Delsberg
,
französisch Delémont. Amtsbezirk des Kantons Bern. Fläche 26630 ha;
2428 Häuser, 15976 Ew. in 3448 Haushaltungen;
12916 Katholiken, 2947 Reformierte;
11645 Ew.
französischer, 3979 deutscher und 419 italienischer Zunge. Am Wohnbevölkerung 15976, ortsanwesende Bevölkerung 16043. Hauptort
ist Delsberg
oder
Delémont. 23 politische Gemeinden:
Bassecourt,
Boécourt,
Bourrignon,
Courfaivre,
Courroux,
Courtételle, Delsberg
,
Develier,
Ederswiler,
Glovelier,
Mettemberg,
Montsevelier,
Movelier,
Pleigne,
Rebeuvelier,
Rebévelier,
Roggenburg,
Saulcy,
Soulce,
Soyhières,
Undervelier,
Vermes und
Vicques. 20 katholische und eine reformierte Kirchgemeinde.
Der Amtsbezirk ist gänzlich im
Berner Jura gelegen; er grenzt im N. mit der
Lucelle
(Lützel) an das Deutsche Reich (Elsass),
im W. an die Amtsbezirke Pruntrut
und
Freibergen, im
S. an
Münster, im O. an
Münster, Laufen
und den Kanton Solothurn.
Von S. her greift
der Amtsbezirk
Münster längs beider Ufer der
Birs bis nahe an
Courroux, Delsberg
und
Courtetelle tief in den Amtsbezirk Delsberg
ein. Ausserdem bildet die den
Hintergrund des
Val Terbi umfassende Gemeinde
Montsevelier eine zwischen den Kanton Solothurn
und den Amtsbezirk
Münster eingeschobene Exklave des Amtsbezirkes Delsberg.
Das Bergland herrscht im Bezirk Delsberg
weitaus vor; die auf die verschiedenartigste Weise aufgefalteten Juraketten verlaufen
im Allgemeinen vom
Plateau der
Freiberge und dem Gebiet um Pruntrut
gegen den Kanton Solothurn
hin in der Richtung W.-O. Sie werden
in der Richtung W.-O. von einander durch Längsthäler ohne grössere Wasserläufe geschieden und von S.-N. von der
Sorne
und
Birs in tiefen und malerischen Querschluchten
(Klusen) durchbrochen. Den Bezirk schneidet von W.-O. die grosse Senke
Glovelier-Montsevelier,
die im W. vom Thal der
Sorne, im O. vom Thal der
Scheulte gebildet wird. S. von dieser Zone lassen sich
folgende Einzelketten unterscheiden: im W., links von der
Sorne der
Droit Mont und die
Monts de
la Racine, rechts von der
Sorne
der Mont Dedos und die
Côte du
Droit;
im Zentrum und O., links von der Birs die Montagne de Moutier und der Vellerat, rechts von der Birs der Mont Raimeux und Mont sur Rosé. N. von der genannten Zone sind die Berge in einzelne unregelmässige Gruppen angeordnet, die von einander getrennt sind durch tiefe, im Frühjahr von einem rauschenden Wildbach durchflossene, im Sommer dagegen meist trocken liegende Risse.
Eine lange Kette lässt sich aber auch hier leicht unterscheiden,
die sogen.
Montagne de
Develier, die vom orographischen Knoten der
Malettes bis Delsberg
zieht und der Reihe nach die Lokalnamen
Le Repais, Les
Ordons,
La Haute Borne und La
Chaive führt. Von den Einzelgruppen nennen wir den
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weiter nach N. vorgeschobenen Mettemberg u. Riesel und, rechts von der Birs, den Mont de Courroux, ferner Fringeli u. Hohe Winde (diese zwei an der Grenze gegen Solothurn).
Das Hauptthal des Bezirkes Delsberg
ist das der Sorne. Nachdem sie die engen Schluchten des Pichoux durchquert, nimmt die Sorne
bei Undervelier (530 m) die Soulce und den Miéry auf, tritt bei Berlincourt (499 m) in einen breiteren Thalboden
ein, empfängt von links den in tiefem Riss fliessenden Tabeillon, den Bé und die Rouge Eau, und wendet sich zugleich entschieden
nach O.; n. Courfaivre (476 m) schiebt sich der Mont de Chaux (587 m) ins Thal der Sorne vor, das bis Courtetelle
eng bleibt, dann aber sich weitet und mit dem Delsberg
erthal, dem Thal der Birs, vereinigt. W. Delsberg
mündet in die Sorne
die Golatte (mit der Pran und dem Ticle), der Abfluss des im S. vom Mont de Chaux und im N. von der Montagne de
Develier begrenzten Thales von Develier; ö. Delsberg
mündet in die Birs die Scheulte (mit der Gabiare und dem Bach von Montsevelier),
der Fluss des Val Terbi. Unterhalb Delsberg
bildet die Birs bis zur Grenze gegen den Amtsbezirk Laufen die Klusen von Soyhières-Bellerive,
wo die Combe au Loup und die Combe de la Résel (mit der Résel und dem Mettembergbach) auf sie ausmünden.
Im nw. Berggebiet des Bezirkes ist der Hauptfluss die Lützel, deren langes Thal nur am rechten Ufer schweizerisch ist (bis
Klösterle auf Boden des Bezirkes Delsberg
) und die den Weier oder See von Gross Lützel bildet und von S.
her den Bief de la Côte de Mai, den Bach von Bavelier und den Resenbach aufnimmt.
