(spr. darrbi), 1) Hauptstadt der engl.
GrafschaftDerbyshire, in offener
Ebene am
Derwent, hat in den ältern Stadtteilen enge und krumme
Straßen mit roten Backsteinhäusern.
Unter den
Kirchen verdienen Beachtung die Allerheiligenkirche (aus der Zeit
Heinrichs VII.) und die von St. Alkmund, beide
mit hohen
Türmen, dann die von Pugin erbaute katholische
Kathedrale. Von andern Gebäuden und Anstalten
erwähnen wir die Kornbörse, das
Museum, die Freibibliothek, ein
Seminar der
Presbyterianer
(MageeCollege) und ein
Seminar für
Lehrerinnen. Im S. der Stadt liegt ein
Arboretum. Ein Denkmal ehrt den Chemiker H.
Cavendish. Derby hat (1881) 81,168 Einw. Die
Seidenweberei, die hier 1717 zuerst in
England eingeführt wurde, ist noch immer die bedeutendste
Industrie
der Stadt. Außerdem findet man hier die Maschinenbauwerkstätten der Midlandeisenbahn, Baumwollwarenfabriken,
Walzwerke,
Gießereien, Seifensiedereien etc. Auch hat Derby einen
Ruf für
¶
Durch das leidenschaftliche Feuer seiner Rede, die aber keineswegs der scharfen Logik und des schlagenden
Witzes entbehrte, erwarb er sich damals den Beinamen des »Ruprecht der Debatte«, in Irland aber den des »SkorpionStanley«. Während
der Beratung der Reformbill 1832 bewies er sich als eifrigen Verteidiger derselben, und als Obersekretär für Irland brachte
er 1833 trotz O'Connells heftigen Widerstandes eine Zwangsbill, welche der Regierung die Herstellung der
Ordnung in Irland ermöglichte, durch das Unterhaus.
Die hiermit eingetretene Spaltung in der ehemaligen Reformpartei wurde eine definitive, als Stanley, der
noch im November das Anerbieten SirRobertPeels, in dessen Ministerium einzutreten, ausgeschlagen, nach dessen Rücktritt sechs
Jahre lang mit der konservativen Opposition stimmte und endlich 1841, als SirRobertPeel wieder ein konservatives Ministerium
bildete, das Portefeuille der Kolonien übernahm. Er behielt letzteres vier Jahre und wurde während dieser
Zeit im November 1844 als LordStanley ins Oberhaus versetzt.
Seitdem nahm er regelmäßig seinen Sitz im Oberhaus, ohne ein eigentlicher Gegner der in vieler Beziehung toryistischen Interessen
entsprechenden PolitikPalmerstons zu sein. Popularität bei der Menge erweckte es ihm, als er bei der durch die Baumwollkrisis
in den Fabrikdistrikten hervorgerufenen Not mit wahrhaft fürstlicher Freigebigkeit zu helfen bemüht war.
Seine Muße gehörte wissenschaftlicher Beschäftigung, und seine Übersetzung der »Ilias« in reimlosen Iamben (Lond. 1864, 10. Aufl.
1876), welche ebensosehr durch Treue wie poetischen Geist sich auszeichnet und binnen Jahresfrist fünf Auflagen erlebte, gibt
ein ehrendes Zeugnis für seine klassische Bildung.
Als nach dem TodPalmerstons der VersuchRussells, das Ministerium in ähnlichem Geist wie unter Palmerston
fortzuführen, ein rasches Ende nahm, ward Derby noch einmal der Auftrag, ein Kabinett zu bilden, in welchem sein
Sohn, LordStanley, die auswärtigen Angelegenheiten übernahm. Dieses MinisteriumDerby wand sich denn auch durch eine sehr bewegte
Reformdebatte glücklich hindurch, freilich auch eine Reformakte zu stande kommen lassend, radikaler,
als sie jemals von einem whiggistischen Ministerium zur Vorlage gebracht worden ist.
In den letzten Jahren von der Gicht sehr geplagt, reichte Derby sein Entlassungsgesuch ein, dessen AnnahmeStanley in der Unterhaussitzung verkündete.
Während der Session von 1868 beteiligte er sich nur sehr selten an den Debatten im Parlament, bekämpfte
indessen hartnäckig die von Gladstone vorgeschlagene Abschaffung der Staatskirche in Irland. Seine letzte große Rede hielt
er trotz schwerer körperlicher Leiden
[* 9] gegen die zweite Lesung der irischen Kirchenbill und unterzeichnete alsdann
nach deren definitiver Annahme mit einer Minorität unnachgiebiger Lords als unversöhnlicher Gegner der
Trennung von Kirche und Staat einen Protest gegen die Bill. Derby starb auf seinem Stammsitz KnowsleyPark.