(got. thiudisk, althochd. diutisc, mittelhochd.
diutsch, altsächs. thiudisc, niederd. düdesk, niederländ.
duitsch, schwed. tysk, dän. tydsk) stammt von dem gotischen
Substantiv thiuda (althochd. diota, »Volk«) ab und bedeutet daher ursprünglich s. v. w. volkstümlich, dem Volk angehörig,
teils im Gegensatz zu dem, was bei einzelnen Stämmen vorkommt, teils zu dem Fremden, Ausländischen (zunächst Lateinischen
und Welschen), so in Bezug auf Sitte, Leute etc., namentlich aber auf die Sprache. Im 10. Jahrh., als die
deutschen Herzogtümer und Völker zu einem Reich vereinigt blieben, wurde dann das altdeutsche diutisc (latinisiert theodiscus)
zum Volksnamen. Lange schwankte die Schreibweise zwischen deutsch und teutsch, das besonders im 17. Jahrh.
im Gebrauch war; die ältere und nach Grimm allein richtige ist jedoch deutsch.
Vgl. J. Grimm, Exkurs über
Germanisch und Deutsch, in der »Deutschen Grammatik« (Bd. 1).
1) Emanuel Oskar, Orientalist, geb. zu Neiße i. Schl. von jüdischen Eltern, erwarb sich bei einem
Oheim frühzeitig eine gründliche Kenntnis der hebräischen und chaldäischen Litteratur, vollendete
dann seine Studien in Berlin und ging 1853 nach London, wo er eine Stelle an der Nationalbibliothek des Britischen Museums erhielt
und durch seine der Förderung der semitischen Studien gewidmeten Arbeiten bald zu großem Ruf gelangte. Hierher gehören namentlich
seine glänzenden Abhandlungen über den Talmud (deutsche Bearbeitung, 3. Aufl., Berl.
1880) und über den Islam (deutsch, das. 1874) in der »Quarterly Review« sowie seine Artikel über die »Targums« und den »Samaritanischen
Pentateuch« in Smiths Bibellexikon; ferner: »Egypt, ancient and modern«, »Hermes Trismegistus«, »Judeo-arabic metaphysics«,
»Semitic palaeography, culture and languages« u. a.
Deutsch starb in Alexandria, wohin er sich zur Stärkung seiner Gesundheit begeben hatte. Nach seinem
Tod erschienen seine »Litterary remains« (Lond.
1874, mit Biographie).
Rudolf von, Historienmaler, geb. zu Moskau, bezog 1855 die Akademie
in Dresden, bildete sich dort noch später aus, hielt sich 1863-66 in Italien auf, wohin er wiederholt
zurückkehrte, machte dann noch Studienreisen nach Belgien und England und ließ sich 1866 in Berlin nieder. In seinen Bildern
strebte er anfangs nach strenger Stilisierung mit vorwiegendem Element der Zeichnung, später verband er damit auch ein blühendes
Kolorit und eine reizende Lichtwirkung. Als seine Hauptarbeiten nennen wir mehrere Kartons und Federzeichnungen
aus der antiken Mythologie, z. B.: Fesselung des Prometheus, ferner die siegreiche Germania
und die Entführung der Helena (Nationalgallerie in Berlin). Nicht immer gelungen waren seine Genrebilder.
niederländ. duitsch, plattdeutsch dütsch, mittelhochdeutsch diutsch,
tiusch, mittelniederdeutsch düdesch, althochdeutsch diutisk, altniederdeutsch thiudisk, mittellat.
theodiscus, theotiscus, ist mittels des Suffixes -isch, mhd. -isch, ahd. isk «zu etwas gehörend» abgeleitet
von dem Substantiv mhd. diet, ahd. diot, diota, got. thiuda «Volk», von dem unser «deuten», «deutlich»
herkommt. Das Wort bedeutet also von Hause aus «zum Volk gehörend».
Wenn man von dem got. Adverbium thiudiskô, womit das griech. ⳱𝛆θνικῶς; «heidnisch»
(d. h. eigentlich «volkstümlich»,
erst im christl. Sinne «heidnisch») übersetzt wird, absieht, so ist das Wort «deutsch»
seit dem Ende des 8. Jahrh. belegt, und zwar in der Bedeutung «volkstümlich».
Man gebrauchte es zur Bezeichnung der in Deutschland einheimischen Volkssprache im Gegensatz sowohl zu der herrschenden offiziellen
lat. Kirchen- und Schriftsprache, als auch besonders zu der lingua romana Frankreichs.
Unsere heutige Bedeutung hat «deutsch» bereits seit dem 9. Jahrh.
Die ursprüngliche Bedeutung hat sich daneben lange gehalten: Luther gebraucht «undeudsch» geradezu für «unverständlich».
