mehr
Cornelianischen Zeit zu einer neuen vollzog sich unter dem Einfluß der franz. und holländ. Koloristen, wie Couture, Gleyre, Gallait, Bièfve; so wurde unter dem Einfluß des erstern Anselm Feuerbach (s. Taf. VII, [* 1] Fig. 7) einer der hervorragendsten Vertreter des idealen Kolorismus.
Unter heftigen Kämpfen schuf sich die neue realistische
Richtung die
Anerkennung der Nation, während
die Cornelianische Kunst
mehr und mehr das Alleingut eines kleinen Kreises besonders für sie Gestimmter wurde. Die
Führung
für diese neue Kunst
richtung fiel
München
[* 3] und
Karl von
Piloty (s. Taf. VIII,
[* 1]
Fig. 6) zu, neben dem Kreling,
Hagen,
[* 4]
Müller,
Ramberg,
Lindenschmit u. a. als unterstützende Kräfte hergingen. Aus
Pilotys Schule ging eine Reihe von
Malern hervor, die sich einesteils durch eine hochgesteigerte, von braunen
Tönen ausgehende Farbenschönheit auszeichneten,
andernteils der Zeichnung durch realistisches Erfassen der Gegenstände neuen Reiz gaben.
Den Höhepunkt nach der ersten Seite stellt Hans Makart dar, dem das Bild eine mit unerreichter Meisterschaft komponierte Farbenharmonie war, nach der andern Seite Lenbach, der, in der Farbe ganz von ältern Meistern abhängig, im Erfassen des Porträts ein Künstler ersten Ranges ist. Dem Genrebild, das nun besonders gepflegt wurde, gaben Defregger (s. Taf. VIII, [* 1] Fig. 3), Kurzbauer, Kauffmann, Gysis, Wagner, Seitz, Adamo, Liezen-Mayer, Math. Schmid, Grützner u. a. einen neuen Reiz durch eine tiefere und unbefangenere Auffassung der [* 1] Figuren, die aber bei der Vorliebe der ganzen Schule für das Studium des Kostüms und der zeitgerechten Geräte oft zu einer Mummerei ausartete.
Die zweite Münchener Koloristenschule ist die von Diez und Löfftz. Die erstere wählte zu feinen, meist Kriegsscenen darstellenden, die letztere in empfundenen religiösen Bildern einen tiefen Silberton, der bei den Schülern meist schon in sog. Hellmalerei überging, während Zimmermann, Piglhein, Räuber und Fritz August Kaulbach noch in meisterhafter Farbentechnik die Übergangsstufe zu dieser darstellen.
Die Berliner [* 5] koloristische Schule hat eine gleiche Fülle von Talent nicht aufzuweisen. Ihr fehlte die führende Persönlichkeit. Karl Begas vertrat die histor. Schule, Karl Becker, Gustav Richter, August Heyden, Otto von Heyden, Knille und namentlich Henneberg verhalfen der Farbe zu ihrem Recht in der histor. Malerei. Erst Anton von Werner, der die franz. Farbenbehandlung mit einer etwas nüchternen, aber entschiedenen Sicherheit im Erfassen des Thatsächlichen verbindet, trat kräftiger hervor, während neben ihm die niederländ. Schule durch in Weimar [* 6] gebildete Maler (Thumann, Gussow u. a.) Vertretung fand. In Düsseldorf [* 7] nahm die Bendemannsche Schule eine weichere Farbengebung an, während in Gebhardt ein scharf ausgeprägtes, zugleich realistisches und religiös innerliches Talent entstand. In Dresden [* 8] vertritt der Porträtmaler Pohle, in Karlsruhe [* 9] der farbenfreudige Ferd. Keller, in Wien [* 10] Angeli, in Berlin [* 11] Passini, in Bremen [* 12] Fitger die koloristische Richtung.
Die Naturbeobachtung trat in der Landschaftsmalerei schärfer hervor. Hier waren es zuerst norddeutsche
und skandinav.
