Dennewitz
,
Dorf in der preuß.
Provinz
Brandenburg,
[* 2] Regierungsbezirk
Potsdam,
[* 3]
Kreis
[* 4]
Jüterbog-Luckenwalde, mit 320 Einw.,
bekannt durch die
Schlacht am
Napoleons I. Lieblingsprojekt, die Wegnahme
Berlins, war durch
Oudinots
Niederlage bei
Großbeeren (s. d.) 23. Aug. vorerst mißlungen, aber noch nicht aufgegeben
worden; vielmehr sollte
Ney einen neuen
Versuch auf die preußische Königsstadt wagen und deren
Besitz erkämpfen. Die französische
Armee hatte sich nach
Wittenberg
[* 5] zurückgezogen, und von hier brach
Ney 4. Sept. in der
Richtung nach Dennewitz
und
Jüterbog
[* 6] auf. Er hatte die
Korps
Bertrand,
Reynier und
Oudinot, das 4., 7. und 12., über 70,000 Mann, bei sich.
Schon bei Zahna stieß 5. Sept. das Korps Oudinot auf die Vorhut des Generals Tauenzien unter General Dobschütz und warf sie trotz tapfern Widerstandes zurück. Dieselbe vereinigte sich mit dem Korps Tauenzien, das nun unter fortwährenden Gefechten gegen Jüterbog zurückwich. Auf die Nachricht hiervon brach Bülow auf, um am Morgen des 6. die Franzosen in der linken Flanke zu fassen. Er meldete seinen Entschluß dem Oberbefehlshaber der Nordarmee, dem schwedischen Kronprinzen Bernadotte; dieser befahl zwar nicht, wie bei Großbeeren, den Rückzug, sondern gab die Erlaubnis zum Angriff, behielt aber doch die Brigade Borstell zurück, so daß Bülow mit seinen übrigen drei Brigaden und den 10,000 Mann unter Tauenzien gegen die bedeutende Übermacht des Feindes fast den ganzen Tag standhalten mußte.
Der
Kampf fand auf drei verschiedenen Schlachtfeldern statt: zwischen
Jüterbog und Dennewitz
schlug sich
Tauenzien
mit
Bertrand, zwischen Dennewitz
und Niedergörsdorf ein Teil des Bülowschen
Korps mit der
Division
Durutte von
Reynier, südlich davon
beim Dorf Gölsdorf die andern Teile des Bülowschen
Korps mit den sächsischen
Divisionen Sahr und Lecoq.
Tauenzien, im
Begriff,
rechts abzumarschieren, um sich mit
Bülow zu vereinigen, stieß auf das
Korps
Bertrand und begann gegen 9
Uhr
[* 7] die
Schlacht gegen einen fast doppelt so starken Feind. Er hielt vier
Stunden lang aus, und als seine
Truppen ermatteten und
Bülows
Hilfe schon nahe war, ließ er seine
Reiterei gegen den Feind anstürmen und drängte ihn gegen
Rohrbeck zurück. Am Nachmittag griff
Bülow in den
Kampf ein, indem seine
Brigade
Thümen bei Görsdorf den Feind angriff.
Dieselbe hatte einen harten
Stand, mußte ihre letzten
Reserven in den
Kampf führen, und erst gegen 4
Uhr gelang es, das Dorf
Dennewitz
zu nehmen und die
Franzosen über den sumpfigen
Bach
Aa zurückzuwerfen. Um das Dorf Gölsdorf und den
Windmühlenberg, wo eine französische
Batterie stand, kämpften stundenlang die
Brigaden
Krafft und
Hessen-Homburg gegen die
Sachsen
[* 8] unter
Reynier, nahmen endlich Dorf und Anhöhe, mußten aber, als das frische
Korps
Oudinot den
Sachsen zu
Hilfe kam und
nun 40
Bataillone gegen 15 standen, nach verzweifeltem
Kampf das Dorf räumen und schienen der Übermacht
erliegen zu müssen. Da kam noch zur rechten
Stunde, gegen 4
Uhr, auf
Bülows dringendes Gesuch,
Borstell mit seiner
Brigade an
trotz
Bernadottes Gegenbefehl.
Aufs neue wurde gestürmt, die Franzosen aus dem Dorf hinausgedrängt; aber sie kamen mit verstärkten Kräften und nahmen es wieder. Der Kampf wogte unentschieden hin und her, die Franzosen hatten hier noch die Überzahl. Da beging Ney, der den Überblick über das Ganze verloren hatte, den Fehler, das ganze Oudinotsche Korps von Gölsdorf nach Rohrbeck abzurufen, wo eben Tauenzien und die Brigade Thümen das Korps Bertrand aufs äußerste bedrängten. Als Oudinot ankam, war dieses Korps und die Division Durutte bereits in wilder Flucht, in welche auch die Truppen Oudinots mit fortgerissen wurden, während die Preußen [* 9] ihren Angriff auf Gölsdorf erneuerten, die Sachsen nach tapferer Gegenwehr hinauswarfen und zum Rückzug zwangen.
Nur wenige schwedische und russische Truppenteile hatten sich am
Kampf beteiligt.
Bernadotte blieb bei
Eckmannsdorf stehen; nicht einmal die noch frische schwedische
Reiterei schickte er zur Verfolgung ab, so daß, da die
Preußen
vom neunstündigen
Kampf erschöpft waren, der Feind vor völliger Vernichtung bewahrt wurde. Auch in den folgenden
Tagen hinderte
Bernadotte jede kräftige Ausnutzung dieses
Siegs. Die Verluste der
Preußen, welche 50,000 gegen 70,000
standen, betrugen an
Toten und Verwundeten 9000 Mann; aber sie nahmen 15,000
Franzosen gefangen und erbeuteten 80
Kanonen und
über 400
Munitions- und andre
Wagen. In völliger
Auflösung kam die
Armee
Neys in
Wittenberg an; die
Schuld an der
Niederlage schoben die
Franzosen den
Sachsen zu.
General
Bülow wurde später in den Grafenstand erhoben und erhielt den Ehrennamen
Bülow von Dennewitz.
Auf der
Walstatt steht ein eisernes
Monument zur
Erinnerung an jene denkwürdige Waffenthat.