Dekatieren
,
ein
Appreturverfahren, durch das der Oberfläche seidener oder wollener Gewebe,
[* 2] insbesondere des
Tuches
und der tuchartigen
Stoffe, ein auch bei der Durchfeuchtung nicht verschwindender
Glanz erteilt und das nachträgliche «Eingehen»
dieser
Stoffe, d. h. das Zusammenschrumpfen, Krimpen oder
Krumpen derselben auf eine kleinere Flächenausdehnung, verhindert
wird. Die Wirkung des Dekatieren
beruht auf der Eigenschaft der
Wollhaare, durch Behandlung in feuchter Wärme
[* 3] ihre Elasticität teilweise zu verlieren und bildsam zu werden, sodaß die bei dem Aufspannen des Gewebes zum Zweck des
Trocknens
gestreckten
Haare
[* 4] wieder ihre ursprüngliche (gekräuselte) Gestalt annehmen, sich also verkürzen, und die bei dem Heißpressen
der
Stoffe (s.
Appretur) dicht aneinandergedrückten Haarenden teilweise wieder aufgerichtet werden, sodaß
der grelle und nicht dauerhafte Preßglanz verschwindet und an seine
Stelle, infolge stärkerer Lichtzerstreuung, ein matter
und milder, aber auch ausdauernder
Glanz der Gewebeoberfläche tritt.
Zum Zwecke des Dekatieren
wird das Gewebe entweder durch Eintauchen in heißes Wasser, durch Besprengen mit
solchem oder durch Behandlung mit Wasserdampf in dem erforderlichen
Grade durchfeuchtet. Man unterscheidet hiernach die
Wasserkrumpe
und die Dampfkrumpe. Erstere ist die ältere Ausführungsform des Dekatieren
und wurde schon vor mehrern Jahrhunderten
in dem
Orient ausgeübt. Gegenwärtig wird fast allgemein die Behandlung der Gewebe mit gespanntem Wasserdampf vorgezogen,
zu welchem Zwecke verschiedene Einrichtungen, die
Dekatiermaschinen oder Dämpfmaschinen, in Gebrauch
gekommen sind.
Eine der einfachsten derselben ist der Dekatiertisch, ein flach gewölbter, kastenförmiger Metallbehälter, dessen siebartig
durchlöcherter Deckel mit mehrern
Lagen Leinwand überzogen und dessen Innenraum durch ein Rohr mit einem Dampfkessel
[* 5] in
Verbindung gesetzt ist. Indem man den
Stoff, mit der rechten Seite aufliegend, über den in Tischhöhe
angebrachten
Apparat hinwegzieht, wird derselbe vom
Dampf
[* 6] durchdrungen und nimmt so die zum Dekatieren
erforderliche Feuchtigkeit auf.
Nach einer andern Methode wird der Stoff fest um einen auf seiner ganzen Peripherie durchlöcherten kupfernen Hohlcylinder gewickelt, um sodann, mit grober Leinwand bedeckt und mit einem straff angezogenen Hanfgurt umwunden, in einem dicht verschlossenen Behälter der Einwirkung des Wasserdampfes ausgesetzt zu werden. Öfters ist die Kupfer- oder Messingwalze an einem Ende geschlossen und es wird der Dampf am andern Ende in das Innere derselben eingelassen, sodaß er den Stoff von innen nach ¶
mehr
außen durchdringt. Der Stoff erhält hierdurch einen angenehmen Glanz, den er weder durch Nässe (selbst nicht im Färbekessel), noch durch das nachfolgende letzte Rauhen und Scheren, [* 8] noch auch durch das Tragen der Kleidungsstücke verliert. Auch behält das auf der Oberfläche liegende Haar [* 9] besser die Lage nach dem Strich, sodaß das Tuch sich nicht rauh trägt.
In England bedient man sich einer Methode, nach der eine mit Tuch umwickelte Metallwalze mehrere Stunden lang stehend in einen mit siedendem Wasser gefüllten Behälter eingesenkt bleibt, wodurch der Stoff zwar weniger glänzend wird, dafür aber einen höhern Grad der Geschmeidigkeit behält. Zuweilen werden beide Behandlungsweisen, die der Wasser- und die der Dampfkrumpe, in der Art miteinander verbunden, daß man den Stoff zuerst der Wirkung des Dampfes, dann auf derselben Walze der des kochenden Wassers aussetzt.