette, Pferdedepot) zugeteilt. - Die Besatzungstruppen bilden die Besatzung der festen Plätze und werden zur Sicherung der rückwärtigen Verbindungen des Heers (s. Etappenlinien) verwendet. Die Kriegsstärke des Heers ist abhängig von der Anzahl der Neuformationen, welche bei der Mobilmachung zur Ausstellung gelangen. Die Mobilmachung wird durchaus geheim gehalten, ebenso auch die wirkliche Kriegsstärke. Man darf indessen annehmen, daß sie das Vierfache der Friedensstärke, also rund 2 Mill. Streiter erreicht.
Im J. 1886 wurde die Uniformierung des bayr. Heers verändert; am meisten in die Augen fallend ist der Ersatz des bayr. Raupenhelms durch den Helm mit Spitze (preuß. Helm); ebenso die Bekleidung und Ausrüstung der seit in den Verband des preuß. Heers übernommenen braunschweig. Truppen (s. Braunschweig, Heerwesen).
Im Herbst 1886 begann die Neubewaffnung der deutschen Infanterie mit dem Gewehr M. 71/84.
Am wurden neue Bestimmungen über die Ausrüstung der Infanterie erlassen, durch welche die Belastung des kriegsmäßig ausgerüsteten Soldaten beträchtlich verringert wurde. Ein neuer Helm mit schwarzem Lederriemen, anstatt der bisherigen Schuppenketten, wurde eingeführt. Kochgeschirr und Tornister wurden erleichtert und die
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Patrontaschen zweckmäßig verändert. Mit Ausnahme der 1. und 2. Bataillone der Garderegimenter und der Grenadierregimenter Nr. 1-12 ward durchweg schwarzes Lederzeug eingeführt. Auch die Landwehrbezirkseinteilung wurde im Laufe der Jahre mehrfach geändert. Die Einführung wesentlicher Erleichterungen ist in nächster Zeit zu erwarten.
Die in den J. 1888-90 zum Teil geänderte Bewaffnung der Deutschen Armee ist 1892 folgende:
1) Infanterie: Feldwebel, Vicefeldwebel, die in gleichem Range stehenden Stabshoboisten, Stabshornisten und Zahlmeisteraspiranten: Infanterie-Offizierdegen n/M und Revolver 83; alle übrigen Unteroffiziere und Gemeine: Gewehr 88 und Infanterieseitengewehr.
2) Jäger und Schützen, Pionier- und Eisenbahnregiment dasselbe, jedoch Hirschfänger 71 bez. Faschinenmesser 71. 3) Kavallerie: Garde du Corps und Kürassierregimenter: Kürassierdegen 54;
alle übrigen: Kavalleriedegen 1889 (seit 1890) und Stahlrohrlanzen (s. Lanze), letztere außer Portepeeunteroffizieren und Trompetern;
alle Unteroffiziere und Trompeter: Revolver 83;
Gemeine: Karabiner 88.
4) Feldartillerie: fahrende und reitende Batterien das Feldgeschütz C/73/88 (das bisherige schwere Feldgeschütz);
Unteroffiziere und Mannschaften der reitenden Batterien: Artilleriesäbel und Revolver 83;
die Fußmannschaften der fahrenden Batterien: Infanterieseitengewehr n/M und Revolver 83 (seit 1891).
5) Fußartillerie: die Chargen im Range des Feldwebels: Artillerie-Offiziersäbel und Revolver 83;
Unteroffiziere und Gemeine: Karabiner 88 (seit 1891) und Infanterieseitengewehr 71.
6) Train: Unteroffiziere und berittene Mannschaften: Artilleriesäbel (auch Kavalleriesäbel a/M) und Chassepotkarabiner (Karabiner 71);
die als Fußmannschaften ausgerüsteten Trainsoldaten: Infanterieseitengewehr n/M.
Seit 1888 hat die Infanterie das neue Exerzierreglement. Die Einführung eines kleinkalibrigen Magazingewehrs und des rauchschwachen Pulvers wurde 1890/91 vollendet. Die Taktik der Infanterie sowie die der andern Waffen erleidet dadurch einen völligen Umschwung, dessen Tragweite sich bis zu ihren äußersten Grenzen noch nicht übersehen läßt. 1890 wurden 2 Kavallerieinspecteure (s. d.) und eine Kavalleriekommission (s. d.) neu geschaffen, die Traininspektion in eine Traindepotinspektion (s. d.) verwandelt. Über die Veränderungen im Kriegsministerium und Generalstabe s. Preußen.
II. Kriegsmarine. Die Kriegsmarine des Deutschen Reichs steht unter dem Oberbefehl des Kaisers, dem der kommandierende Admiral für die Kriegstüchtigkeit des Personals verantwortlich ist. Die Verwaltung, deren Mittel jährlich durch den Marine-Etat des Reichstags festgestellt werden, geschieht unter Verantwortlichkeit des Reichskanzlers durch den Staatssekretär des Reichs-Marineamtes, der außerdem für die Kriegsbereitschaft des Materials (Schiffe und Küstenbefestigung) Sorge zu tragen hat.
