Nach seiner Rückkehr (1723) wurde er zum Mitglied der
Akademie gewählt, zog sich aber nach dem
Tode des
Regenten vom
Theater zurück und starb Seine fünfaktige
Komödie »Le
[* 7] glorieux« (1732) ist nach
Villemain ein Meisterwerk
der
Bühne, in welchem sowohl
Stoff,
Entwickelung und Charakterzeichnung als auch die
Komik und der
Stil ausgezeichnet genannt
werden könnten. In seinen übrigen
Stücken aber läßt es an komischer
Laune und
Wahrscheinlichkeit zu
oft fehlen, während sein
Stil rein und elegant bleibt; besonders hervorzuheben ist, daß er seine
Stücke von Lascivitäten
frei hält. Am meisten Erfolg hatten: »Le philosophe marié« (1727),
welche
auch in
Deutschland
[* 8] durch Übersetzungen bekannt und beliebt waren. Seine
»Œuvres« sind herausgegeben
Amsterdam
[* 9] 1755-59, 5 Bde.;
Paris 1822, 6 Bde.; seine
»Œuvres choisies« veröffentlichte
Auger (das. 1810, 2 Bde.).
2)
PaulEmile (eigentlich Detouche), franz.
Maler, geb. zu
Dampierre, bildete sich unter
David,
Guérin und
Gros und
besuchte später
Italien.
[* 10] Anfänglich huldigte er der historischen
Richtung, seinen
Ruhm erlangte er jedoch
erst, als er sich von der Davidschen
Schule mehr entfernte und das bürgerliche
Sittenbild kultivierte. Seine Rückkehr der
gefallenen Tochter ins elterliche
Haus (1827), die unterbrochene Unterzeichnung des
Ehevertrags und die
Liebe als
Arzt (1831)
fanden in Aquatintastichen ihres melodramatischen
Inhalts wegen große Verbreitung. Destouches starb im Juli 1874 in
Paris.
(spr. dätúsch),André-Cardinal, franz. Opernkomponist, geb. 1672 zu Paris, war zuerst Militär, wandte
sich später der Musik zu und brachte, ohne gründliche musikalische Bildung, seine erste und glücklichste Oper, «Issé», 1697 aufs
Theater.
Von Ludwig ⅩⅣ. war Destouches sehr geschätzt. 1713 wurde er Intendant der Hofmusik und Oper und starb 1749 in Paris.
Franz Seraph von, Bruder von JosephAnton von Destouches, deutscher dramat. Komponist, geb. in
München,
[* 11] kam 1787 nach Wien,
[* 12] wo er HaydnsSchüler wurde und seine erste Oper, «Die Thomasschlacht», 1791 aufführte.
Derselben folgte eine Reihe ähnlicher Werke, besonders komischer Opern. Sehr bekannt wurde Destouches durch seine Musiken zu Schauspielen
von Schiller, Kotzebue, Werner u. a. Das «Reiterlied»
im «Wallenstein» wird noch heute nach seiner Komposition gesungen. 1797 wurde er Musikdirektor in Erlangen
[* 13] und bekleidete später an verschiedenen süddeutschen Orten ähnliche Stellen, bis er sich in seine Vaterstadt München zurückzog,
wo er starb.
(spr. dätúsch),JosephAnton von, deutscher Dramatiker, geb. zu München, studierte 1785‒87
in Ingolstadt,
[* 14] trat 1788 in den Staatsdienst, wurde 1790 Rentkammerrat in Amberg,
[* 15] später Kronfiskal, 1818 Regierungsrat
in München, wo er starb. In seinen Dramen bekundet er sich als Vertreter des bayr. Partikularpatriotismus, so namentlich
in «Friedrich Ⅳ., Kurfürst von der Pfalz», mit einer Geschichte der Religionsveränderungen in der Oberpfalz
(Regensb. 1794),
«Zenger» (Sulzb. 1822). – Sein Sohn, Ulrich
von Destouches, geb. gest. als
Stadtbibliothekar und Stadtchronist in München, schrieb «Erzählungen und Gedichte» (Münch. 1839) und zahlreiche Volksstücke.
Des letztern Sohn, Ernst von Destouches, geb. zu München, studierte daselbst die Rechte und ist jetzt königlicher bayr.
Geheimsekretär und Archivar,
¶
mehr
Chronist der Stadt München und Vorsteher des histor. Stadtmuseums. Er setzt die von seinem Vater im Auftrag der Stadt München
begonnene Stadtchronik fort und hat eine größere Reihe histor. Denkschriften über die Lokalgeschichte Münchens sowie Gedichte
«Aus der Jugendzeit» (Münch. 1867) veröffentlicht.
(spr. dätúsch),Paul Emile, franz. Historienmaler, geb. zu
Dampierre, war ein Schüler von David, Gros und Guérin. Zu Anfang beschäftigten ihn geschichtliche Vorwürfe, wie die erzählende
Scheherezade, Maria Stuart, sowie kirchliche Stoffe: Christus am Ölberg (Dom von Vannes); später wandte er sich den Schilderungen
des Alltagslebens zu, denen er tragische oder rührende Motive zu Grunde legte. Viele seiner Schöpfungen,
wie Heimkehr der Entehrten ins Elternhaus (1827), Unterbrochene Verlobung, Die Liebe als Arzt (1831), wurden sehr bekannt.
Seit den vierziger Jahren versiegte die Thätigkeit des Künstlers; er starb in Paris.
(spr. dätúsch), Philippe Néricault, franz.
Lustspieldichter, geb. 22. Ang. 1680 zu Tours, wurde in Paris erzogen und dem Gesandten für die Schweiz,
Marquis de Puysieur, als Attaché beigegeben. Hier wandte er sich der dramat. Poesie zu und errang mit mehrern Schauspielen
großen Beifall. Zugleich erwarb er sich durch seine diplomat. Gewandtheit die Gunst des Regenten, des Herzogs von Orléans,
der ihn 1717 mit dem Abbé Dubois nach England sandte. Als Dubois nach Frankreich zurückkehrte, blieb
Destouches an dessen Stelle in London,
[* 20] wo er eine geheime Ehe einging, die ihm nachher zu dem Lustspiele«Lephilosophe marié» (1727)
den Stoff gab. Er wurde 1723 Mitglied der Akademie, zog sich aber nach dem Tode des Regenten auf sein Landgut
bei Melun zurück, wo er sich mit Landbau und Philosophie beschäftigte und zugleich fortfuhr, für die Bühne zu schreiben.
Hier entstanden die beiden Lustspiele«Leglorieux» (1732) und «Ledissipateur» (1736),
mit dem obengenannten Stücke seine vornehmsten Leistungen, von Lessing als «Muster eines feinern
höhern Komischen» bezeichnet. Destouches schrieb fast ausschließlich Charakterkomödien, aber unter Einwirkung
des gleichzeitigen engl. Lustspiels wird er in Frankreich der Vorläufer jener Richtung, die auf der komischen Bühne mit lehrhaften
Absichten und sittlichen Rührungseffekten zu wirken sucht. Im übrigen sind D.’ Lustspiele in dem einfachen, eleganten Stile
der klassischen Tradition geschrieben. Er starb auf dem Schlosse von Fortoiseau bei Villiers-en-Bière
(Seine-et-Marne). Seine «Œuvres» erschienen in 4 Bdn.
(Par. 1757),
in 6 Bdn. (ebd. 1811) und als «Théâtrechoisi» von Thierry (ebd. 1884).