Deutinger
,
Martin,
Philosoph, geb. 1815 bei Langenpreising in
Oberbayern, studierte in
München
[* 3]
Theologie und
Philosophie
unter
Görres,
Schelling und
Baader, ward 1837 zum
Priester geweiht, 1841
Dozent der
Philosophie am
Lyceum zu
Freising,
[* 4] 1846 außerordentlicher
Professor der
Philosophie an der
Universität
München, wurde aber 1847 mit
Döllinger,
Lasaulx
u. a. seiner
Stelle enthoben und nach
Dillingen versetzt, lebte seit 1852, in den
Ruhestand getreten, wieder in
München und
starb 1864 im
Bad
[* 5]
Pfäfers. Deutinger
hat in seinem Hauptwerk:
»Grundlinien einer positiven
Philosophie« (Regensb.
1843-49, 7 Bde.), den
Versuch einer Zurückführung aller Teile der
Philosophie auf christliche Prinzipien gemacht, der sich
auf
Grund einer empirisch keineswegs unanfechtbaren und merklich theologisch gefärbten dualistischen
Ansicht vom
Wesen des
Menschen aufbaut.
Das Bewußtsein der Freiheit, verbunden mit jenem der Abhängigkeit, ist ihm zufolge die ursprüngliche Antinomie im menschlichen Selbstbewußtsein; aus der Wechselwirkung des Gegensatzes eines freien und unfreien Lebensgrundes gehen alle spezifisch menschlichen Thätigkeiten und deren Gesetze hervor. Derselben sind drei: je nachdem das freie Menschen-Ich, der Geist, seine Herrschaft übt nacheinander erstens über den idealen oder Gedankenstoff im Denken, zweitens über den realen oder materiellen Stoff im Können, drittens über sich selbst als sein eignes Objekt im sittlichen Handeln.
Werk des erstern ist das Wahre, das also wesentlich Erkenntnis, des zweiten das Schöne, das wesentlich Kunst ist; aus dem dritten entspringt der vollendete sittliche Charakter. Von seinen zahlreichen andern Schriften sind zu erwähnen: »Geschichte der griechischen Philosophie« (Regensb. 1852-53, 2 Bde.) und »Über den gegenwärtigen Zustand der deutschen Philosophie« (das. 1866, aus dem Nachlaß).
Vgl.
Kastner, Deutingers
Leben
und
Schriften (Regensb. 1874);
Neudecker, Studien zur Geschichte der deutschen Ästhetik (Würzb. 1879).