Die Marine gliedert sich in Marinebehörden und Marineteile. Zu erstern zählen Kommando- und Verwaltungsbehörden, Institute und Kommissionen. Oberste Kommandobehörde der Marine ist das Oberkommando (s. d.); demselben sind unterstellt: die Kommandos der Marinestationen der Ostsee und der Nordsee (Marine-Stationskommandos, s. d.), die Direktion des Bildungswesens der Marine (s. d.), die Marine-Inspektionen (s. d.), die Inspektionen der Marine-Artillerie (s. d.), des Torpedowesens (s. d.) und der Marine-Infanterie (s. d.) sowie die Marinekommandanturen; ferner alle Kommandobehörden zur See für die Dauer ihres Bestehens, also die Flotten-, Flottillen-, Geschwader-, Divisions- und Schiffskommandos.
Oberste Verwaltungsbehörde ist das Reichs-Marineamt (s. d.); von diesem ressortieren folgende technische Institute: die Marinewerften (s. Werft) zu Kiel, Wilhelmshaven, Danzig, die Artillerie- und Minendepots zu Friedrichsort, Wilhelmshaven, Geestemünde, Cuxhaven, das Torpedodepot zu Friedrichsort, die Deutsche Seewarte zu Hamburg (s. Seewarte), ferner die Havariekommissionen (s. d.), die Schiffsprüfungskommission (s. d.), die Schiffsartillerie-Prüfungskommission (s. d.), das Torpedo-Versuchskommando (s. d.) und endlich sechs Küstenbezirksämter.
Ferner bestehen folgende Verwaltungsbehörden: die Marine-Stationsintendanturen, Stationskassen, Bekleidungs- und Verpflegungsämter und die Marinelazarette zu Kiel, Friedrichsort, Wilhelmshaven und Jokohama. Die Marineteile zerfallen in solche zur See und solche am Lande. Die Marineteile zur See (die Flotte) werden unterschieden nach dem Kriegszweck der Schiffe und außerdem nach der Größe in Schiffe 1. bis 7. Ranges. Aus der nachfolgenden Schiffsliste ergeben sich auch die Grundsätze für die Benennung der Schiffsarten.
Sr. Maj. Schiffe und Fahrzeuge.
Namen | Station | Geschütze | Deplacement in Tonnen | Indizierte Pferdekräfte | Geschwindigkeit in Knoten | Jahr des Stapellaufes | Besatzungsetat | Schiffsklasse |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1) Panzerschiffe.
I. Klasse.
Kurfürst Friedrich Wilhelm | N | 1210033 | 9000 | 16 | 91 | 552 | S. 1 |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Brandenburg | N | 1210033 | 9000 | 16 | 91 | 552 | " |
Weißenburg | N | 1210033 | 9000 | 16 | 92 | 552 | " |
Wörth | N | 1210033 | 9000 | 16 | 92 | 552 | " |
II. Klasse.
König Wilhelm | N | 29 | 9757 | 8000 | 15 | 68 | 732 | S. 1 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Kaiser | O | 15 | 7676 | 8000 | 14 | 74 | 644 | " |
Deutschland | O | 15 | 7676 | 8000 | 14 | 74 | 644 | " |
Friedrich der Große | N | 6 | 6770 | 5400 | 14 | 74 | 544 | S. 2 |
III. Klasse.
Preußen | N | 6 | 6770 | 5400 | 14 | 73 | 544 | S. 2 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Bayern | O | 8 | 7400 | 5600 | 14 | 78 | 377 | S. 3 |
Sachsen | O | 8 | 7400 | 5600 | 14 | 77 | 377 | " |
Württemberg | O | 8 | 7400 | 5600 | 14 | 78 | 377 | " |
Baden | O | 8 | 7400 | 5600 | 14 | 80 | 361 | " |
Oldenburg | N | 10 | 5200 | 3900 | 15 | 84 | 377 | " |
IV. Klasse.
Siegfried | N | 3 | 3495 | 4800 | 17 | 89 | 257 | S. 4 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Beowulf | N | 3 | 3495 | 4800 | 16 | 90 | 262 | " |
Frithjof | N | 3 | 3495 | 4800 | 16 | 91 | 262 | " |
Heimdall | N | 3 | 3495 | 4800 | 16 | 92 | 262 | " |
Hildebrand | N | 3 | 3495 | 4800 | 16 | 92 | 262 | " |
Hagen | O | 3 | 3495 | 4800 | 16 | 93 | 262 | " |
2) Panzerkanonenboote.
