1)
Jeremias de, holländ. Dichter, geb. 1609 zu
Dordrecht,
[* 2] widmete sich dem Handelsstand in
Amsterdam;
[* 3] starb 1666 daselbst.
Seine
Dichtungen zeichnen sich durch reine
Sprache
[* 4] und kernigen
Ausdruck aus, weniger durch Schwung und poetische
Gedanken.
Sein
erstes größeres poetisches Werk war:
»De klaagliederen van
Jeremias«, dem bald andre folgten. Seine satirischen
Gedichte, z. B. »Lof der geldzucht«, und
seine
Epigramme (»Puntdichten«) gehören zu dem
Bessern, was die Litteratur jener Zeit in dieser
Gattung aufzuweisen hat. Im
»Goede vrijdag«
(Karfreitag) besang
er denTodChristi in einer
Reihe von Gedichten. Am besten ist seine häusliche
Poesie.
Ausgaben
seiner
Dichtungen, die er bescheiden »Rym-oeffeningen«
nannte, besorgten Brouerius van Nidek (Amsterd. 1726, 2 Bde.)
und Geijsbeek (das. 1827, 2 Bde.).
2)
EduardDouwes, holländ. Schriftsteller, geb. 1820 zu
Amsterdam, kam im 20. Jahr nach
Java und bekleidete dort 17 Jahre lang
eine Steuerassistentenstelle. Durch seinen
Widerstand gegen die
Mißbräuche der Kolonialverwaltung kam
er um diese
Stellung und suchte seitdem in
Holland seine
Erfahrungen publizistisch zu verwerten. Den größten
Eindruck machte
der
Roman
»Max Havelaar« (Amsterd. 1860), den er unter dem seither beibehaltenen Schriftstellernamen
Multatuli veröffentlichte.
Die javanischen Zustände sind darin mit glänzender
Farbe und glühendem
Gefühl geschildert;
Natur und
Menschen des Südostens
und ihre Ausbeutung durch die holländischen Beamten und Kaufleute treten in das hellste
Licht.
[* 5] Von seinen übrigen Werken,
in denen überall der Unmut des im
Kampf unterlegenen Edlen hervortritt, seien erwähnt: »Indrukken van den dag« (Arnh. 1860);
»Duizend en eenige hoofdstukken
over specialiteiten«
(Delft 1871);
»Millioenen studien« (das. 1872) u. a.
Auch als
Dramatiker machte sich Dekker einen
Namen durch sein
Trauerspiel
»De bruid daarboven« (1862) und das
Drama »Vorstenschool«
(1875), das zu den beliebtesten
Stücken des heutigen
Repertoires gehört. Dekker lebt seit mehreren
Jahren inWiesbaden.
[* 6]
Eduard Douwes, niederländ. Schriftsteller, geb. zu
Amsterdam, ging Ende 1838 nach Java und erhielt 1856 eine Anstellung als Assistent-Resident in Lebak, reichte aber wenige
Monate später seine Entlassung ein, weil er, als er gegen die ungeheuren Erpressungen der ind. Häupter
kühn auftrat, von seinen Vorgesetzten getadelt und bestraft worden war. 1857 kehrte er arm nach Europa
[* 7] zurück, lebte seit 1806 in
Deutschland,
[* 8] lange Jahre in Wiesbaden, schließlich in Nieder-Ingelheim, wo er starb. Dekker schrieb
unter dem Pseudonym Multatuli den Roman«Max Havelaar, of de koffiveilingen der Nederlandsche Handelsmaatschappij» (Amsterd.
1860; 10. Aufl. 1891), in
dem
er sein Streben und die ind. Verhältnisse offen darlegte, zugleich aber das ind.
Leben sehr anmutig schildert, so in der berühmt gewordenen Idylle Saïdjah und Adindah. Später veröffentlichte
Dekker eine Reihe von satir. Schriften über polit., sociale, philos. Gegenstände in erzählender, dramat., aphoristischer
oder polemischer Form. So entstanden: «Minnebrieven» (1862; 7. Ausg. 1881),
besonders hervorzuheben sind seine vortrefflichen Parabeln, seine Novelle «La
Saint
[* 9] - Vierge», das Drama «Vorstenschool» («Ideën», 4. Bd.) und die unvollendete «Geschiedenis van Woutertje
Pieterse» (hg. von seiner Witwe, 2 Bde., 1888);
«Duizend en eenige hoofdstukken over
specialiteiten» (Delst 1871);
«Nog eens: Vrije arbeid in Nederlandsch Indië» (Amsterd. 1871),
«Millionenen-Studien»
(ebd. 1872).
Eine Volksausgabe seiner gesammelten Werke (Amsterd., Elzevier) erschien 1892 in 2. Aufl. 1890 begann
seine Witwe die Herausgabe seiner Korrespondenz, von der bis jetzt sieben Bände erschienen. Diese, wie alle seine Werke, zeichnet
sich aus durch einen feurigen, hinreißenden und doch sorgfältigen Stil, durch orient. Bilderreichtum,
durch Originalität der Gedanken und Unabhängigkeit der Gesinnung. -