Delius
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Nikolaus, Gelehrter, besonders namhafter Shakespeare-Kritiker, geb. zu Bremen, [* 2] studierte Sprachwissenschaft auf den Universitäten zu Bonn, [* 3] Berlin [* 4] und wieder in Bonn, besuchte dann zu wissenschaftlichen Zwecken England und Frankreich, ließ sich 1841 als Dozent in Berlin nieder und siedelte von da 1846 nach Bonn über, wo er 1855 zum außerordentlichen, 1863 zum ordentlichen Professor ernannt wurde und noch gegenwärtig wirkt. Seine Vorlesungen erstrecken sich über Sanskrit (doch nur in den ersten Jahren des Bonner Aufenthalts), romanische und namentlich englische Sprache und Litteratur.
Unter seinen Schriften nehmen diejenigen, welche sich auf die Kritik und Erklärung der Werke Shakespeares beziehen, die erste Stelle ein. Es gehören hierher außer verschiedenen kleinern Arbeiten in Zeitschriften: die Ausgabe des »Macbeth« (Brem. 1841);
»Die Tiecksche Shakespeare-Kritik« (Bonn 1846);
»Der Mythus von W. Shakespeare« (das. 1851): »Über das englische Theaterwesen zu Shakespeares Zeit« (das. 1853);
»J. Payne Colliers alte handschriftliche Emendationen zu Shakespeare etc.« (das. 1853);
das »Shakespeare-Lexikon« (das. 1852);
»Abhandlungen zu Shakespeare« (Elberf. 1878);
namentlich aber die große kritische Ausgabe der sämtlichen Werke Shakespeares (das. 1854-61, 7 Bde.; mit Nachträgen 1865; 5. Ausg. 1882, 2 Bde.);
endlich Abhandlungen in den »Jahrbüchern« der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft, im »Jahrbuch für romanische und englische Litteratur« etc. Noch ist seine Erstlingsschrift: »Radices pracriticae« (Bonn 1839),
zu erwähnen, die einen Anhang zu Lassens grammatischem Werk über die Prâkritmundart bildet, und der Schrift »Der sardinische Dialekt des 13. Jahrhunderts« (Bonn 1868).
Auch veröffentlichte er »Gedichte« (Brem. 1853) und lieferte wertvolle Beiträge zur Kenntnis der romanischen Litteratur in der Ausgabe von Waces altfranzösischer Dichtung »Saint-Nicolas« (Bonn 1850) und in den »Provençalischen Liedern« (das. 1853).