Wespe | N | 1 | 1109 | 700 | 11 | 76 | 76 | S. 5 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Viper | N | 1 | 1109 | 700 | 11 | 76 | 76 | " |
Biene | O | 1 | 1109 | 700 | 11 | 76 | 76 | " |
Mücke | N | 1 | 1109 | 700 | 11 | 77 | 77 | " |
Skorpion | N | 1 | 1109 | 700 | 11 | 76 | 76 | " |
Basilisk | O | 1 | 1109 | 700 | 11 | 78 | 76 | " |
Chamäleon | N | 1 | 1109 | 700 | 11 | 78 | 76 | " |
Krokodil | O | 1 | 1109 | 700 | 11 | 79 | 76 | " |
Salamander | N | 1 | 1109 | 700 | 11 | 80 | 76 | " |
Natter | O | 1 | 1109 | 700 | 11 | 76 | 76 | " |
Hummel | O | 1 | 1109 | 700 | 11 | 76 | 76 | " |
Brummer | N | 1 | 866 | 1500 | 16 | 84 | 78 | " |
Bremse | N | 1 | 866 | 1500 | 16 | 84 | 78 | " |
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Namen | Station | Geschütze | Deplacement in Tonnen | Indizierte Pferdekräfte | Geschwindigkeit in Knoten | Jahr des Stapellaufes | Besatzungsetat | Schiffsklasse |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
3) Kreuzer.
II. Klasse.
Kaiserin Augusta | N | 12 | 6052 | 12000 | 21 | 92 | 427 | S. 3 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Prinzeß Wilhelm | N | 14 | 4400 | 8000 | 18 | 87 | 361 | " |
Irene | N | 14 | 4400 | 8000 | 18 | 87 | 361 | " |
III. Klasse
Gesion | N | 14 | 4109 | 9000 | ? | 93 | 302 | S. 4 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Alexandrine | N | 14 | 2373 | 2400 | 15 | 85 | 268 | " |
Arcona | N | 14 | 2373 | 2400 | 15 | 85 | 268 | " |
Olga | N | 12 | 2169 | 2100 | 14 | 80 | 269 | " |
Marie | N | 10 | 2169 | 2100 | 14 | 81 | 269 | " |
Sophie | N | 12 | 2169 | 2100 | 14 | 81 | 269 | " |
Freya | N | 8 | 2017 | 2400 | 14 | 72 | 250 | " |
IV. Klasse.
Falke | O | 8 | 1580 | 2800 | 16 | 91 | 159 | S. 5 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Bussard | O | 8 | 1580 | 2800 | 16 | 91 | 159 | " |
Seeadler | O | 8 | 1600 | 2800 | 16 | 91 | 159 | " |
Condor | O | 8 | 1600 | 2800 | 16 | 92 | 159 | |
Cormoran | O | 8 | 1600 | 2800 | 16 | 92 | 159 | |
Schwalbe | O | 8 | 1120 | 1500 | 15 | 87 | 116 | " |
Sperber | O | 8 | 1120 | 1500 | 15 | 88 | 116 | " |
4) Kanonenboote.
Habicht | O | 5 | 848 | 600 | 12 | 79 | 129 | S. 5 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Wolf | N | 4 | 489 | 340 | 9 | 78 | 85 | S. 6 |
Hyäne | N | 4 | 489 | 340 | 10 | 78 | 85 | " |
Iltis | N | 4 | 489 | 340 | 10 | 78 | 85 | " |
Loreley | N | 4 | 398 | 350 | 9 | 71 | 65 | " |
5) Avisos.
Kaiseradler | O | 6 | 1700 | 3000 | 21 | 76 | 150 | S. 4 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Greif | O | 2 | 2000 | 5400 | 19 | 86 | 155 | S. 5 |
Pfeil | N | 5 | 1382 | 2700 | 16 | 82 | 134 | " |
Blitz | O | 5 | 1382 | 2700 | 16 | 82 | 133 | " |
Wacht | N | 3 | 1240 | 4000 | 19 | 88 | 140 | " |
Jagd | N | 3 | 1240 | 4000 | 19 | 89 | 140 | " |
Zieten | O | - | 975 | 2350 | 16 | 76 | 112 | " |
Meteor | O | 4 | 946 | 4500 | 21 | 90 | 115 | " |
Komet | N | 4 | 946 | 5000 | 22 | 92 | 115 | " |
6) Schulschiffe.
Mars | N | 29 | 3333 | 2000 | 13 | 79 | 697 | S. 2 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Leipzig | N | 16 | 3925 | 4800 | 14 | 75 | 464 | S. 3 |
Charlotte | N | 18 | 3222 | 3000 | 16 | 85 | 455 | " |
Stosch | O | 16 | 2856 | 2500 | 13 | 77 | 446 | " |
Stein | O | 16 | 2856 | 2500 | 14 | 79 | 446 | " |
Moltke | O | 16 | 2856 | 2500 | 13 | 77 | 461 | " |
Gneisenau | O | 16 | 2856 | 2500 | 13 | 79 | 461 | " |
Blücher | O | - | 2856 | 2500 | 13 | 77 | 399 | " |
Nixe | O | 8 | 1760 | 700 | 10 | 85 | 348 | " |
Carola | N | 12 | 2169 | 2100 | 14 | 80 | 269 | S. 4 |
Rhein | O | - | 498 | 200 | ? | ? | 80 | S. 6 |
Ulan | O | - | 377 | 800 | ? | 76 | 41 | S. 7 |
Grille | O | 3 | 350 | 700 | 13 | 67 | 73 | S. 5 |
Hay | N | 2 | 203 | 160 | 10 | 81 | 40 | S. 7 |
Otter | O | - | 129 | 140 | 10 | 77 | 43 | " |
7) Schiffe zu besondern Zwecken.
