Titel
Denner
,
1)
Johann
Christoph, Erfinder der
Klarinette, geb.
zu
Leipzig,
[* 2] war Sohn eines Horndrechslers, der bald
nach
Nürnberg
[* 3] übersiedelte, und erwarb sich eine große Geschicklichkeit in der Anfertigung von Holzblasinstrumenten.
Versuche,
die
Konstruktion der
Schalmei zu verbessern, führten ihn gegen 1700 zur
Erfindung der
Klarinette, die sich
bald zur
Rolle eines Hauptinstruments aller
Orchester aufschwang. Denner
starb in
Nürnberg. Die von ihm begründete
Instrumentenfabrik wurde nach seinem
Tod von seinen
Söhnen weitergeführt und gelangte zu großer
Blüte.
[* 4]
2) Balthasar, Maler, geb. zu Hamburg, [* 5] kopierte schon im achten Jahr Kupferstiche und machte sich, in Altona [* 6] und Danzig [* 7] unter der Leitung mittelmäßiger Lehrer bald auf seinen eignen Weg hingewiesen, mit dem Technischen der Ölmalerei so schnell vertraut, daß er in einem Alter von 14 Jahren Porträte [* 8] lieferte. Doch mußte er auf Verlangen seiner Eltern von 1701 bis 1707 die Kaufmannschaft erlernen. Im letztern Jahr kam er nach Berlin, [* 9] wo sich ihm die Akademie und mit ihr die Künstlerlaufbahn öffnete, die er fortan nicht wieder verließ.
Bald stand er als Porträtmaler in solchem
Ruf, daß
er an mehrere
Höfe eingeladen wurde. Für den
Kopf einer
alten
Frau, den er 1721 in
London
[* 10] malte, erhielt er von
Kaiser
Karl VI.,
dem er dieses
Bild übersandte, 4700
Kaisergulden. Für
denselben
Kaiser malte er 1725 als Gegenstück den
Kopf eines Greises, beide jetzt im
Wiener
Belvedere. Denner
wanderte von einem
Hof
[* 11] zum andern; in
Mecklenburg,
[* 12]
München,
[* 13]
Köln,
[* 14]
Hamburg,
Kopenhagen,
[* 15]
Wolfenbüttel,
[* 16]
Schleswig
[* 17] etc. fertigte
er zahlreiche Bildnisse vornehmer
Herren, so die des
Herzogs
Christian
August,
Administrators von
Holstein-Gottorp, des
Kurfürsten
August II. von
Sachsen,
[* 18] des
Kaisers
Peter III. von Rußland, des
Kronprinzen
Friedrich
Adolf von
Schweden
[* 19] u. a.
Als er sich endlich
in
Braunschweig
[* 20] eine bleibende Stätte gründen wollte, starb er in
Rostock.
[* 21]
Denners
Ruhm gründet sich hauptsächlich auf seine Bildnisse alter Leute, die er mit unsäglicher Genauigkeit und mit den
feinsten Pinselstrichen durchführte, so daß jedes Härchen und Schweißpörchen, jede Vertiefung und Falte im
Gesicht
[* 22] erscheinen.
Die
Mehrzahl seiner Werke macht jedoch durch den Mangel an jedem geistigen
Ausdruck, die glatte, geleckte
Farbe und die peinliche Detaillierung einen leblosen, wachsfigurenartigen
Eindruck. Erfreulicher sind seine mit breiterm
Pinsel
gemalten
Porträte, die freilich auch an Schwächlichkeit der
Zeichnung und geleckter
Farbe leiden. Bei der Ausführung der
Gewänder bediente er sich häufig fremder
Hände.