Desaix
(spr. dössäh), Louis Charles Antoine, franz. General, geb. zu St.-Hilaire d'Ayat in der Auvergne als Sprößling einer altadligen Familie, trat, 15 Jahre alt, als Unterleutnant in ein Infanterieregiment und ward 1791 zum Adjutanten des Generals Victor v. Broglie ernannt. Den ursprünglichen Ideen der französischen Revolution von Herzen zugethan, mißbilligte er die Greuel des und die Schreckensherrschaft, blieb jedoch in Frankreich. 1792 mit seinem Regiment in das Elsaß zur Rheinarmee beordert, that er sich durch Tapferkeit und Umsicht hervor. 1793 wegen mutvoller Verteidigung der Weißenburger Linien gegen die Österreicher zum Brigadegeneral befördert, erstürmte er das feste Lauterburg. 1794 befehligte er als Divisionsgeneral den rechten Flügel der Rheinarmee unter Michaud, focht mit Auszeichnung bei Kaiserslautern [* 2] und wohnte der Belagerung von Mainz [* 3] bei, nach deren Aufhebung er mit der Vorhut den Rückzug nach Landau [* 4] und Pirmasens [* 5] deckte. 1796 verteidigte er nach Moreaus Rückzug den Brückenkopf zu Kehl und übergab ihn erst nach hartnäckigem Kampf mit dem Erzherzog Karl den Österreichern unter der Bedingung freien Abzugs mit allen militärischen Ehren.
Als
Moreau den Befehl erhielt, mit seinen
Truppen den
Rhein abermals zu überschreiten, bewerkstelligte Desaix
unter höchst schwierigen
Verhältnissen in der
Nacht vom 19. zum im
Angesicht des Feindes diesen Übergang, wurde aber dabei durch einen
Schuß in den
Schenkel verwundet. Nach dem
Vertrag von
Leoben ging er nach
Italien
[* 6] zu
Bonaparte, der ihm für
die Expedition nach
Ägypten
[* 7] die
Führung der
Vorhut anvertraute. Bei der
Einnahme von
Malta eroberte Desaix
das
Fort
St.-Julien
und bedeckte sich dann in der
Schlacht bei Chebrisseh an den
Pyramiden sowie in den
Gefechten mit
Murad Bei
und den
Mamelucken mit neuem
Ruhm. Er allein vollbrachte die
Eroberung des südlichen
Ägypten gegen einen an Streitkräften
ihm weit überlegenen Feind und gewann durch
Milde und
Gerechtigkeit die
Liebe der Einwohner. Nach der
Landung der
Engländer
und
Türken bei
Abukir ward er von
Kléber, dem Nachfolger
Bonapartes im Oberbefehl, beauftragt, die
Konvention
von El
Arisch zu vollziehen.
Als er darauf, um den Vertrag der französischen Regierung zu überbringen, 3. März von Alexandria abreiste, wurde er auf der Reise von einer englischen Fregatte aufgebracht und zu Livorno [* 8] vom Admiral Keith einen Monat lang gefangen gehalten. Nach seiner Befreiung eilte er nach Italien, wo Bonaparte ihm das Kommando der Reserve übergab. Am als er am Nachmittag an der Spitze einer Division in die wankende Schlachtlinie Bonapartes bei Marengo [* 9] einrückte und sich kühn den verfolgenden Österreichern entgegenwarf, durchbohrte ihm eine der ersten Kugeln die Brust, so daß er kurze Zeit darauf starb.
Der
Leichnam wurde einbalsamiert und im
Hospiz auf dem St.
Bernhard beigesetzt.
Bonaparte, der die Absicht gehabt hatte, Desaix
durch
eine
Heirat mit seiner Stieftochter
Hortense
an sich zu fesseln, ließ ihm auf seiner Begräbnisstätte ein Denkmal setzen;
ein andres ward ihm durch
Subskription zu
Paris
[* 10] auf dem Dauphinplatz, ein drittes nach einem Staatsbeschluß
auf der
Place des Victoires (1815 wieder entfernt) und ein viertes
Kehl gegenüber, auf der
Halbinsel, von der Rheinarmee errichtet.