Denon
(spr. dönóng), Dominique Vivant, franz. Maler und Kunstgelehrter, geb. zu Givry bei Châlon sur Saône, sollte die Rechte studieren, bildete sich aber zum gewandten Weltmann aus und war in kurzer Zeit der Liebling der vornehmen Gesellschaft in Paris. [* 2] Dies bahnte ihm den Weg zu Ludwig XV., der ihm die Aufsicht über eine Sammlung antiker Steine übergab. Die Gunst des Königs nutzte er aus, um als Gesandtschaftskavalier nach Petersburg [* 3] zu gehen. Nach Ludwigs Tod wurde er Gesandter bei der schweizerischen Eidgenossenschaft und benutzte seine Muße zu häufigen Besuchen in Ferney; aus dieser Zeit stammen mehrere von ihm gemalte Bildnisse Voltaires sowie das Bild: le déjeûner de Ferney.
Dann begleitete
er den
Grafen von
Clermont d'Amboise, französischen
Gesandten, nach
Neapel,
[* 4] wo er sieben Jahre blieb und zuletzt
die
Funktionen eines
Geschäftsträgers besorgte. Hier beschloß er, sich dem
Studium der
Kunst zu widmen.
Sein Lieblingsfach wurde die Kupferstecherei. Damals entstand des
Abbé
Saint-Non
»Voyage pittoresque de
Naples et de Sicile«,
zu welcher Denon
den
Text lieferte. Bis zur französischen
Revolution hielt er sich meist in
Italien,
[* 5] zuletzt in der
Schweiz
[* 6] auf.
Als er hier erfuhr, daß sein
Name auf der Emigrantenliste stehe, eilte er nach
Paris, wo der
Maler
David
sich seiner annahm. Durch
Robespierre, der dem gewandten Mann seine
Gunst schenkte, erhielt Denon
seine
Güter wieder und ward
von der Emigrantenliste gestrichen. Während der
Revolution widmete er sich ausschließlich künstlerischer Thätigkeit, bis
er sich mit
Genehmigung
Bonapartes der ägyptischen Expedition anschließen durfte. Er
war in
Ägypten
[* 7] beschäftigt,
die Gegenden, Baudenkmäler, Kriegsszenen und Schlachtenpläne zu zeichnen und so das Andenken jenes
Zugs zu erhalten.
Nach
Frankreich zurückgekehrt, schrieb er die
»Voyage dans la
Basse et la
Haute Egypte« (Par. 1802, 2 Bde.
mit
Atlas).
[* 8]
Später ernannte ihn
Napoleon I. zum Generaldirektor der
Museen. Als solcher hatte Denon
alle Kunstunternehmungen
zu leiten, durch welche
Napoleons Wirken verherrlicht werden sollte; namentlich wurde unter ihm die
Vendômesäule errichtet.
Als
Direktor des Medaillenkabinetts ließ er viele
Medaillen schlagen; in der ebenfalls unter ihm stehenden Porzellanfabrik
zu
Sèvres entstand das sogen. olympische Tafelgerät, welches
Napoleon dem
Kaiser
Alexander I. zum
Geschenk
machte.
Noch wichtiger war der
Anteil, den an
Napoleons Kunsträubereien in
Europa
[* 9] hatte. Denon
besorgte in den okkupierten Sammlungen die
Auswahl dessen, was nach
Paris wandern sollte, um im
Musée
Napoléon seinen Platz zu erhalten.
Daher ward er nach dem Einzug
der Verbündeten in
Paris einige Zeit in
Haft gehalten. Die
Bourbonen ließen ihn anfangs in seinen Ämtern,
entsetzten ihn aber nach den
Hundert
Tagen,
weil er dem zurückkehrenden
Kaiser zugeeilt war. Nach wie vor Mitglied des
Instituts,
zog er sich vom öffentlichen
Leben zurück und starb in
Paris. Die von ihm vorbereitete Herausgabe
einer
Beschreibung seiner reichen
Kunstsammlung
ward von seinem
Neffen
Amaury Duval besorgt unter dem
Titel:
»Monuments des arts
du dessin chez les peuples, tant anciens que modernes, recueillis par etc., pour servir à l'histoire
des arts« (Par. 1829, 4 Bde.).
Vgl. La Fizelière,
L'œuvre originale de Vivant Denon
(Par. 1872-73, 317
Blätter).