Dekoration
(latein.), im allgemeinen jede Ausschmückung oder
Verzierung irgend eines Gegenstandes, welche ihm ein
gefälligeres Aussehen zu geben bezweckt. Die Dekoration
von Gebäuden muß mit dem
Charakter des Gebäudes im
Einklang stehen; die
Dekoration
darf nicht die
Wirkung der Hauptform beeinträchtigen und den
Eindruck des Ganzen verändern, sondern
muß beides heben. Die
Massen der Dekoration
dürfen nie zu groß, aber ebensowenig zu vereinzelt sein.
Soll ein Gebäude nur wenig
Verzierungen erhalten, so ziehe man vor, dieselben auf einen Hauptteil, z. B. das
Portal u. dgl., zu konzentrieren, statt sie
über die ganze
Fläche des Gebäudes zu verteilen, wo sie nur geringen
Eindruck machen würden.
Ebenso darf man bei reicher
Verzierung die dekorativen
Elemente nicht zu gleichmäßig über die ganze Außenseite des Gebäudes
verteilen, sondern muß dem
Auge
[* 3] des
Beschauers hier und da eine unverzierte
Fläche als Ruhepunkt darbieten und
nur die für die Bestimmung des Gebäudes besonders wichtigen
Stellen auf diese
Weise auszeichnen, wodurch zugleich die einzelnen
Verzierungen nur an Wert gewinnen können. Die
Mittel zur Dekoration
der Gebäude sind teils körperliche, teils chromatische.
Die körperlichen sind: rein architektonische, wie Simse, Konsolen, Verdachungen, Lisenen, Strebepfeiler etc., welche als Darstellungen notwendiger Teile sich aus der Konstruktion des Gebäudes ergeben;
ornamentale, wie
Laub- und
Blumenwerk,
Ranken,
Akroterien
[* 4] etc.,
und rein plastische, d. h.
Tier- und Menschengestalten,
Karyatiden
[* 5] etc. Die chromatische oder farbige Dekoration
eines Gebäudes wird
durch farbige oder
Sgraffitomalereien, durch
Glasmosaik, durch farbige Marmoreinlagen, durch
Bronzen u. dgl. bewerkstelligt.
Die Dekoration
muß sich nach dem
Baustil des Gebäudes richten, also verschieden sein, je nachdem dieses dem
griechischen, maurischen, romanischen, gotischen oder Renaissancestil angehört. Sie muß sich ferner nach der Örtlichkeit
richten, an welcher sie anzubringen ist, im Äußern derber, im Innern des Gebäudes feiner und hier wieder an den
Decken
leichter als an den
Wänden gehalten werden,
und sie muß endlich dem
Charakter des Bauwerks angepaßt sein,
für welches sie bestimmt ist, und denselben symbolisch zum
Ausdruck bringen. Die Dekoration
der innern
Räume der Gebäude ist nach
gleichen
Grundsätzen durchzuführen, indem
Malerei,
Plastik und die gewerblichen
Künste zusammen arbeiten. Im weitesten
Sinn erstreckt sich die Dekoration
von Innenräumen auf die
Ausstattung mit Vertäfelungen,
Teppichen,
Portieren,
Stoffen, Gemälden,
Möbeln, Geräten,
Pflanzen,
Nippsachen u. dgl., vgl.
Zimmerausstattung. - Im engern und gewöhnlichern
Sinn ist Dekoration
die Theatermalerei oder vielmehr die Gesamtheit der materiellen,
auf die Vergegenwärtigung des Örtlichen abzweckenden Hilfsmittel der
Bühne, soweit
sie der
Malerei unterliegen.
Hierzu gehören die
Kulissen, der
Grund oder die
Gardine (besser
Kurtine oder Kortine), wodurch am Ende der
Bühne die Aussicht
geschlossen wird, die Vor- und
Ansätze und die Soffiten, welche die
Decke
[* 6] bilden. Der Dekoration
smaler muß, um die örtliche
Täuschung hervorzubringen, vorzüglich die
Linear- und
Luftperspektive verstehen und die
Wirkung des
Lichts,
namentlich des Lampenlichts, sowie die
Größe der darzustellenden Gegenstände,
Häuser,
Bäume etc., richtig berechnen können.
Ein brillantes
Kolorit, zweckmäßige Anwendung des
Halbdunkels, der
Schatten- und Lichtmassen sind bei dieser
Malerei um so
notwendiger, als ihre eigentliche Aufgabe darin besteht, frappante Täuschung und momentanes Wohlgefallen
hervorzubringen. Die reizendste Abenddekoration
bietet bei Tageslicht kaum einen erträglichen Anblick dar. Die
Mittel des
Dekoration
smalers, der übrigens mehr andeuten, als ausführen soll, sind
Wasserfarben, weil sie schnellere
Arbeit gestatten
und nicht blenden.
Schon die Alten kannten die Dekoration
der
Bühne. Als der älteste Dekoration
smaler wird
Aristarchos genannt, welcher auf
Veranlassung des
Äschylos zuerst die
Regeln der
Perspektive auf die Schaubühne in
Athen
[* 7] angewendet haben soll. Die tragische
Bühne zeigte bei den Alten
Säulen,
[* 8]
Statuen,
Paläste und andre der
Würde hoher
Personen angemessene
Verzierungen; die komische
Privathäuser,
Dächer,
Fenster und andre dem gewöhnlichen
Leben angehörige Gegenstände; die satirische
Bäume,
Höhlen,
Grotten,
Berge. Die Veränderung der Dekoration
, wie sie jetzt gebräuchlich ist, war den Alten unbekannt; sie blieb durch
die ganze Dauer des
Stücks eine und dieselbe. Die neuere Art von Dekorationen
entstand um 1530 in
Italien,
[* 9] wo Serlio die ersten
einführte. Auf der
¶
mehr
englischen Bühne wurde noch zu Shakespeares Zeit das meiste nur angedeutet. Prachtvolle Dekorationen
eignen sich mehr für
die Oper als für das recitierende Schau- und Lustspiel. Das Höchste an Dekorationen
wird gegenwärtig in der Feerie oder dem
Ausstattungsstück geleistet (Wandeldekorationen
). Ausgezeichnete Dekorationsmaler der neuern Zeit sind de Pian, Schinkel,
Gropius, Neefe, Quaglio, J. ^[Joseph] Hoffmann, Brückner, Brioschi, Lechner, Lütkemeyer u. a. -
Dekoration heißt auch Auszeichnung durch Orden, [* 11] Medaillen etc.