Deklamation
(lat.), der kunstgerechte Vortrag vorgeschriebener Rede, durch welchen der
Sinn derselben lebendig wiedergegeben wird.
Alle Recitation erhält durch die Deklamation
erst Bedeutung, und das
gesprochene wie gesungene Wort unterliegt ihren Gesetzen. Die Deklamation
setzt die Richtigkeit des Sprechens voraus,
also Deutlichkeit, Wohllaut, Reinheit, ferner ein geschicktes, von Berücksichtigung der Interpunktion abhängiges Atemholen
und löst ihre eigentliche
Aufgabe durch Anwendung der
Hebungen und
Senkungen der
Stimme, durch deren mannigfache
Beugung
[* 2] (Modulation),
wie durch
Beschleunigung und Verzögerung des Zeitmaßes
(Tempo).
Ihre
Mittel sind also musikalischer Natur. Durch deren Verwendung giebt die Deklamation
der Rede die richtige
Betonung
[* 3] (den logischen,
auch rhetorischen
Accent), indem sie durch tiefere und höhere Tonstufen die wichtigen
Redeteile unterscheidet; sie giebt Worten
und
Perioden die zum Verständnis notwendige
Gliederung
(Artikulation) und hebt den
Ausdruck der Rede hervor,
indem sie zusammengehörige
Perioden durch gleiche
Schwebung der Stimmlage oder gemeinsame
Steigerung,
Senkung oder Abdämpfung
sammelt
(Phrasierung), die gegensätzlichen, folgernden, fragenden u. s. w. durch teils allmähliche,
teils sprungweise Modulationen dagegenstellt und durch wechselnden Fortschritt der Rede belebt.
Dies bezeichnete Rötscher als den logischen
Accent, als den ethischen aber die
Aufgabe der Deklamation
, Charakter,
Stimmung und allen Wechsel der Empfindung durch den ganzen
Umfang des
Ausdrucks der menschlichen
Stimme zu versinnlichen; je
ausdrucksfähiger daher die
Stimme ist, desto größere Wirkungen bringt die Deklamation
hervor. Vom
Muster der lebendigen, natürlichen
Rede darf sich die Deklamation
nie entfernen; in der metrischen Rede soll sie nur feines Gefühl
für den Rhythmus, nie aber Abhängigkeit von der Skansion bemerken lassen.
Schon
Tieck beklagte, daß «der falsche
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