Hohenzollern | O | 4 | 4187 | 9000 | 22 | 92 | 279 | S. 3 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Pelikan | O | - | 2360 | 3000 | ? | 91 | 183 | S. 5 |
Möve | O | 5 | 848 | 600 | 14 | 79 | 128 | " |
Nautilus | O | 4 | 716 | 600 | 10 | 71 | 99 | " |
Albatros | N | 4 | 716 | 600 | 10 | 71 | 99 | " |
Friedrich Karl | N | 16 | 6007 | 3500 | 13 | 67 | 538 | S. 2 |
Kronprinz | N | 16 | 5568 | 4800 | 13 | 67 | 544 | " |
Arminius | O | 4 | 1583 | 1200 | 10 | 64 | 132 | S. 4 |
Luise | O | 7 | 1719 | 2100 | 13 | 72 | 169 | " |
^[Fussnoten] N bedeutet Nordsee, O Ostsee und S. Schiff.
Hierzu kommen noch etwa 90 Torpedoboote verschiedener Größe mit je 15-30 Mann Besatzung und 16-26 Knoten Geschwindigkeit.
Nur die Zahl der Geschütze von 12 cm aufwärts ist angegeben, die leichtern Kaliber, sowie Schnellfeuerkanonen sind nicht darin enthalten.
Zu Abteilung 7: Hohenzollern ist kaiserl. Jacht: Pelikan Transportschiff; Möve, Nautilus, Albatros sind Vermessungsschiffe; Friedrich Karl, Kronprinz, Arminius, Luise Hafenschiffe.
Die Küstenbefestigungen (s. d.) an der Jade, Weser, Elbe sowie die des Kieler Hafens sind gleichfalls der Marine zugeteilt. Den Aufgaben jeder Marine entsprechend, hat man dem Gebrauchszweck nach zu unterscheiden: Schiffe für den polit. Dienst, Schlachtschiffe und Schiffe für die Küstenverteidigung. Für die Aufgaben des handelspolit. und diplomat. Dienstes ist die Kreuzerflotte bestimmt; deshalb werden diese Schiffe in den ausländischen Gewässern, gleichzeitig zum Schutz der dortigen Deutschen, stationiert und finden Verwendung für koloniale Zwecke, und im Kriege für den Kreuzerkrieg (s. d.). Der Schwerpunkt der deutschen Marine ist die Küstenverteidigung (s. d.), welche die Streitkräfte des Heers in ihren Aufgaben an den Landesgrenzen zu entlasten vermag.
Derselben dienen die Panzerfahrzeuge, Avisos und Torpedoboote. Zu offensiven Vorstößen bei der Küstenverteidigung und zum Kampfe um die Beherrschung eines Meeresteils dient die Schlachtflotte, aus Hochsee-Panzerschiffen bestehend. Wenngleich bei einem europ. Kriege für Deutschland die Entscheidung nie zur See herbeigeführt werden wird, so muß doch die deutsche Marine befähigt sein, wenigstens kleinern Seemächten gegenüber, die durch das Heer nicht zu erreichen sind, die Macht des Deutschen Reichs zur Geltung bringen zu können, und auch diese Aufgabe kann nur die Panzerflotte erfüllen.
Dazu kommt, daß stets die wirksamste Weise der Verteidigung der eigenen Küsten der Sieg in einer Seeschlacht bleiben wird, während die Verteidigung mit geringen Mitteln nur Nachteile abwenden, nicht aber Vorteile ausnutzen kann. Nur die Schlachtflotte ist es, welche die Aufrechterhaltung des Seehandelsverkehrs ermöglicht. Bei der Gründung des Deutschen Reichs wurde die Marine zunächst für die Erfordernisse des auswärtigen Dienstes durch die Errichtung der Kreuzerflotte geeignet gemacht, dann wurden allmählich die Küstenverteidigungsmittel gekräftigt, und erst hiernach wurde zur Stärkung der Offensivkraft in den bescheidensten Grenzen geschritten durch den Neubau von zunächst 4 mächtigen Panzerschiffen.
Nach dem Marine-Etat für 1894/95 belaufen sich die fortdauernden Ausgaben auf 51369307 M., die einmaligen Ausgaben, welche namentlich für den Bau neuer Schiffe bestimmt sind, auf etwa 15 Mill. M. (ordentlicher Etat) und etwa 6 Mill. M. (außerordentlicher Etat). Die Mobilmachung der Flotte und der Küstenverteidigungswerke erfordert etwa 50000 Mann.
