Delessert
(spr. dölessähr),
Benjamin,
Baron,
Bankier und Fabrikant in
Paris,
[* 2] geb. zu
Lyon,
[* 3] Sohn des
Bankiers
Etienne Delessert
(geb. 1735, gest. 1816) aus einer calvinistischen
Familie, der 1777 von
Lyon nach
Paris übersiedelte und sich um
Handel und
Industrie in
Frankreich sehr verdient machte. Delessert
diente
zu Anfang der
Revolution in der
Artillerie, mußte jedoch nach dem als Anhänger
Lafayettes die
Armee verlassen und übernahm 1795 das Bankgeschäft seines
Vaters. 1801 legte er in
Passy großartige Runkelrübenzuckerfabriken
an und wurde wegen seiner
Verdienste um die inländische
Industrie von
Napoleon I. zum Mitglied der
Ehrenlegion und 1813 zum
Kommandanten einer
Legion der
Pariser
Nationalgarde ernannt.
Nach der Restauration ward er Mitglied der Kommission für die Verbesserung der Gefängnisse, jedoch nach der zweiten Rückkehr der Bourbonen wieder entsetzt. 1817 vom Seinedepartement als Deputierter in die Kammer gewählt, gehörte er derselben bis 1838 ununterbrochen an. Er hatte seinen Sitz im linken Zentrum und gehörte zu den entschiedensten und thätigsten Mitgliedern der freisinnigen Partei. Er starb in Paris. Ein thätiger Freund und Beschützer der Künste und Wissenschaften, ließ er das Prachtwerk »Icones selectae plantarum« (Par. 1820-39, 5 Bde., jeder Band [* 4] mit 100 Kupfern) auf seine Kosten drucken. Er ¶
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machte sich als Vorstand der Armenhäuser von Paris, als Mitbegründer der Sparkassen in Frankreich und der »Société philanthropique« sowie durch freigebige Fürsorge für die Arbeiter und namentlich auch durch höchst liberale Unterstützung wissenschaftlicher und künstlerischer Bestrebungen sehr verdient und war Besitzer einer von seinem Vater begründeten wertvollen Gemäldesammlung (mit Raffaels Madonna: la Vierge de la Maison d'Orléans) und Kupferstichsammlung, auch einer der reichsten Naturaliensammlungen. Noch gab er heraus: »Recueil de coquilles décrites par Lamarck« (1841 ff.) und schrieb: »Des avantages de la caisse d'épargne et de prévoyance« (1835);
»Les bons exemples, nouvelle morale en action« (mit Degérando, 3. Ausg. 1867);
»Guide du bonheur« (1839, 4. Aufl. 1855) u. a. -
Sein ältester Bruder, François Marie, geb. 1780, war Chef eines Bankhauses, einer der Regenten der Bank von Frankreich sowie Mitglied des Instituts und starb 1867. Der zweite Bruder, Gabriel, geb. zu Paris, war Fabrikant in Passy unter dem Kaiserreich, Brigadegeneral der Pariser Nationalgarde nach der Julirevolution und vom bis Polizeipräfekt zu Paris;
Dessen Sohn Alexandre Henri Edouard, geb. begleitete Saulcy auf seiner Reise nach Palästina [* 6] (1850) und berichtete darüber in »Voyage aux villes maudites« (1853, 4. Ausg. 1855). Er war Mitbegründer des »Athénaeum français« und hat sich auch sonst als Belletrist bekannt gemacht.