turwissenschaftliches Museum, Landesbibliothek (60000
Bände, 70 Handschriften), Münzkabinett, Sammlungen von Kupferstichen
und Kunstgegenständen; großes Landkrankenhaus, eine Landesstrafanstalt, Militärhospital, vortreffliche Armenanstalten
und milde
Stiftungen, darunter die Pflegeanstalt und die neuere Paulinenanstalt, endlich einen naturwissenschaftlichen, landwirtschaftlichen,
Musik-,
Bildungs-,
Handels- und
Gewerbe-, Teutoburgerwald-Verein. Die unbedeutende
Industrie erstreckt sich auf
Brauerei, Fabrikation
vonEtiketten,
Tabak
[* 3] und Knöpfen; es bestehen ein Vorschußverein, eine fürstl.
Leihkasse und eine Landesbrandkasse. In Detmold
[* 4] hat die Lippesche
land- und forstwirtschaftliche
Berufsgenossenschaft ihren Sitz.
Die Stadt hat ausgedehnte Waldpromenaden und
Anlagen, besonders in der
Richtung des frühern Lustschlosses Friedrichsthal; 5 km
südwestlich die Grotenburg (386 m) mit dem gewaltigen Hermannsdenkmal
[* 5] (s. d.)
von
Bandel. Detmold ist der Geburtsort von Freiligrath und
Grabbe. – Detmold wird unter dem
Namen Thiatmelli und als Ort einer 783 von
Karl d. Gr. den
Sachsen
[* 6] gelieferten
Schlacht schon von den fränk.
Chronisten genannt. 1011 kam Detmold durch Schenkung König
Heinrichs
Ⅱ. an das
BistumPaderborn,
[* 7] das die Herren von Lippe
[* 8] damit belehnte. 1350 erhielt DetmoldStadtrechte, 1447 wurde
es von den
Hussiten erobert. –
Vgl.
Thorbecke, Der Teutoburgerwald, Detmold, Hermannsdenkmal u. s. w. (7. Aufl.,
Detm. 1890).
[* 4] Joh. Herm.,
deutscher Politiker, geb. zu Hannover,
[* 9] studierte zu Göttingen
[* 10] und
Heidelberg
[* 11] die
Rechte und ließ sich 1830 zu
Hannover als
Advokat nieder. 1838 zum Deputierten der Stadt Münden gewählt, beteiligte er sich an allen Schritten zur Aufrechterhaltung
des
Staatsgrundgesetzes (s. Hannover) und wurde 1843 wegen seiner Opposition zu einer
Geld- und Gefängnisstrafe verurteilt.
In der
Bewegung von 1848 wurde Detmold in die Deutsche
[* 12] Nationalversammlung gewählt, wo er anfangs
zu der nachmaligen Centrumspartei (Dahlmann, Gagern,
Bassermann u. s. w.) hielt.
Doch trat er dieser bald entschieden gegenüber und bildete unter der nach dem eingetretenen schärfern Parteisonderung
mit Radowitz, Vincke u. a. die kleine
Fraktion der sog. äußersten
Rechten. Als Mitglied des Verfassungsausschusses gehörte
Detmold zu den wenigen, die sich der
Aufstellung der Grundrechte und dem Verfassungsentwurfe widersetzten,
wie er überhaupt einer Reorganisation
Deutschlands
[* 13] durch die Nationalversammlung feindlich gesinnt war.
Als im Mai 1849, nach Gagerns Rücktritt, alle Versuche des Reichsverwesers zur Herstellung eines neuen Ministeriums scheiterten,
entschloß sich Detmold zur
Bildung desselben und übernahm das
Portefeuille der Justiz, wozu er nach Grävells
Austritt auch noch das des Innern erhielt.
Allen Versuchen, ihn und den Reichsverweser zum Rücktritt zu bewegen, setzte er
beharrlichen
Widerstand entgegen, bis endlich der Reichsverweser selbst seine
Vollmacht der Bundescentralkommission
übergab. Detmold ging nach Hannover zurück, wurde vom Könige zum Bevollmächtigten bei der
provisorischen Bundescentralkommission, nachher zum Gesandten beim reaktivierten
Bundestage ernannt, wo er eifrig im
Sinne
der Restauration wirkte. Durch das Ministerium Münchhausen von seinem Posten abberufen, kehrte er im Juli 1851 nach seiner
Vaterstadt zurück. Hier starb er Litterarisch hat sich Detmold durch die kleinen satir.Schriften:
«Anleitung zur Kunstkennerschaft» (Hannov.
1833; 3.
Abdruck 1879),
«Randzeichnungen» (1.
u. 2. Aufl., Braunschw. 1843) und «Thaten
und Meinungen des Herrn Piepmeyer» (mit A. Schrödter, Frankf. 1849) bekannt gemacht.