Deutscher
Sprachverein. Die Gründung des Deutscher Sprachverein
ist das Verdienst des Museumsdirektors
Prof. Dr.
Hermann Riegel in
Braunschweig,
[* 2] der nach Veröffentlichung mehrerer einschlägiger
Schriften (s. unten) im
August 1885 einen
«Aufruf zur Gründung des
Allgemeinen
Deutschen
Sprachvereins» erließ. Am 10. Sept. trat der erste Zweigverein zu
Dresden
[* 3] ins Leben.
Weitere Zweigvereine folgten nach und nach. Die Satzungen des Gesamtvereins wurden Jan. 1886 festgestellt
und in neuer Bearbeitung von der Hauptversammlung zu
Cassel genehmigt.
Nochmals umgearbeitet wurden sie auf der Hauptversammlung in Berlin, [* 4] 2. und Danach will der Verein «den echten Geist und das eigentümliche Wesen der deutschen Sprache [* 5] pflegen, Liebe und Verständnis für die Muttersprache wecken, den Sinn für ihre Reinheit, Richtigkeit, Deutlichkeit und Schönheit beleben, demgemäß ihre Reinigung von unnötigen fremden Bestandteilen fördern und auf diese Weise das nationale Bewußtsein im deutschen Volke kräftigen».
«Kein Fremdwort für das, was deutsch gut ausgedrückt werden kann», ist Grundsatz des Vereins. Um seinen Zweck zu erreichen, sucht er auf die sprachlichen Kundgebungen des öffentlichen Lebens, besonders der Presse [* 6] und der Behörden, einzuwirken. Seit erscheint die «Zeitschrift des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins», zunächst unregelmäßig, seit 1888 am 1. jeden Monats. Sie berichtet über alle bemerkenswerten Vorkommnisse im Leben des Vereins, über seine Thätigkeit und seine Erfolge.
Für die wissenschaftliche Durchforschung der deutschen Sprache erscheinen seit Neujahr 1891 von Zeit zu Zeit wissenschaftliche Beihefte. Seit Anfang 1888 hat der Verein begonnen, Verdeutschungsbücher herauszugeben, die die entbehrlichen Fremdwörter der hauptsächlichsten Zweige des öffentlichen Lebens nebst den deutschen Ersatzwörtern in geordneter Übersicht enthalten. Bisher sind erschienen: «Die Speisekarte», «Der Handel», «Das häusliche und ¶
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gesellschaftliche Leben», «Das Namenbüchlein», «Die Amtssprache»; nahezu vollendet ist: «Die Sprache der Schule». Soweit die Mittel es gestatten, werden Preisaufgaben ausgeschrieben (bis 1894 fünf). Wanderredner halten öffentliche Vorträge, um für die Zwecke des Vereins zu gewinnen. Der Verein hat seinen Sitz an dem Wohnort des jeweiligen Vorsitzenden; die Sitzungen des Gesamtvorstandes pflegen in Berlin stattzufinden, während die jährliche Hauptversammlung an einem zu wählenden Orte abgehalten wird. Der Gesamtvorstand besteht aus 36 Mitgliedern; Vorsitzender ist seit 1894 Oberstlieutenant Dr. Max Jähns. Der Verein besteht aus nahezu 200 Zweigvereinen, von denen bei weitem die meisten dem Deutschen Reiche, etwa 25 Österreich-Ungarn [* 8] und 5 dem Auslande angehören. Die Mitgliederzahl beträgt etwa 15000.
Litteratur. Allgemeiner Deutscher Sprachverein, Stiftung, Einrichtung und Entwicklung des Vereins, Verzeichnis der Mitglieder (Braunschw. 1890);
Riegel, Ein Hauptstück von unserer Muttersprache (2. Aufl., ebd. 1888);
ders., Der allgemeine deutsche Sprachverein (Heilbronn [* 9] 1885);
Cremer, Der gegenwärtige Stand des Kampfes für die Reinheit der deutschen Sprache (Hannover-Linden 1891);
Dunger, Wörterbuch von Verdeutschungen entbehrlicher Fremdwörter (Lpz. 1882);
ders., Das Fremdwörterunwesen in unserer Sprache (Heilbronn 1884);
ders.. Die Sprachreinigung und ihre Gegner (Dresd. 1887);
Sarrazin, Verdeutschungswörterbuch (2. Aufl., Berl. 1889);
ders., Beiträge zur Fremdwortfrage (ebd. 1887);
Sanders, Verdeutschungswörterbuch (Lpz. 1884).