Seiner gebirgigen Beschaffenheit entsprechend ist der Boden des Bezirkes Delsberg
nicht besonders fruchtbar, mit Ausnahme
des Thales der Sorne, der Umgegend von Glovelier (516 m) und Delsberg
, des Thales der Scheulte oder Val Terbi
(500-600 m) und des Gebietes um Courroux (420 m), wo der Ackerbau blüht. Die Berghänge bedecken prachtvolle Tannen- und Buchenwaldungen;
weite und gute Sennberge gestatten Hornvieh- und Pferdezucht in grossem Massstabe. Die Wälder sind reich an jagdbarem Wild,
und im N. des Bezirkes kommt das Wildschwein nicht selten vor.
In den Flüssen viele Forellen. Der felsige Untergrund der mit Glazialschottern überführten schönen Ebene von Delsberg ist reich an Eisenerz von ausgezeichneter Güte und wird in unmittelbarer Nähe der Stadt daraufhin abgebaut. Klima unstet; die Nächte sind, auch im Sommer, kühl und die Winter lang und hart; das ganze Thal von Delsberg ist häufigem Nebel ausgesetzt, der erst lange nach Sonnenaufgang zu weichen pflegt. Die in der Schweiz allgemein verbreitete Meinung, das Delsbergerthal sei sehr hoch gelegen, rührt vielleicht von seiner an die Bergweiden des Hochjura erinnernden Umrahmung mit düstern, felsigen Berghängen her. Und doch liegt Delsberg (Bahnhof) nur 416 m über Meer, während z. B. Biel in 438 m, Solothurn in 435 m, Bern in 550 m und Pruntrut in 425 m liegen.
Der Boden des Bezirkes verteilt sich auf:
ha | |
---|---|
Aecker und Gärten | 4624 |
Wiesen und Baumgärten | 6657 |
Bergweiden | 1437 |
Waldungen | 9222 |
Unproduktives Land | 4690 |
: | 26630 |
Die bebaute Bodenfläche verteilt sich auf:
ha | |
---|---|
Getreide | 2480 |
Knollengewächse | 1458 |
Futterkräuter | 602 |
Andere Kulturen | 84 |
: | 4624 |
Obstbäume finden sich auf einer Fläche von 11230 ha; 1896 zählte man 32120 Apfel-, 16418 Birn-, 20260 Kirsch-, 27048 Zwetschgen-, 2114 Nuss- und 96 Quittenbäume, sowie 3088 Spaliere und Zwergobstbäume, zusammen 101144 Obstbäume.
Delsberg ist der Hauptsitz der Eisenerzausbeute in der Schweiz u. fördert jährlich 8456 Tonnen;
Movelier hat einen Bruch auf weichen Baustein;
im ganzen Bezirk zahlreiche Brüche auf harten Baustein;
s. Delsberg beträchtliche Kiesgruben im diluvialen Schotter.
Haupterwerbsquellen der Bevölkerung sind Ackerbau und Viehzucht.
Die Viehstatistik ergibt folgende Zahlen:
1886 | 1896 | 1901 | |
---|---|---|---|
Hornvieh | 8044 | 8478 | 8122 |
Pferde | 1472 | 1399 | 1519 |
Schweine | 4100 | 5275 | 5275 |
Schafe | 2299 | 1140 | 723 |
Ziegen | 1524 | 1188 | 951 |
Bienenstöcke | 1763 | 1763 | 1929 |
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Die drei Hauptindustrien des Bezirkes sind die Uhrenmacherei, die Gewinnung und die Verwertung des Eisenerzes. Dazu kommt die heute auch in den entlegensten Dörfern als Hausindustrie eingeführte Seidenweberei. Wichtig ist der Holzhandel; zahlreiche Sägen u. Mühlen, besonders an den Ufern der Sorne, Scheulte und Lützel. Bassecourt hat eine Uhren- und eine Parketteriefabrik, Undervelier verfertigt Gewehrschäfte, in Courfaivre Velofabrikation;
in Delsberg eine grosse Messerschmiede, eine Bierbrauerei, eidgenössische Alkoholniederlage mit Brennerei, Zigarrenfabrik, Gerberei;
in Les Rondez bei Delsberg eine Eisengiesserei;
Bellerive bereitet Zement und Backsteine und Röhren aus Zement;
Holzschuhmacher in Courfaivre, Courtetelle, Glovelier und Pleigne;
Käsereien in Courtetelle, Glovelier und Pleigne;
in Undervelier ein Wasserwerk.
Eine Anzahl von Gemeinden hat elektrisches Licht und Wasserversorgung mit Hydrantennetz eingeführt; Elektrizitätswerke bestehen an der Sorne und Birs, andere sind im Entstehen begriffen.
In Delsberg das Lehrerinnenseminar für den Berner Jura, Bezirkswaisenhaus und -spital, Progymnasium, Sekundarschule, eidgen. Regenmessstation. Eine Sekundarschule auch in Bassecour.
Die Bewohner des Bezirkes Delsberg, des einstigen Sornegaues, sprechen noch ihre alte Mundart, das sogen. vadais (von vad = vallée = Thal) und heissen heute noch im Volksmund die Vadais. Zwei Eisenbahnlinien von hervorragender Bedeutung durchziehen den Bezirk: die Linien Basel-Delsberg-Biel und Delsberg-Delle;
ihnen wird sich 1903 die im Bau begriffene Linie Glovelier-Saignelégier anschliessen, die Basel direkt mit La Chaux de Fonds verbindet.
Bedeutendste Strassen: diejenigen über die Caquerelle und die Rangiers, Delsberg-Develier-Bourrignon-Lützel-Winkel, Soyhières-Movelier-Moulin Neuf-Ferrette, Delsberg-Münster, Delsberg-Laufen u. Delsberg-Saignelégier. Dem Thal der Lützel folgt auf deutscher Seite die Strasse Gross Lützel-Klösterle.