forlaufend
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Das Centrum der Depretis
lag bei Liverpool.
[* 3] Der
Baro- meterstand betrug hier weniger als 72?
mm (im Niveau des
Meers). Die Isobaren
legen sich als Ovale um das Centrum und lassen eine schnelle Zunahme des Druckes nach allen Seiten erkennen. Stellt man sich
die Isobaren als Linien gleicher Höhe (Isohypsen, Niveaulinien) vor, so würde die Karte eine Vertiefung,
etwa ein Seebecken, zur
Dar- stellung bringen. Von dieser
Vorstellung rührt das Wort Depretis
her. Das Centrum der Depretis umkreisen
Luft- ströme, ziemlich parallel den Isobaren, aber doch etwas dein Centrum zugewendet und zwar um so mehr, je weiter man
sich vom Centrum befindet. Im Centrum steigt die Luft auf; von allen Seiten strömt Ersatz zu, das Centrum
vorher in
Spiral- linien umkreisend. (S. Luftwirbel.)
[* 4] Die Wind- stärke hängt von dem Abstand der Isobaren ab. Überall,
wo dieselben dicht gedrängt sind, also die Zunahme des Luftdruckes eine bedeutende ist, sind die Winde
[* 5] start und stürmisch (s.
Gradient).
Die Form der Depretis
sollte ein
Kreis
[* 6] sein, weicht aber stets mehr oder minder hiervon ab. Vielfach zeigen die Isobaren eigentümliche
Gestaltung. Sie treten an manchen
Stellen weit auseinander, oder es bilden sich Ausbuchtungen, Nasen u. s. w. In allen
solchen Fällen kann man vermuten, daß an diesen
Stellen sich flache Depretis
vorfinden, die bei dich- terer
Beschaffenheit des Beobachtungsnetzes zum
Ausdruck kommen würden. Oft kommen solcke flache Depretis
zur
Entwicklung und werden dann
als Teildcpres- sionen oder Teilminima bezeichnet, die sich von den Hauptdepressionen ablösen und selbständig weiter be-
wegen.- Die Depretis
zeigen gewisse fortschreitende
Bewe- gungen.
Bei uns bewegen sie sich vorwiegend von Westennach Osten. Hierbei befolgen sie gern gewisse Wege, die als Zugstraßen bezeichnet worden sind. Van Bebbcr unterscheidet hauptsächlich fünf Zug- straßen derD. Die erste geht längs des Golfstroms auf dem Meere hin und führt erst im hohen Norden [* 7] beim Polarkreis über die Nordspitze Schwedens und Norwegens. Zwei weitere beginnen auf dem Meere an der Nordspitze von Schottland. Die eine führt fast genau nach Ost durch Norwegen, [* 8] Schweden, die Ostsee in das Russische [* 9] Neich, die andere nach Südost herab über Skager-Rack und Kattegat nach dem Fest- land, etwa zwischen Danzig [* 10] und Königsberg. [* 11]
Die vierte Zugstraße beginnt beim
Kanal,
[* 12] zieht sich längs der deutschen Nordseeküste hin und führt längs der Ostsee nach
dem hohen Nordosten. Die fünfte Zug- straße endlich geht von
Brest durch
Frankreich nach Norditalien, biegt hierum und zieht
durch
Aster- reich,
Russisch-Polen nach Norden hinauf. Vielfach ziehen die aber auch von den Ebenen des
Po fast genau nach
Ost zur
Adria hin. Die
Geschwindigkeit der Fortpflanzung ist eine außerordentlich verschie- dene. ImAlitteltommenauf24Stunden6-700ilm
Weg. Es giebt aber Fälle, wo die Vahnlänge in 24
Stunden über 1500 km betrug. Die Jahreszeit,
Bahn und Beschaffenheit der
Depretis
hat hierauf großen Einfluß. - Der Witterungscharakter ist an den ein- zelnen
Stellen einer Depretis
verschieden,
man unterscheidet namentlich die vordere Hälfte, das Centrum und die hintere Hälfte. Im Centrum findet man fast stets bewölkten
Himmel,
[* 13] schwache Luftbewegung und
Nie- derschläge meist in Form von
Regen.