Künstler, die der
Romantik eine schlichte Naturwahrheit
entgegenstellten
(Dahl, Morgenstern,
[* 13]
Gurlitt, Gude, Ruths). Die
Düsseldorfer
nahmen diese auf, namentlich die
Brüder
Achenbach, von denen eine weitverzweigte Malerschule ausgeht, die mit steigendem Erfolg
die augenblickliche Erscheinung der Natur zu erfassen suchte. In diesem
Sinne wirkten auch Schleich,
Lier, Wenglein, Schönleber,
Dill, Willroider, Stäbli in
München; Hildebrandt, Riefstahl, Hoguet, Gentz,
Bracht, Eschke, Douzette, Scherres,
Ludwig,
Kalckreuth
in
Berlin;
Leu,
Normann und zahlreiche skandinav. Künstler in
Düsseldorf, Kallmorgen in
Karlsruhe,
Hagen
in
Weimar u. a. Vielfach hat auch hier die franz. Malerei
Einfluß genommen, namentlich auf die
Tiermalerei (durch
Troyon), die in
München
Voltz,
Braith,
Zügel, Maffei,
Gäbler, in
Berlin
Paul
Meyerheim,
Steffeck, Friese,
[* 14] in
Düsseldorf
Kröner pflegten.
Freier hielt sich die Schlachtenmalerei, die bei Camphausen, Bleibtreu, Braun, Faber du Faur, L'Allemand und zahlreichen jüngern Kräften mit wachsendem Erfolg in der Darstellung der modernen Massenkampfart fortschritt. Die kirchliche Malerei blieb im wesentlichen, trotz verschiedener Versuche der Koloristen (Defregger, Knaus, Gustav Richter), in der Hand [* 15] der ältern Cornelianischen und Nazarenischen Schule, welche auch durch kräftigere Farbengebung (Plockhorst, Heinr. Hofmann) nicht zu neuem Leben erweckt werden konnte.
Fortschreitend im Realismus bis zur unbeschönigten Wahrheit in
Farbe und Zeichnung ist A. Menzel (s. Taf. VIII,
[* 1]
Fig. 2) der
Führer der neuesten deutschen
Malerei. Er fand zunächst in
Skarbina, Fritz Werner u. a. in
Berlin einen
Anhang, später seine
Richtung eine mächtige Förderung durch Fritz von
Uhde in
München, der, durch die franz.
Impressionisten
angeregt, die deutsche
Hellmalerschule gründete, an die sich die jüngern, von Diez und Löfftz vorgebildeten Künstler
fast ausnahmslos anschlossen (Firle, Kühl, Zimmermann,
Höcker,
Bartels in
München, Liebermann und die Landschafter
Dettmann, H. Herrmann in
Berlin u. a.). Von der realistischen
Darstellung des körperlich Erschauten geht diese mehr und mehr
zu der des geistig Empfundenen über, wie denn auch
Uhde die religiöse Malerei mit modernstem Gefühle zu durchdringen sucht.
Neben dieser Schule steht eine zweite, welche, ganz von innerlich Erschautem ausgehend, in ihren Bildern das Erfahrungsergebnis einer allgemeinen Naturbeobachtung darzustellen trachtet. Diese hatte ihren Ursprung in Italien [* 16] und fand ihre Hauptvertreter in den Historienmalern Marée und Feuerbach und in dem mit mächtiger Unbefangenheit und Einbildungskraft schaffenden Böcklin. Verwandt dem letztern an eigenartiger Auffassung sind Thoma in Frankfurt [* 17] a. M., Stuck und Trübner in München.
Litteratur. Die oben bezeichneten allgemeinen Werke, namentlich Geschichte der
[* 18] Deutsche Kunst:
Janitschek, Malerei (Berl. 1885-90);
Woltmann und Wörmann, Geschichte der Malerei (3 Bde., Lpz. 1879-88);
Kugler, Handbuch der Geschichte der Malerei (3. Aufl., 3 Bde., ebd. 1867);
Ad. Rosenberg, Die Münchener Malerschule seit dem J. 1871 (mit 23 Lichtdrucken, ebd. 1887), sowie die Litteratur über einzelne Künstler.
Vgl. auch Dohme, Kunst
und Künstler (2 Bde., Lpz.