Die Friedensstärke beträgt nach dem Etat 1894/95: 1 Admiral, 3 Viceadmirale, 8 Konteradmirale, 39 Kapitäne zur See, 74 Korvettenkapitäne, 148 Kapitänlieutenants, 221 Lieutenants zur See, 160 Unterlieutenants zur See, 23 pensionierte Seeoffiziere, 167 Seekadetten, 80 Kadetten, 41 Marine-Infanterieoffiziere, 80 Maschineningenieure, 73 Zeug-, Feuerwerks- und Torpedo-Offiziere, 12 Büchsenmacher, 72 Marinezahlmeister, 112 Marineärzte, 812 Deckoffiziere, 3604 Unteroffiziere, 14409 Matrosen, Heizer, Handwerker und Marinesoldaten und endlich 600 Schiffsjungen. Die Gesamtsumme beträgt also 20498 Mann.
Reichskriegshäfen (s. d.) sind Kiel und Wilhelmshaven. Die Bezeichnung aller Marinebehörden und des Personals ist «Kaiserlich», die Kokarde ist schwarz-weiß-rot, der Fahneneid wird dem «Deutschen Kaiser» auf die Kriegsflagge geleistet. - Hinsichtlich der Kriegsflagge und der übrigen bei
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den Reichsbehörden geführten Flaggen, Kommando- und Unterscheidungszeichen s. Deutschland und Deutsches Reich (Abschnitt Flaggen) und die dem Artikel beigegebene Tafel (S. 154): Flaggen des Deutschen Reichs.
Zum Dienst in der kaiserl. Marine ist die gesamte seemännische Bevölkerung des Deutschen Reichs verpflichtet; zu dieser werden gerechnet: Seeleute von Beruf, See-, Küsten- und Hafffischer, Schiffszimmerleute, Maschinisten und Heizer von See- und Flußdampfern. Unter besondern Bedingungen werden auch Nichtseeleute eingestellt als Schiffsjungen, sog. Vierjährige Matrosen, und als Handwerker oder Schreiber. Die Dienstzeit ist derjenigen des Reichsheers entsprechend: Sie beträgt 3 Jahre bei der Flotte (aktiv), 4 Jahre bei der Marine-Reserve und 5 Jahre in der Seewehr ersten Aufgebots, dann bis zur Vollendung des 39. Lebensjahres in der Seewehr zweiten Aufgebots und im Landsturm.
Über Ergänzung des Offizierbedarfs s. Seekadett. Über die Uniformen der Marine s. Uniformierung.
Geschichte. Die Anfänge der deutschen Marine, die aus der des Norddeutschen Bundes und aus der alten preußischen hervorgegangen ist, fallen in die Zeit des Großen Kurfürsten. Dieser schloß 1675 einen Mietsvertrag mit dem holländ. Schiffsherrn Benjamin Raule wegen Überlassung von 3 Fregatten und 2 kleinen Fahrzeugen, lieh sich dazu noch von der holländ. Admiralität 3 Schiffe und errang mit dieser Flotte in dem Kriege gegen Schweden (1675-79) namhafte Erfolge. 1682 errichtete der Große Kurfürst eine brandenb.-afrik.
Handelsgesellschaft; 1683 wurde durch den Kammerjunker O. F. von der Gröben, der den Befehl über die beiden Fregatten «Churprinz» und «Mohrian» hatte, die Feste Groß-Friedrichsburg in der Nähe des Kaps der drei Spitzen an der Westküste Afrikas gegründet. Bald nachher wurden auch an andern afrik. Küstenplätzen Handelsfaktoreien, durch Forts geschützt, angelegt. Infolge der Kolonialthätigkeit wurde die brandenb. Marine wesentlich vergrößert. Hauptflottenstation wurde Schloß Gretsyhl bei Emden; es waren (1688) 35 Schiffe mit 210 Kanonen und 40 Fahrzeuge mit 80 Stücken vorhanden.
Der Tod des Großen Kurfürsten 1688 war der Wendepunkt in der Entwicklung der Flotte; unter Friedrich III. verfaulte sie buchstäblich, sodaß, als zum Schutz von Groß-Friedrichsburg 1708 doch noch Soldaten nach Afrika geschickt wurden, diese unter holländ. Flagge fahren mußten. Mit Unterzeichnung der Urkunde der Verzichtleistung auf allen Kolonialbesitz durch Friedrich Wilhelm I. verschwand die weiße Flagge mit dem roten Adler von dem Weltmeer. Erst unter Friedrich Wilhelm III. tauchten wieder schüchterne Projekte in Preußen zur Gründung einer Marine auf. 1844 wurde in Stettin die Segelkorvette «Amazone» erbaut und armiert, zunächst zur Ausbildung von Navigationsschülern.
Bei den Einigungsversuchen 1848 wurde auch der Ruf nach einer deutschen Flotte laut. Es erschienen in diesem Jahre die Broschüren: «Denkschrift über die Errichtung einer deutschen Flotte» vom Kieler Ausschuß an den Hamburger Marinekongreß, «Deutschlands Bundes-Kriegshäfen als Bedürfnis für eine deutsche Kriegsmarine» von Dr. Harleß in Bonn u. a. m. Auch Prinz Adalbert von Preußen schrieb eine «Denkschrift über die Bildung einer deutschen Flotte».
