Karten, im Gegensatz zu den französischen solche
Spielkarten (s. d.), mit denen die urdeutschenKartenspiele,
wie Schafkopf,
Skat u. s. w. gespielt werden.
länglich-viereckige Blätter von steifem Papier, welche auf einer Seite mit Figuren und Zeichen von besonderer
Bedeutung bemalt sind, und die in bestimmt zusammengesetzter Anzahl »ein SpielKarten« bilden, mittels dessen man eine
große Menge von Hasard- und Unterhaltungsspielen ausführt. Absehend von der früh und selbständig entstandenen chinesischen
Karte (bemalte Holz- oder Elfenbeintäfelchen), unterscheidet man zwei Hauptgattungen: die Tarock- und die Vierfarbenkarte.
AlleFormen der Tarockkarte, ältere wie neuere, bieten 21 besondere Bilder (Tarocks), deren Rang durch aufsteigende Ziffern bezeichnet
ist, ferner einen Harlekin von der Größe des ganzen Blattes (den Sküs) und 4 Reiterbilder (Kavalls). Von
Vierfarbenkarten gibt es drei Arten, als deren gemeinschaftliches Merkmal gilt, daß dieselben Wertzeichen viermal in einem
Spiel unter verschiedener Auszeichnung
(Farben) vorhanden sind. Die Trappola- oder Trappelierkarte, die älteste der in Deutschland
[* 4] eingeführten Karten, kam wahrscheinlich aus Italien.
[* 5]
Die früher noch vorhandenen Sechsen sind jetzt fast in allen Gegenden aus der deutschenKarte geschwunden.
Die jetzt wohl am meisten verbreitete französische Karte (Whistkarte) von 52 Blättern hat Treff (schwarze Kleeblätter), Pik
(schwarze Lanzenspitzen), Coeur (rote Herzen) und Karo (rote Vierecke) zu Unterscheidungszeichen und besteht aus König, Dame,
Bube und der Zahlenfolge Eins bis Zehn (52). In Süddeutschland, wo man vielfach französische Karten benutzt,
heißen die vier FarbenKreuz
[* 7] (Treff), Schippen (Pik), Herz (Coeur) und Eckstein (Karo).
Der Ursprung der S. bedarf noch sehr der Aufhellung. Zwar nicht eigentliche S., aber doch ähnlichen Zwecken dienende elfenbeinerne
und hölzerne, mit Figuren bemalte Täfelchen hatten die Chinesen und Japaner schon längst, ehe die Karten
bei uns bekannt waren. Wer sie in Europa
[* 8] eingeführt hat, darüber wissen wir nichts Sicheres. Die erste sicher beglaubigte
Erwähnung der S. datiert aus dem Jahr 1392, wo der Schatzmeister Karls VI. von Frankreich in seinem Ausgabebuch eine Zahlung
für drei SpieleKarten in Gold
[* 9] und Farben an den Maler Jacquemin Gringonneur verzeichnet hat.
Die S. können also nicht erst, wie behauptet worden, zur Unterhaltung für den geisteskranken König Karl erfunden worden
sein. Wahrscheinlich ist es, daß die Sarazenen die S. in Europa eingeführt haben. Die ältesten S. wurden gemalt, oft mit
Aufwand großer Kunstfertigkeit. Besonders waren die deutschen Kartenmacher, welche um 1300 bereits Innungen
gebildet zu haben scheinen, berühmt. Nachdem die Erfindung der Holzschneidekunst und des Kupferstichs schrankenlose Vervielfältigung
ermöglicht hatte, stieg der Export billiger Karten aus Deutschland außerordentlich, besonders entwickelten Ulm,
[* 10] Augsburg
[* 11] und
Nürnberg
[* 12] eine gewinnreiche Kartenindustrie.
hat, sind teils Glücksspiele (s. d.), teils sogen. Kammer- oder Kommerzspiele, bei welch letztern nicht bloß das Glück, sondern
auch die Geschicklichkeit und die Verstandeskräfte der Spielenden ausschlaggebend sind. Die beliebtesten Kartenspiele sind
das englische Whist, ferner Skat, Solo, Boston,
[* 25] Mariage etc. Die S. dienen ferner zu Kartenkunststücken, wovon die interessantesten
auf gewissen Kunstgriffen (Volteschlagen), einige auf Berechnung arithmetischer Verhältnisse, alle auf Geschwindigkeit und
Geschicklichkeit in der Handhabung beruhen.
Endlich ist das Kartenschlagen oder Kartenlegen, die Kunst der Kartomantie, welche arabischen Ursprungs sein soll, noch gegenwärtig
eins der beliebtesten Mittel, vorzüglich bei den Frauen aus den niedern Volksschichten, um den Schleier
der Zukunft zu lüften, und ist besonders bei den Zigeunern zu einem Haupterwerbsmittel ausgebildet worden. Die berühmteste
Kartenschlägerin der Neuzeit war die Lenormand (s. d.). Theoretisch behandelten die KunstFrancesco Marcolini in seinen »Sorti«
(Vened. 1540) und der Pariser Kupferstichhändler Aliette unter dem Anagramm Etteila im »Cours théorétique et pratique du
livre de Thott« (Par. 1790). Die wichtigsten Werke über die Geschichte der S. sind: J. B.
Thiers, Traité des jeux (Par. 1686);
Breitkopf, Versuch, den Ursprung der S. etc. zu erforschen (Leipz. 1784);