1877-86).
¶
Seite | |
---|---|
Chiffrieren (3 Figuren) | 174. 175. 176 |
Chile (Landeswappen) | 182 |
Chimaira | 188 |
China (Landeswappen) | 200 |
Chirothek (2 Figuren) | 235 |
Chiton (3 Figuren) | 239 |
Chlorkalk | 246 |
Chronoskop und Chronograph (3 Fig.) | 296. 297. 298 |
Chur (Stadtwappen) | 304 |
Cigarren (5 Figuren) | 318. 319 |
Cinctus | 325 |
Cingulim militare | 325 |
Cirkumpolarsterne | 330 |
Cirkus | 331 |
Cistifloren (4 Figuren) | 336 |
Clausthal (Stadtwappen) | 365 |
Cleve (Stadtwappen) | 377 |
Coburg (Stadtwappen) | 392 |
Codiaeum | 403 |
Coehoorns Befestigungsmanier | 404 |
Coleus | 416 |
Colmar (Stadtwappen) | 429 |
Colombo (Stadtwappen) | 432 |
Columbia (Landeswappen) | 440 |
Cöpenick (Stadtwappen) | 498 |
Cordoba (Stadtwappen) | 509 |
Cosel (Stadtwappen) | 538 |
Costa=Rica (Landeswappen) | 543 |
Cöthen (Stadtwappen) | 574 |
Cottbus (Stadtwappen) | 552 |
Couvertmaschinen (2 Figuren) | 568 |
Crailsheim (Stadtwappen) | 574 |
Crimmitschau (Stadtwappen) | 595 |
Crosnes | 604 |
Crossen (Stadtwappen) | 605 |
Crucifix (2 Figuren) | 606 |
Cucurbitaceen | 621 |
Culm (Stadtwappen) | 624 |
Culpiferen (4 Figuren) | 632 |
Cuscuta (2 Figuren) | 639 |
Custozza (Situationsplan) | 641 |
Cüstrin (Stadtwappen) | 641 |
Cycadeen (2 Figuren) | 647 |
Cylinder=Induktor (3 Figuren) | 650 |
Czernowitz (Stadtwappen) | 668 |
Dach (14 Figuren) | 672 |
Dachdeckung (12 Figuren) | 674. 675 |
Dachstuhl (17 Figuren) | 678 |
Dâjak (4 Figuren) | 691. 692 |
D'Alembertsches Princip | 697 |
Damenbrett | 709 |
Dampf (2 Figuren) | 716. 717 |
Dämpfer | 720 |
Dampfhammer (2 Figuren) | 722 |
Dampfkessel (9 Figuren) | 725. 727. 728 |
Dampfmaschine (9 Figuren) | 734. 735. 739. 740. 741 |
Dampfpfeife | 744 |
Dänemark (Landeswappen) | 764 |
Danzig (Stadtwappen) | 792 |
Darm | 809 |
Darmstadt (Stadtwappen) | 812 |
Dasymeter | 825 |
Debreczin (Stadtwappen) | 848 |
Decke (18 Figuren) | 857. 858. 859 |
Deich (3 Figuren) | 879. 880. 881 |
Delitzsch (Stadtwappen) | 907 |
Deltoid | 915 |
Demeter | 920 |
Demmin (Stadtwappen) | 924 |
Dendriten | 933 |
Deplacieren | 944 |
Depression | 951 |
Desintegrator | 973 |
Dessau (Stadtwappen) | 978 |
Destillation (2 Figuren) | 982 |
Detmold (Stadtwappen) | 986 |
DeutscheBefestigungsmanier |
994 |
-
Druck von F. A. Brockhaus in Leipzig [* 20] ¶
Quellen, Literatur
Band - Seite | Artikel | Autor | Titel | Ausgabe |
---|---|---|---|---|
54.1020 | Deutsche Kunst | Dohme | Kunstund Künstler | (2 Bde., Lpz. 1877-86) |
54.1016 | Deutsche Kunst | Rosenberg | Geschichte der modernen Kunst, Bd. 2 u. 3 | (Lpz. 1887-89) |
54.1016 | Deutsche Kunst | Riegel | Deutsche Kunststudien | (Hannov. 1868) |
55.42 | DeutscheMythologie | Herrmanowski | Die DeutscheGötterlehre und ihre Verwertung in Kunstund Dichtung | (2 Bde., ebd. 1891) |