Die Frankfurter Nationalversammlung bewilligte 6 Mill. Thlr. zum Ankauf von Schiffen; außerdem sammelte ein Flottenkomitee patriotische Gaben zur Gründung einer Reichsflotte. In dem Kriege gegen Dänemark (1848-50) war die einzige Aktion der deutschen Flotte unter Brommes Leitung die Rekognoscierungsfahrt mit den Dampfern «Barbarossa», «Hamburg» und «Lübeck» von Bremerhaven aus nach Helgoland zu. In der Nähe der Insel lag in Windstille die dän. Segelkorvette «Valkyrien», mit der einige erfolglose Schüsse gewechselt wurden.
Infolge eines engl. Signalschusses aber wurde aus Achtung vor der Neutralitätsgrenze das Gefecht abgebrochen. Weitere Angriffe mußten mit Rücksicht auf die Überlegenheit des dän. Blockadegeschwaders unterbleiben. Da überdies England erklärte, die deutsche Kriegsflagge - schwarz-rot-gelb, den zweiköpfigen Reichsadler auf gelbem Grund in der obern innern Ecke - nicht zu kennen, und solche unbekannte Flaggen in See wie die von Seeräubern behandeln zu wollen, so entschied sich Preußen dahin, seine Kanonenboote und die «Amazone» unter eigener Flagge - weiß, dreieckig ausgezackt, den Schwarzen Adler in der Mitte und das Eiserne Kreuz in der obern innern Ecke - fahren zu lassen. Am wurde das Oberkommando der preuß. Marine errichtet und Prinz Adalbert mit der Leitung betraut.
Die Seestreitkräfte bestanden außer der «Amazone» aus 2 armierten Raddampfern, «Adler» und «Elisabeth», 21 Ruder-Kanonenschaluppen und 6 Ruder-Kanonenjollen mit insgesamt 67 Kanonen, 37 Offizieren und 1521 Mann. Zur Ausbildung des Personals wurden Offiziere fremder Marinen herangezogen; ein Holländer, Kommodore Schröder, erhielt den Befehl über die Flottille. Das erste Gefecht lieferte der mit 4 Geschützen armierte «Adler» bei Brüsterort mit der dän. Brigg «St. Croix» von 14 Geschützen; das Gefecht wurde mit Einbruch der Dunkelheit ohne Ergebnis beendet.
Nach der Wiederherstellung des Deutschen Bundestages wurde 1852 die deutsche Flotte durch Hannibal Fischer versteigert, wobei die Fregatte «Gefion» und der Dampfer «Barbarossa» in den Besitz Preußens übergingen, das seine Flotte nunmehr allmählich auszubauen begann. 1853 wurde als Central-Verwaltungsbehörde die Admiralität in Berlin errichtet und der Vertrag mit Oldenburg wegen Überlassung des Gebietes von Heppens an der Jade, zum Bau des Kriegshafens Wilhelmshaven (s. d.), abgeschlossen. 1856 unternahm der Prinzadmiral an Bord der Dampffregatte «Danzig» eine Kreuzfahrt nach dem Mittelmeer, um die Rifpiraten an der nordafrik.
Küste El-Rif zu strafen; bei Tresforcas fand ein heftiges Landungsgefecht statt, wobei eine steile Felsenküste erstürmt wurde, dann aber unter bedeutendem Verlust vor der Übermacht der Piraten der Rückzug angetreten werden mußte. In die J. 1859-62 fällt die preuß. Expedition nach Ostasien mit den Schiffen «Arkona», «Thetis», «Frauenlob» und «Elbe», wobei der Schoner «Frauenlob» im Taifun verloren ging. Ein zweiter Verlust traf die Flotte 1861 durch den Untergang der «Amazone». Bei Ausbruch des Dänischen Krieges standen, unter Ausschluß der im Auslande befindlichen Schiffe, 3 Korvetten, 20 Dampf-Kanonenboote und 22 Ruder-Kanonenschaluppen und -Jollen Preußen zur Verfügung; Swinemünde war Hauptflottenstation. Am 17. März lieferte der Geschwaderchef Kapitän z. S. Jachmann mit den Schiffen «Arkona», «Nymphe»
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und «Loreley», sowie einer Kanonenboots-Division dem dän. Ostsee-Blockadegeschwader, bestehend aus dem weit überlegenen Schraubenlinienschiff «Skjold», den Schraubenfregatten «Själland» und «Tordenskjold» sowie den Schraubenkorvetten «Heimdal» und «Thor» ein vierstündiges unentschiedenes Gefecht bei Rügen. Am 14. April führte Prinz Adalbert auf einer Erkundungsfahrt mit der «Grille» ein 2 1/2stündiges Gefecht gegen «Skjold» und «Själland» auf 3-4000 m Entfernung, ohne wesentliche Treffer. In der Nordsee beteiligten sich die preuß. Kanonenboote bei den Unternehmungen des österr. Geschwaders.
