[* 2] (ehedem Delcz,Dehliz), Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk
Merseburg,
[* 3] 94 m ü. M., an der Löbber und
an den Eisenbahnlinien
Magdeburg-Zerbst-Leipzig und
Halle-Guben, hat 4
Kirchen, darunter eine katholische, ein
Schloß und (1880) 8225 Einw.
(168 Katholiken);
lebhaft ist der
Handel mit
Gemüse und Gartenfrüchten. Delitzsch ist
Sitz eines Amtsgerichts und hat ein
Realprogymnasium, ein Schullehrerseminar, eine
Strafanstalt für weibliche
Personen und
eine Gasleitung. Delitzsch gehörte zuerst zum
BistumMerseburg;
Das
Schloß wurde im Dreißigjährigen
Krieg zerstört, 1691 aber wieder aufgebaut
und zum Witwensitz jenes Fürstenhauses bestimmt. Nach dem Aussterben des letztern (1738) fiel an Kursachsen und wurde 1815 preußisch.
Delitzsch ist Geburtsort des Physikers
Ehrenberg (1796) und des Nationalökonomen
Schulze-Delitzsch (1808).
Franz, Theolog, besonders als Exeget und Hebraist ausgezeichnet, geb. zu
Leipzig,
[* 5] habilitierte
sich 1842 ebendaselbst, ward 1846 als ordentlicher
Professor der
Theologie nach
Rostock,
[* 6] 1850 in gleicher
Eigenschaft nachErlangen
[* 7] und 1867 wieder nach
Leipzig berufen, wo er noch jetzt wirkt. Aus gründlichen
Studien über die jüdisch-rabbinische
¶
mehr
Litteratur flossen seine Werke: »Geschichte der jüdischen Poesie« (Leipz. 1836);
Von theologischen Gesichtspunkten stark beeinflußt sind Delitzsch' exegetische Arbeiten, darunter die Kommentare zu Habakuk (Leipz.
1843), zum Hohenlied (das. 1851), zur Genesis (4. Aufl., das. 1873), zum Psalter (4. Aufl., das. 1883),
zum Hiob (2. Aufl., das. 1876), zum Jesaias (3. Aufl., das. 1879), zu den Sprüchen (1873), zum Brief an die Hebräer (das. 1857),
zum Hohenlied und Prediger (das. 1875). Auch gab er die Schrift »Jesurun, isagoge in grammaticam et lexicographiam
linguae hebraicae« (Leipz. 1838) heraus, worin er in Übereinstimmung mit Fürst einen Zusammenhang zwischen dem semitischen
und indogermanischen Sprachstamm
[* 9] zu erweisen suchte, und »Jüdisch-arabische Poesien aus vormuhammedanischer Zeit« (das. 1874).
Mehrere seiner populären erbaulichen Schriften haben große Verbreitung gefunden, besonders sein Kommunionbuch »Das
Sakrament des wahren Leibes und Blutes Jesu Christi« (6. Aufl., Dresd. 1876),
sein (gewissermaßen zur Goethe-Litteratur gehöriges) Buch »Philemon, oder von der christlichen Freundschaft« (2.
Aufl., Stuttg. 1858). Diesen schließen sich an: »Handwerkerleben zur Zeit Jesu« (3. Aufl., Erlang. 1878);
»Physiologie und Musik in ihrer Bedeutung für die Grammatik, besonders die hebräische«
(das. 1868) und »Handschriftliche Funde« (das. 1861-1862). - Sein Sohn FriedrichDelitzsch, geb. hat sich als Assyriolog
einen Namen gemacht und bekleidet gegenwärtig die Professur der Assyriologie an der Universität zu Leipzig. Er veröffentlichte:
»Studien über indogermanisch-semitische Wurzelverwandtschaft« (Leipz. 1873, 2. Ausg.
1884);
»The Hebrew language viewed in the
light of Assyrian research« (Lond. 1883);
»Die Sprache
[* 10] der Kossäer« (das. 1884). - Ein andrer Sohn, JohannesDelitzsch, geb. 1846 zu Rostock, seit 1872 Dozent an der theologischen Fakultät in Leipzig, schrieb: »Das Lehrsystem der römischen
Kirche« (Gotha
[* 11] 1875, Bd. 1), starb aber schon
Franz, luth. Theolog und Hebraist, geb. zu Leipzig, studierte daselbst Theologie und orient.
Sprachen und habilitierte sich 1842 an der theol. Fakultät, wurde 1846 ord. Professor der Theologie in Rostock, 1855 zu Erlangen, 1867 zu
Leipzig, wo er starb. Delitzsch gehörte der streng luth. Richtung an. Er besaß gründliche Kenntnis der nachbiblischen,
rabbinisch-talmudischen Litteratur. Für die Mission unter den Juden gab er seit 1863 die Zeitschrift
«Saat auf Hoffnung» heraus und gründete 1880 von neuem das Institutum
Judaicum sowie 1886 ein Seminar zur Ausbildung junger Theologen zu Judenmissionaren.
Unter D.s Veröffentlichungen sind zu nennen: «Zur Geschichte der jüd. Poesie von Abschluß der heiligen Schriften des alten
Bundes bis auf die neueste Zeit» (Lpz. 1836),
das sprachvergleichende Werk «Jesurun» (Grimma
[* 14] 1838),
«Anekdota
zur Geschichte der mittelalterlichen Scholastik unter Juden und Moslemen» (Lpz. 1841),
Kommentare zu vielen alttestamentlichen
Schriften, namentlich in dem von ihm mit Keil herausgegebenen «Biblischen Kommentar über das AlteTestament», «Das Sakrament des
wahren Leibes und Blutes Jesu Christi» (Dresd. 1844; 7. Aufl., Lpz. 1866),
Sein Sohn JohannesDelitzsch, geb. 1846, gest. 1876, veröffentlichte
«Lehrsystem der röm. Kirche» (Tl. 1, Gotha 1875) und gab die Öhlersche «Symbolik» (Tüb. 1876) heraus. - Dessen BruderFriedrichDelitzsch, Assyriolog, geb. seit 1877 außerord. Professor
in Leipzig, seit 1893 ord. Professor in Breslau,
[* 17] schrieb: «Assyr. Studien» (1. Heft, Lpz. 1874),