Deutscher
Buchdrucker-Verein, gewerkschaftliche
Vereinigung deutscher Buchdrucke
reibesitzer, mit dem Sitz in
Leipzig,
[* 3] gegründet in Mainz
[* 4] zum Schutz gegen die Bestrebungen der Buchdrucke
rgehilfen, die sich 1866 zu
einem
«Deutschen Buchdrucke
rverband», seit 1878
«Unterstützungsverein
Deutscher
Buchdrucker» (s. d.) genannt, organisiert hatten
und die Arbeitsverhälthisse im Buchdruck einseitig in ihrem Interesse zu gestalten suchten. Der erste größere Zusammenstoß
mit dem Gehilfenverband erfolgte 1873, als dieser einen auf Alphabetberechnung beruhenden Normaltarif
für ganz
Deutschland
[* 5] forderte. Es kam in
Leipzig zum
Streik und in
Deutschland zur
Aussperrung der Verbandsmitglieder (etwa 2000
Personen).
Das Resultat war eine Übereinkunft beider Teile über einen für ganz Deutschland geltenden Lohntarif (nach Alphabetberechnung), Feststellung von Minimallohnsätzen und zehnstündige Arbeitszeit. Zur Durchführung des Tarifs wurde eine Organisation geschaffen, später kurz Tarifgemeinschaft genannt, bestehend aus 12 Vertretern der Prinzipale und 12 Vertretern der Gehilfen. Dieses Einvernehmen wurde gestört durch die Agitation der Gehilfen für neunstündige Arbeitszeit. Es kam zu einem großen, ganz Deutschland (außer Elsaß-Lothringen, [* 6] die Rheinlande und Westfalen) [* 7] umfassenden Streik (8000-10000 Personen), der begann und mit der Niederlage der Gehilfen endete.
Der D. B.
stellte 1892 selbst einen neuen Lohntarif
auf und gründete eine
Unterstützungskasse für arbeitslose
Gehilfen sowie einen
über das ganze
Reich organisierten Arbeitsnachweis. Diese Einrichtungen traten in Kraft.
[* 8] Außerdem errichtete er
Fachschulen für Buchdrucke
rlehrlinge (s.
Buchdruckerschulen) in
Leipzig (1886),
Berlin,
[* 9]
Dresden
[* 10] und
Hamburg
[* 11] und vermittelt seit 1888 nach engl. Vorbild einen internationalen Austausch von
Mustern aller graphischen Künste (Jahrg.
1-5, 1889-93). Der
Verein zerfällt (1892) in 9
Kreise,
[* 12] deren jeder eine Anzahl von Vertrauensmännerbezirken hat.
Die Zahl der Mitglieder betrug 1885: 277, 1886: 1104, 1893: 1348 (mit 12000-14000 beschäftigten Gehilfen, i. etwa 40 Proz. der Gehilfenschaft ganz Deutschlands), [* 13] das Budget von 1892 in Einnahme und Ausgabe 25296 M. In der Unterstützungskasse betrug 1893 das Budget 49037 M. Vorsitzende: 1869-71 A. Ackermann-Teubner, 1872-86 Dr. Eduard Brockhaus, 1887 fg. Bruno Klinkhardt, sämtlich in Leipzig. Organe des Vereins: 1869-75 die «Annalen der Typographie», hg. von C. B. Lorck;
1876-88
die «Mitteilungen des Deutscher Buchdrucke
r-Verein»;
seit 1889 die «Zeitschrift für Deutschlands Buchdrucker». -
Vgl. (Wiener) Das nationale Genossenschaftswesen im deutschen Buchdruckgewerbe (in «Klimschs Adreßbuch der Buch- und Steindruckereien», Frankf. a. M. 1890);
Zahn, Die Organisation der Prinzipale und Gehilfen im deutschen Buchdruckgewerbe (1890).