Deutsch
,
niederländ. duitsch, plattdeutsch
dütsch, mittelhochdeutsch diutsch,
tiusch, mittelniederdeutsch
düdesch, althochdeutsch diutisk, altniederdeutsch thiudisk, mittellat.
theodiscus, theotiscus, ist mittels des
Suffixes -isch, mhd. -isch, ahd. isk «zu etwas gehörend» abgeleitet
von dem
Substantiv mhd. diet, ahd. diot, diota, got. thiuda
«Volk», von dem unser «deuten», «deutlich»
herkommt. Das Wort bedeutet also von Hause aus «zum
Volk gehörend».
Wenn man von dem got.
Adverbium thiudiskô, womit das griech. ⳱𝛆θνικῶς; «heidnisch»
(d. h. eigentlich «volkstümlich»,
erst im christl.
Sinne «heidnisch») übersetzt wird, absieht, so ist das Wort «deutsch»
seit dem Ende des 8. Jahrh. belegt, und zwar in der Bedeutung «volkstümlich».
Man gebrauchte es zur Bezeichnung der in
Deutschland
[* 2] einheimischen Volkssprache im Gegensatz sowohl zu der herrschenden offiziellen
lat.
Kirchen- und Schriftsprache, als auch besonders zu der lingua romana
Frankreichs.
Unsere heutige Bedeutung hat «deutsch»
bereits seit dem 9. Jahrh.
Die ursprüngliche Bedeutung hat sich daneben lange gehalten:
Luther gebraucht «undeudsch» geradezu für «unverständlich».
Wie die
Sprache,
[* 3] so hat man weiterhin auch die einheimische
Sitte,
Tracht, das
Recht u. s. w. als «deutsch»
bezeichnet,
und so hat sich auch unser
Volk selbst «die
Deutschen» genannt, in dem
Sinne von «die deutsch
sprechenden».
Bis ins 9. Jahrh. hinein haben sich unsere
Vorfahren nicht als Deutsche
[* 4] bezeichnet und auch, da sie überhaupt keinen Gesamtnamen
führten, kaum als Deutsche
gefühlt. (S.
Deutsches Volk.) Erst im 9. Jahrh. kam der Volksname «die
Deutschen» auf, nachdem die
Teilung des
Fränkischen
Reichs für die roman. und german. Nationalität gesonderte
Staatswesen geschaffen hatte. Am frühesten begegnet der
Name «Deutsche» (lat. Theotisci) in
Italien,
[* 5] wo er seit 845 belegt
ist (ital. Tedeschi), später erst in
Deutschland selbst, hier noch bis gegen Ausgang des 13. Jahrh. nur
selten. Im gelehrten und amtlichen Latein wurde im 10. bis 14. Jahrh. vorzugsweise teutonicus
gebraucht, ein gelehrtes Wort, welches mit «deutsch» etymologisch nichts
zu schaffen hat, sondern eigentlich das
Volk der
Teutonen (s. d.) meint: teutonicus schreiben lat. Schriftsteller im
Sinne von
deutsch seit ungefähr 50 v.Chr.;
besonders aber werden in den mittelalterlichen Urkunden zur Zeit der Kolonisation von Ostdeutschland die deutschen Kolonisten Teutonici im Gegensatz zu den eingesessenen Slawen genannt.
Der Begriff «deutsch» hat seit der polit. Lostrennung der Niederlande [* 6] vom Deutschen Reiche eine Einschränkung erfahren. Bis etwa 1600 galt niederländ. Sprache und Art als deutsch (dietsch). Im Englischen bedeutet noch Dutch holländisch. Daß heute noch der Schweizer und Österreicher seine Nationalität als die deutsche bezeichnet, ist lediglich unserer gemeinsamen Schriftsprache zu verdanken. Doch beginnt jetzt der Sprachgebrauch sich immer mehr Geltung zu verschaffen, daß nicht nur im politischen, sondern auch im nationalen Sinne der Schweizer und Österreicher dem Deutschen, i. dem Reichsdeutschen, gegenübergestellt wird. ¶
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Neben der Form «deutsch» (mhd. diutsch) gebrauchte man bis in den Anfang dieses Jahrhunderts auch die oberdeutsche Form «teutsch» (mhd. tiutsch),
so besonders Seb. Brant, Murner, Ulrich von Hutten, Hans Sachs, Burkard Waldis und Fischart. Luther schreibt «deudsch», die große Mehrzahl unserer Klassiker «deutsch». Das der regelrechten Lautentwickelung widerstreitende anlautende t erklärt man aus dem Einflusse des lat. teutonicus. –
Vgl. J. Grimm, Deutsche Grammatik (3. Ausg., Gött. 1840),
Ⅰ, 12‒20; H. Hattemer, Über Ursprung, Bedeutung und Schreibung des Wortes Teutsch (Schaffh. 1847);
J. und W. Grimm, Deutsches Wörterbuch (Lpz. 1860), Ⅱ, 1043 fg.; K. Luick (in «Anzeiger für deutsches Altertum und deutsche Litteratur», ⅩⅤ).