Derschawin
,
Gawril Romanowitsch, russ. Dichter, geb. 13. (2.)
Juli 1743 im Gouvernement Kasan,
[* 2] besuchte das Gymnasium in Kasan und wurde 1762 als Gemeiner in das Preobrashenskische
Garderegiment eingestellt. 1771 wurde er unter
General Bibikow Protokollführer bei der
Geheimen
Kommission zur Untersuchung
der Teilnehmer am Pugatschewschen
Aufstand. 1774-75 war er in den Wolgakolonien bei Saratow beschäftigt, wo er seine teils
originalen, teils aus den Werken
Friedrichs d. Gr. übersetzten Citalagaj-Oden schrieb. 1777-84
diente er unter dem Generalprokurator Fürsten Wjasemskij. Seit 1778 war er Mitarbeiter an dem
«Petersburger
Boten», in dem
eine Reihe seiner Gedichte erschien, darunter die «Lieder an
Peter derschawin
Gr.», «Auf die
Geburt des purpurgeborenen
Knaben im Norden»
[* 3] (des spätern
Zaren
Alexander I.); im «Gesellschafter der Freunde des russ.
Worts» erschien 1782 seine berühmte Ode «Feliza», ferner
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«Dank an Feliza», «Der Traum des Mursen» (alle drei an die Kaiserin),
«An Reschemysl» (Potemkin) und die zu europ. Berühmtheit gelangte geistliche Ode «Gott». 1784 wurde er Gouverneur von Olonez, 1786 von Tambow, hier aber verleumdet, 1789 in Moskau [* 5] vor Gericht gestellt, aber freigesprochen. In die nächste Zeit fallen die Gedichte «Schilderung der Feliza», «Auf die Eroberung von Ismail» und die berühmte Ode «Der Wasserfall» (auf den Tod Potemkins),
«Der Große» (1794),
«Auf- und Einnahme Warschaus» (1794). 1791 wurde er Kabinettssekretär der Kaiserin, 1793 Senator, 1796 unter Kaiser Paul Direktor der Kanzlei des Reichsrats, bald aber wegen seiner ungezügelten Sprache [* 6] in den Senat zurückversetzt, 1800 Präsident des Kommerzkollegiums, im selben Jahr zweiter Minister am kaiserl. Schatzamt und schließlich Reichsschatzmeister. Alexander I. machte ihn 1802 zum Justizminister; er erhielt aber seiner reaktionären Gesinnung wegen bereits 1803 den Abschied und trat ganz aus dem Staatsdienst (Gedicht «Die Freiheit»). Er siedelte auf seine Nowgoroder Besitzung Swanka über, wo er 21. (9.) Juli 1816 starb.
Sein Landleben beschrieb er in dem «Leben in Swanka» (1807). 1811 gründete
er mit A. S. Schischkow zusammen einen litterar. Verein (Besĕda ljubitelej russkago slova), aus deren Abhandlungen (Čtenija)
er selbst einiges veröffentlichte. D.s Werke mit erläuternden Anmerkungen wurden von J. Grot (Prachtausg.
in 7 Bdn., 1864–80; einfachere Ausg.
1868–78) herausgegeben. Ein 8. Band
[* 7] (1881) enthält D.s Biographie von J. Grot. Deutsch erschienen: «Gedichte des Herrn Staatsrath
Derschawin.
Aus dem Russischen von Kotzebue» (Lpz. 1793). –
Vgl. Wolfsohn, Die schönwissenschaftliche Litteratur der Russen (Lpz. 1843).