59.830 | Jagemann | "DeutscheStädte und deutsche Männer, nebst Betrachtungen über Kunst, Leben und Wissenschaft" | (2 Bde., Lpz. 1842; neue Ausg. 1846) | |
19.198 | DeutscheKolonisation in Posen | "Leberecht Hühnchen" | In Alfred Biese ("DeutscheSchriften f. Litt. u Kunst", hrsg. von Eugen Wolff, 1. Reihe, 5. Heft, Kiel 1891) | |
55.47 | DeutschePartei | "Weimarisches Jahrbuch für deutscheSprache, Litteratur und Kunst" | hg. von Hoffmann von Fallersleben und O. Schade (6 Bde., Hannov. 1854-57) | |
54.1018 | Deutsche Kunst | Glockenton | Altdorfer | (s. Taf. VI, Fig. 8) |
54.1018 | Deutsche Kunst | Bode | Plastik | (Berl. 1885) |
54.1016 | Deutsche Kunst | Lübke | Geschichte der D. K. | (Stuttg. 1890) |
54.1016 | Deutsche Kunst | Kugler | Geschichte der Baukunst | (ebd. 1856) |
54.1016 | Deutsche Kunst | Reber | Geschichte der neuern D. K. | (ebd. 1876) |
54.1016 | Deutsche Kunst | . | Geschichte der D. K. seit Carstens | (Tl. 1, ebd. 1874-75) |
54.1016 | Deutsche Kunst | von Reber | Kunstgeschichte des Mittelalters | (ebd. 1886) |
54.1016 | Deutsche Kunst | Gurlitt | Geschichte des Barockstils in Deutschland | (ebd. 1889) |
54.1018 | Deutsche Kunst | Lübke | Geschichte der Plastik | (3. Aufl., Lpz. 1880) |
55.28 | DeutscheLitteratur | "Weimarische Jahrbuch für deutscheSprache, Litteratur und Kunst" | hg. von Hoffmann von Fallersleben und O. Schade (6 Bde., Hannov. 1854-57) | |
54.1016 | Deutsche Kunst | Lübke | Geschichte der Renaissance in Deutschland | (2. Aufl., 2 Bde., Stuttg. 1882) |
54.1016 | Deutsche Kunst | Schnaase | Geschichte der bildenden Künste | (2. Aufl., 8 Bde., Düsseld. 1866-79) |
54.1020 | Deutsche Kunst | Woltmann und Wörmann | Geschichte der Malerei | (3 Bde., Lpz. 1879-88) |
54.1020 | Deutsche Kunst | Die oben bezeichneten allgemeinen Werke | Janitschek, Malerei | (Berl. 1885-90) |
54.1016 | Deutsche Kunst | Otte | Handbuch der kirchlichen Kunstarchäologie | (2 Bde., 5. Aufl., Lpz. 1885) |
2.947 | Bildhauerkunst | Perrot und Chipiez | Geschichte der Kunst im Altertum | (deutsche Ausg., Leipz. 1884) |
54.1020 | Deutsche Kunst | Ad. Rosenberg | Die Münchener Malerschule seit dem J. 1871 | (mit 23 Lichtdrucken, ebd. 1887) |
16.743 | Woltmann | "Die deutsche Kunst in Prag" | (das. 1877) | |
4.748 | Deutsche Litteratur | "Geschichte der Kunst des Altertums" | (1764) | |
55.17 | Deutsche Litteratur | "Geschichte der Kunst des Altertums" | (1764) | |
7.1008 | Hagen | "Die deutsche Kunst in unserm Jahrhundert" | (Berl. 1857) | |
54.264 | Chop | "Die deutsche Kunst und ihre gefährlichsten Feinde" | (1887) | |
6.444 | Förster | "Die deutsche Kunst in Bild und Wort" | (das. 1879) |
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