Fayencen, stark glasiertes, weißes Gebrauchsgeschirr, welches seit dem Ende des 16. Jahrh.
bis zum Ende des 18. Jahrh. in
Delft angefertigt wurde. Seine charakteristische Eigentümlichkeit ist
die blaue Bemalung, welche sich an japanische und chinesische Vorbilder anschließt. In der Mitte des 17. Jahrh.
erreichte die Fabrikation ihre
Blütezeit. A. de Keyzer ahmte das chinesische blaue
Porzellan nach. Dann kamen auch bunte
Farben
neben der blauen auf. Man fertigte nicht nur Gegenstände für den
Gebrauch (eiförmige
Krüge,
[* 2]
Schüsseln,
Körbe,
Schalen, Blumenvasen, Tulpenständer, Spucknäpfe), sondern auch
Menschen- und Tierfiguren,
Geigen und ähnliche Spielereien.
Durch den massenhaften
Export der delfter Fayencen verbreitete sich ihre
Dekoration auch anderswo, besonders in
England und
Deutschland.
[* 3] S. Tafel
»Keramik«,
[* 4] Fig. 10.
Vgl. Havard,Histoire de la faience de
Delft (Par. 1878).
Fayencen, auch Delftware, Delfter Zeug, die zumeist in Holland gefertigten Nachahmungen des Porzellans in glasiertem
Thon. Als die Holländer anfingen das ostasiat. Porzellan von China
[* 5] und Japan in größern Mengen nach Europa
[* 6] zu bringen, entstand
der Wunsch, es nachzuahmen und die soliden, für künstlerische Verzierungen so geeigneten Eigenschaften
des Materials auf die europ. Thonfabrikate zu übertragen. Da man aber den entscheidenden Bestandteil, Kaolin, nicht kannte
oder nicht fand, gelang es nicht, das echte Porzellan zu erzeugen, und man mußte sich mit minder guten Sorten begnügen.
So kamen die Holländer zu ihrer eigentümlichen, in Glasur wie in der Masse weißen Fayence,
[* 7] welche sich
besser erwies als die bisherigen glasierten Thonarbeiten, aber das echte Porzellan nicht erreichte.
Diese neue Fayence entstand in der Stadt Delft und zwar in den ersten Jahren des 17. Jahrh.
Da es vorzugsweise das Blauweiße, sog. Nankingporzellan, gewesen war, welches
nach Europa gebracht wurde, so bildete auch dieses das Hauptvorbild der Nachahmung. Die Delfter Fabrikation imitierte davon
zuerst Formen und Zeichnungen, machte sich dann aber mit der aufblühenden holländ. Malerei
von diesem Vorbilde los und übertrug nun die Eigentümlichkeiten der holländ. Kunst des 17. Jahrh.,
das Genrebild, die Marine, die Landschaft, auch das Porträt auf sein weißglasiertes Material, sowohl
auf Platten (Fliesen)
[* 8] wie auf Gefäßen.
Auch andere Farben neben dem Blau suchte man alsdann zu verwenden, Rot, Gelb, Braun, Grün, doch mit minderm Geschick; Blau allein
behielt die Oberhand in Anwendung und Kunst. Wie künstlerisch, so erblühte die Fabrikation der Delfter Fayencen auch
im Umfang ihres Betriebes; zahlreiche Fabriken entstanden und versendeten ihre Arbeiten durch ganz Europa, ja die Japaner machten
wieder DelfterMuster nach. Ebenso erhoben sich in verschiedenen Ländern Europas (s. Fayencen) Fabriken, welche Delfter Fayencen erzeugten,
ältere Fabriken änderten sich zu solchen um. Die Blütezeit von Delft dauerte durch das 17. Jahrh.
bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrh., wo das neue europ. Porzellan übermächtig wurde. Die Delfter Fabriken gingen im
Anfange des 19. Jahrh. ein, um erst in den letzten Jahren mit gutem Erfolg wieder in Betrieb
gesetzt zu werden, nachdem bereits in Belgien,
[* 9] Frankreich und sonst nach Delfter blau-weißer Art wieder
gearbeitet worden war. –
Vgl. Havard, Histoire de la Faience de Delft (Par. 1878).