Nach der in Kraft getretenen Verfassung des Norddeutschen Bundes wurde die Bundes-Kriegsmarine unter preuß. Oberbefehl geschaffen und die noch jetzt bestehende, der englischen nachgebildete Kriegsflagge auf der Flotte geheißt. Der Neubau einer Anzahl von Schiffen, namentlich Panzerschiffen, wurde in Angriff genommen. Kiel wurde Kriegshafen, und fand die Taufe des zweiten Kriegshafens Wilhelmshaven statt. Bei Ausbruch des Krieges 1870 besaß die Marine die 3 Panzerfregatten «König Wilhelm», «Kronprinz», «Friedrich Karl», 2 Panzerfahrzeuge, 5 gedeckte Korvetten, 4 Glattdeckskorvetten, 1 Jacht, 3 Avisos, 22 Kanonenboote. (Vgl. Livonius, Die Marine des Norddeutschen Bundes, Berl. 1869.) In der Nordsee hatten die Panzerschiffe die Außenjade, die Panzerfahrzeuge die Unterelbe zu verteidigen; in der Weser waren Kanonenboote stationiert.
Oberbefehlshaber der Nordseestreitkräfte war der Vizeadmiral Jachmann. In der Ostsee waren in Swinemünde einige hölzerne Korvetten und Kanonenboote zusammengezogen; im Auslande befanden sich die Korvetten «Hertha», «Arkona», «Medusa» und das Kanonenboot «Meteor». Die Kriegshäfen wurden in notdürftiger Weise durch Minen- und Balkensperren geschützt; Wilhelmshaven war gänzlich ohne Küstenwerke, die Werke des Kieler Hafens erhielten ihre Geschützarmierung erst mehrere Monate nach der Kriegserklärung.
Die sehr bald in der Ostsee erschienene franz. Panzerflotte von 12 Schiffen unter Admiral Bouet-Willaumez unternahm keinen Angriff auf Kiel, zeigte sich jedoch an vielen Stellen der Küste bis Neufahrwasser, wo 17. Aug. bei Hiddensee durch Graf Waldersee mit «Grille» und 3 Kanonenbooten einige Schüsse auf das franz. Geschwader abgegeben wurden und 22. Aug. die Korvette «Nymphe» einen Nachtangriff bei Oxhöft auf dasselbe machte, unter Abgabe zweier Breitseiten und schleunigem Rückzug.
Auch in der Nordsee fielen nur Schüsse ins Wasser, doch war der Zweck völlig erreicht, mit der geringen Seestreitkraft die bedeutend überlegenen Franzosen von einem Küstenangriff, Landung und Zerstörung von Häfen abzuhalten. Im Auslande kam es zu einem eigentlichen Gefecht nur bei Habana zwischen dem Kanonenboote «Meteor», Kommandant der damalige Kapitänlieutenant, jetzige Viceadmiral Knorr, und dem franz. Aviso «Bouvet» 9. Nov., wobei «Meteor» seinen Groß- und Besanmast verlor, aber dann das Glück hatte, einen Kessel des «Bouvet» zu treffen, wodurch dieser, gefechtsunfähig gemacht, sich nach Habana unter Segel flüchtete.
Nach Gründung des Deutschen Reichs wurde Generallieutenant von Stosch zum Chef der Admiralität ernannt, während Prinz Adalbert Generalinspecteur der Marine bis zu seinem erfolgten Tode blieb. Die nunmehr «Kaiserliche Marine» wurde nach dem Flottengründungsplane von 1872 bedeutend vergrößert mit einem Aufwand von rund 73 Mill. Thlr. Seitdem erfüllte bis jetzt die Marine ununterbrochen polit. Aufgaben: Schiffe wurden verwendet 1872 zu Repressalien gegen die Republik Haïti, 1873 zur Repräsentation bei der Krönungsfeier in Trondhjem, 1873 und 1874 zum Schutz der deutschen Interessen während der span. Insurrektion, wobei Kapitän zur See Werner das als Pirat zu betrachtende span. Insurgentenschiff «Vigilante» wegnahm. In die J. 1874-76 fällt die wissenschaftliche Expedition der Korvette «Gazelle» (s. d.). 1877 trat Prinz Heinrich von Preußen in die Marine ein. 1878 wurde ein deutsches Geschwader gegen die Republik Nicaragua entsandt, um einem dortigen Deutschen zu seinem Recht zu verhelfen, was ohne Gewalt gelang. Am wurde beim Dampfen im Geschwader im Kanal bei Folkestone das Panzerturmschiff «Großer Kurfürst» von dem «König Wilhelm» infolge eines durch das Ruderkommando verursachten Irrtums derart gerammt, daß es 15 Minuten nach dem Zusammenstoß kenterte und sank, wobei 5 Offiziere und 264 Mann den Tod fanden.