Wie die Sprache, so hat man weiterhin auch die einheimische Sitte, Tracht, das Recht u. s. w. als «deutsch» bezeichnet,
und so hat sich auch unser Volk selbst «die Deutschen» genannt, in dem Sinne von «die deutsch sprechenden».
Bis ins 9. Jahrh. hinein haben sich unsere Vorfahren nicht als Deutsche bezeichnet und auch, da sie überhaupt keinen Gesamtnamen
führten, kaum als Deutsche gefühlt. (S. Deutsches Volk.) Erst im 9. Jahrh. kam der Volksname «die
Deutschen» auf, nachdem die Teilung des Fränkischen Reichs für die roman. und german. Nationalität gesonderte
Staatswesen geschaffen hatte. Am frühesten begegnet der Name «Deutsche» (lat. Theotisci) in Italien, wo er seit 845 belegt
ist (ital. Tedeschi), später erst in Deutschland selbst, hier noch bis gegen Ausgang des 13. Jahrh. nur
selten. Im gelehrten und amtlichen Latein wurde im 10. bis 14. Jahrh. vorzugsweise teutonicus
gebraucht, ein gelehrtes Wort, welches mit «deutsch» etymologisch nichts
zu schaffen hat, sondern eigentlich das Volk der Teutonen (s. d.) meint: teutonicus schreiben lat. Schriftsteller im Sinne von
deutsch seit ungefähr 50 v.Chr.;
besonders aber werden in den mittelalterlichen Urkunden zur Zeit der
Kolonisation von Ostdeutschland die deutschen Kolonisten Teutonici im Gegensatz zu den eingesessenen Slawen genannt.
Der Begriff
«deutsch» hat seit der polit. Lostrennung der Niederlande vom Deutschen Reiche eine Einschränkung erfahren. Bis etwa 1600 galt
niederländ. Sprache und Art als deutsch (dietsch). Im Englischen bedeutet noch Dutch holländisch. Daß
heute noch der Schweizer und Österreicher seine Nationalität als die deutsche bezeichnet, ist lediglich unserer gemeinsamen
Schriftsprache zu verdanken. Doch beginnt jetzt der Sprachgebrauch sich immer mehr Geltung zu verschaffen, daß nicht nur
im politischen, sondern auch im nationalen Sinne der Schweizer und Österreicher dem Deutschen, i. dem Reichsdeutschen,
gegenübergestellt wird.
mehr
Neben der Form «deutsch» (mhd. diutsch) gebrauchte man bis in den Anfang dieses Jahrhunderts auch die oberdeutsche Form «teutsch»
(mhd. tiutsch),
so besonders Seb. Brant, Murner, Ulrich von Hutten, Hans Sachs, Burkard Waldis und Fischart. Luther schreibt «deudsch»,
die große Mehrzahl unserer Klassiker «deutsch». Das der regelrechten Lautentwickelung
widerstreitende anlautende t erklärt man aus dem Einflusse des lat. teutonicus.
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Vgl. J. Grimm, Deutsche Grammatik (3. Ausg., Gött. 1840),
Ⅰ, 12‒20; H. Hattemer, Über Ursprung, Bedeutung und
Schreibung des Wortes Teutsch (Schaffh. 1847);
J. und W. Grimm, Deutsches Wörterbuch (Lpz. 1860), Ⅱ, 1043 fg.; K. Luick (in
«Anzeiger für deutsches Altertum und deutsche Litteratur», ⅩⅤ).
Immanuel Oskar, Schriftsteller auf dem Gebiete der jüd. Litteratur, geb. zu
Neisse, studierte zu Berlin Philologie und Philosophie. 1855 fand er eine Anstellung an der Bibliothek des Britischen Museums.
Er starb in Alexandria, wohin er sich zur Herstellung seiner angegriffenen Gesundheit begeben
hatte. Die Resultate seiner Forschungen legte er besonders in der «Quaterly ^[korrekt:
Quarterly] Review» nieder; auch in Smiths «Dictionary of the Bible» (3 Bde.,
Lond. 1863). Nach seinem Tode erschien «The literary remains of the late Emanuel
Deutsch» (Lond. 1874). In deutscher Übersetzung erschienen seine Artikel «Der Talmud» (Berl. 1869) und «Der Islam» (ebd. 1874).
Rudolf von, Maler und Bildhauer, geb. zu Moskau, bildete sich seit 1855 aus der Dresdener Kunstakademie
und ließ sich nach längerm Aufenthalt in Rom 1866 bleibend in Berlin nieder.
Seine Bilder sind meist der
antiken Mythologie entlehnt: Fesselung des Prometheus, Penelope, Entführung der Helena (Berlin; Nationalgalerie).
Sie zeigen
blühendes Kolorit und reizende Lichtwirkung bei sorgfältiger Zeichnung.
Sein plastisches Hauptwerk ist Herakles und Omphale.