Die Witte- rungsvcrhältnisse, die um das Centrum in einiger Entfernung von demselben zu herrschen pflegen,
lassen sich nicht so
allgemein charakterisieren. Näheres darüber s. Witterung. In der Physik ist
Depretis
infolge der
Kapillarität (s. d.) der niedrigere
Stand oder die
Senkung von Flüssigkeiten in Haarröhrchen, verglichen mit
dem
Spiegel
[* 14] (Niveau) der Flüssigkeit, in die jene Röhrchen getaucht sind, z. B. von
Quecksilber in engen Glasröhrchen, die in
Quecksilber tauchen.
Die Kapillaritätsdepression muß bei der
Beobach- tung an gewöhnlichen
Barometern, deren
Röhren- weite gering ist, mittels
eigener
Tabellen in
Rech- nung gezogen werden. Depretis
des
Eis- oder Nullpunktes an Quecksilberthermometern heißt der tiefere
Queck-
silberstand, den solche
Instrumente zeigen, wenn sie nach einer höhern Erwärmung, etwa nach der
Be- stimmung
ihres Siedepunktes, in schmelzendes
Eis
[* 15] getaucht werden, verglichen mit ihrem
Quecksilber- stande in auftauendem
Eise, bevor
sie erhitzt wor- den sind. Diese Depretis
rührt von einer nachdauernden
Ausdehnung
[* 16] des Thermometergefäßes her und ist eine so
große Fehlerquelle, daß sie für genaue
Beobachtungen berichtigt werden muß, am besten nach der Methode
von Pernet. -
Vgl. Pernet, Bei- träge zur Thermometrie (Münch. 1875).
Depressionslafetten, Festungslafetten, die auf sehr hohen Punkten Aufstellung finden und daher fast nur mit Senkung des Rohres (Depression) [* 17] schießen können. Da ein derartiges Schießen [* 18] die Lafetten sehr anstrengt, so müssen sie besondere Ein- richtungen erhalten. geneigter Achse des Geschützrohrs, wie er in Berg- festnngen zur Bestreichung der Abhänge von oben her vorkommt. (S. Depressionslafetten und Lafette.) Depressionsseen, s. See. Depressiv, in der Psychologie soviel wie nieder- gedrückt oder mit Unlustgefühlen verbunden.
Depretiieren (lat.), entwerten, herabsetzen; Depretiation, Herabsetzung, Unterschätzung. Depretis
,
Agostino, ital. Minister, geb. zu
Mezzana bei
Stradella, studierte zu Pavia die
Rechte, wurde
Anwalt, ging aber nach seines
Vaters
Tod 1836 zur
Verwaltung seiner
Güter über. Dem
«Jungen
Italien»
[* 19] ls. depretis
)
stand er jeden- salls nahe; auch in der Kammer, in die ihn 1848
Stradella wählte,
saß er auf der Linken und begrün- dete zu
Turin
[* 20] die
Zeitung «II Iro3i'688o», die Vor- gängerin des «Diritto».
Cavour sandte Depretis
als Gouverneur 1859 nach Vrescia, obwohl er ihm mehrmals entschieden entgegengetreten war;
auf Wunsch Garibaldis wurde dann Depretis
1860 als
Pro- diktator und königl.
Statthalter nach Palermo
[* 21] ge- sandt, wo
er eifrig für den Anschluß
Siciliens an das Königreich
Italien wirkte.
In das Ministerium trat Depretis
zuerst unter Nattazzi,
März bis Dez. 1862, ein; er entfaltete in seinem Amtskrcis, den öffent- lichen
Arbeiten, eine rege Thätigkeit zur
Ausdeh-
nung des
Bahn- und Telegraphennetzes in den neuerworbenen Gebieten und verbesserte deren
Be- trieb.
Unter
Ricasoli erhielt Depretis
das Ministerium der Marine, an dessen
Statt er nach der
Niederlage bei Lissa
[* 22]
die Finanzen
übernahm. Nach Rattazzis
Tod (1873) wurde Depretis
Führer der Linken und 1876 bildete er selbst ein
Kabinett, worin er
die Finanzen
für sich behielt.
Cairoli, der März 1878 an seine
Stelle trat, mußte ihm schon im Dezember den Platz
wieder räumen; Depretis
übernahm Vorsitz,
Inneres und aushilfsweise das
Äußere, sah sich jedoch schon Juli 1879 genötigt, wieder
Cairoli zu weichen, in dessen
Kabinett er aber im November als Minister des Innern eintrat, um nach
Cairolis
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