«König Wilhelm» konnte nur mit Mühe vor dem Sinken bewahrt und nach Portsmouth ins Dock gebracht werden. 1881 züchtigte die Korvette «Victoria» die Neger des Ortes Nanakru an der Küste von Liberia für die Plünderung des gescheiterten deutschen Dampfers «Carlos», indem sie den Ort bombardierte, durch Landungskorps die Neger vertrieb und das Dorf in Brand steckte. Ähnliche Züchtigungen führte «Carola» auf den Hermitinseln aus. Frühjahr 1883 wurde Generallieutenant von Caprivi Chef der Admiralität.
Während von Stosch durch seine organisatorischen Talente sich besonders verdient machte, indem er eine einheitliche, tüchtige Marineverwaltung schuf, wurde auf dieser Grundlage durch von Caprivi die Kriegstüchtigkeit und Schlagfertigkeit der Flotte, besonders auch in Bezug auf die Küstenverteidigung, gehoben. 1884 strandete im Sturme bei Agger an der jütländ. Westküste die Brigg «Undine», wobei die Besatzung durch die dän. Rettungsstation geborgen wurde. 1885 ging die Kreuzerkorvette «Augusta" in einer Cyklone im Golf von Aden mit der gesamten Besatzung, 9 Offiziere und 214 Mann, verloren.
Rege Thätigkeit entfaltete die Marine auf dem Gebiete der Kolonialerwerbungen. Zunächst kam es zum Kampfe in Kamerun, an dem sich die Landungskorps von «Bismarck» und «Olga» beteiligten und nach heftigen Gefechten die Hikory- und Joßneger mit Verlust von 1 Toten und mehrern Verwundeten deutscherseits besiegten. 1885 wurde durch ein Geschwader der Sultan von Sansibar zur Anerkennung der Schutzherrschaft des deutschen Kaisers über das Gebiet der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft gezwungen. 1886 hatte «Albatros» ein Gefecht mit den Insulanern auf Neu-Pommern, ebenso «Adler» auf Neu-Mecklenburg. 1887 führten Mannschaften des «Habicht» eine Expedition den Kamerunfluß hinauf aus mit mehrfachen Kämpfen gegen dortige Negerstämme. Am wurde zur Schädigung des Sklavenhandels der Araber von dem verbündeten deutschen und engl. Geschwader die Blockade über die Küsten des Sultanats Sansibar erklärt. Neben kleinern Scharmützeln machten die Mannschaften von «Leipzig» (Flaggschiff des
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Konteradmirals Deinhard),
«Sophie», «Carola» und «Hyäne» das Gefecht bei Dar es-Salaam die Expedition zur Bestrafung des Bambokostammes 11. bis 14. Febr. und die Erstürmung des Lagers des Araberführers Buschiri bei Bagamojo mit, wobei 1 Offizier und mehrere Mann fielen. Im Juli 1888 wurde an Stelle Caprivis der Viceadmiral Graf von Monts Chef der Admiralität. Im Sommer 1888 machte Kaiser Wilhelm Ⅱ. mit der Manöverflotte eine polit. Reise nach Rußland, Schweden und Dänemark. Am fand bei Apia gegen die aufständischen Samoaner ein unglückliches Gefecht der Mannschaften von «Olga» und «Eber» statt, wobei der deutsche Verlust 16 Tote, darunter 2 Offiziere, und 37 Verwundete betrug. Am strandeten bei einem Orkan im Hafen von Apia der Kreuzer «Adler» und das Kanonenboot «Eber», wobei von ersterm 10 Mann, von letzterm 5 Offiziere und 70 Mann ertranken. Die Korvette «Olga» konnte auf Strand laufen, wodurch Schiff und Besatzung gerettet wurden. Am starb Graf von Monts; Viceadmiral Freiherr von der Goltz wurde sein Nachfolger. Am fand die Teilung der Admiralität in das Oberkommando (von der Goltz) und das Reichs-Marineamt statt; zum Staatssekretär des letztern wurde der Konteradmiral Heusner ernannt, dem 1890 Konteradmiral Hollmann folgte.
Litteratur. von Borcke, Die brandenb.-preuß. Marine und die Afrikanische Compagnie (Köln 1864);
Chevalier, La marine française et la marine allemande pendant la guerre 1870‒71 (Par. 1873);
Livonius, Unsere Flotte im Deutsch-Französischen Kriege (Berl. 1871);
Die dän. Ostsee-Eskadre 1864 (ebd. 1865, anonym);
Tesdorpf, Geschichte der kaiserl. deutschen Kriegsmarine in Denkwürdigkeiten von allgemeinem Interesse (Kiel 1889);
Batsch, Admiral Prinz Adalbert von Preußen (Berl. 1891);
ders., Nautische Rückblicke (ebd. 1892);
Dittmer, Katechismus der Kriegsmarine (Lpz. 1891);
Stenzel, Helgoland und die deutsche Flotte (Berl. 1891);
ders., Die deutsche Flotte und der Reichstag (ebd. 1892);
von Werner, Die Kampfmittel zur See (Lpz. 1892);
Batsch, Deutsch’ Seegras, ein Stück Reichsgeschichte (Berl. 1892).