Desiderius
,
der letzte König der Langobarden, war
Herzog von Tuscien und trat beim
Tode des Königs
Aistulf 756 als
Bewerber um die
Krone auf, die ihm von
Aistulfs
Bruder Rachis streitig gemacht wurde. Durch Unterstützung des Papstes
Stephan
II. und der
Franken gewann Desiderius
die Oberhand, hatte aber dafür dem Papste Landabtretungen versprechen müssen,
die er als König nicht halten konnte. Der fränk. König Pippin vermittelte den Streit, und
zeitweise fand das Papsttum in Desiderius
eine Hauptstütze, verfolgte ihn aber mit kaum glaublichen
Beschimpfungen, als
Karl d. Gr.
eine Tochter des Desiderius
,
Desiderata, zur Gemahlin nahm.
Papst
Stephan III. fürchtete durch diese
Verbindung den Rückhalt zu verlieren, den er an den
Franken gegen die Langobarden
hatte.
Karl d. Gr. löste die
Ehe bald wieder, und als Desiderius
nun, vielleicht auf die Weigerung des Papstes, die beiden
Söhne von
Karls d. Gr.
Bruder Karlmann zu fränk. Königen zu salben, 773
Rom
[* 2] bedrohte, unterwarf
Karl das Langobardenreich
und verbannte 774 den Desiderius
nebst Frau und
Töchtern in fränk. Klöster. Die Versuche seines
Sohnes Adelgis, mit Hilfe der
Byzantiner
die Selbständigkeit des Langobardenreichs herzustellen, scheiterten,
Adelgis selbst wurde 788 gefangen und getötet.
Benevent, wo eine Tochter des Desiderius
, Adalperga, mit dem
Herzoge Arichis verheiratet war, huldigte
Karl d. Gr.
Eine andere Tochter des Desiderius
, Luitberge, war mit dem Bayernberzoge
Tassilo vermählt.
Daß eine Tochter des Desiderius
, in Liebe zu
Karl
entbrannt, ihm Pavia geöffnet, also den
Vater verraten habe, jedoch von den Hufen der fränk. Rosse im
Thore zertreten worden sei, gehört der Sage an, die überhaupt den
Untergang des Langobardenreichs umsponnen hat.-
Vgl. S. Abel, Jahrbücher des Fränkischen Reichs unter Karl d. Gr., Bd. I (2. Aufl., bearbeitet von Simson, Lpz. 1888): Paulus Diakonus und die übrigen Geschichtschreiber der Langobarden, übersetzt von O. Abel (in den «Geschichtschreibern der deutschen Vorzeit», neu bearb. von Jacobi, Lpz. 1879).