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von Haudegen (Pallasch). Die Offiziere der Fuß- truppen des deutschen
Heers tragen seit 1888 einen Degenfeld
mit starker Klinge
und breitem Gesäß in
Stahl- scheide; die gesamte deutsche
Kavallerie hat neuer- dings einen ähnlich geformten leichten geraden
Stich- degen erhalten, der mit der Scheide 1400 F wiegt. Degen, schwarzer, soviel wie
Birkenteer. Degenbajonett,
Waffe zum Aufpflanzen auf das Gewehr, 1874-88 bei der franz. Infanterie im Degenbrecher,
f. Tartfche. sGebrauch.
Degeneration (lat.), Entartung, f.
Atrophie; degenerieren, entarten, ausarten.
De Geneftet, niederländ. Dichter, s. Genestet.
Degenfeld
, altes Adelsgeschlecht, das aus dem Aargau
in der
Schweiz
[* 3] stammt, bn seiner Übersiede- lung nach
Schwaben
um 1280 schloß und Herr- schaft Degenfeld
an der
Lauter, unweit Schwäbi^ch-Gmünd, gründete und feine ununterbrochene l^tammreihe
mit Konradin von Degenfeld
beginnt, der 1360 starb. Durch die
Brüder
Hans
Christoph und Konrad von Degenfeld
zerfiel das Geschlecht in zwei
Linien, die noch gegen- wärtig blühen.
Konrad, erstochen 1600 in einem Zweikampfe, gründete durch seinen Sohn
Chri- stoph Martin von Degenfeld
(geb. 1599 auf
der
Stamm- burg Eybach im Württembergischen) die nachher reichsgräfl. Linie. Letzterer kämpfte im
Dreißig- jährigen
Kriege
unter Wallenstein und
Tilly, wurde 1622 bei Höchst
Oberstwachtmeister, focht dann in den
Niederlanden unter ^pinola vor
Bergen op Zoom
[* 4] lmd bei
Lutter am Varenberge 1626, hierauf unter Gustav
Adolf, dem er 1632 zwei Reiterregimenter zuführte,
bei
Nürnberg
[* 5] und
Lützen.
[* 6]
Nach der Schlacht bei Nördlingen [* 7] trat er in franz. Dienste [* 8] und wurde zum Generalobersten der ausländischen Reiterei er- nannt. Seit 1642 im Dienste der Republik Vene- dig, stritt er hier als General der Kavallerie gegen Papst Urban VIII. und die Türken, wurde 1645 Generalgouverneur von Dalmatien und zog sich 1649 auf seiue Güter in Schwaben zurück, wo er zu Dürnau starb. Er war 1625 mit seinem Bruder und seinem Vetter in den Reichs- freiberrenstand erhoben worden. -
Vgl. Thürheim,
Christoph Martin
Freiherr von Degenfeld
,
General der Venetianer,
und dessen
Söhne
(Wien
[* 9] 1881).
Seine Tochter, Maria
Susanna Loysa,
Fr eiin von Degenfeld
, geb. 1636, kam 1650 an den
Hof
[* 10] des Kurfürsten
Karl
Ludwig von der Pfalz und
ward Hoffräulein bei dessen Gemahlin Charlotte von Hessen-Cassel. Durch deren kaltes, stolzes
Be- nehmen
zurückgestoßen, wandte der Kurfürst seine Liebe der Loysa von Degenfeld
zu, trennte sich schließlich von seiner
Gemahlin und ließ sich die
Freiin öffentlich an die linke
Hand
[* 11] antrauen. Später erhielt sie und ihre
Kinder mit
Zustimmung aller
Agnaten und kaiserl.
Bestätigung den
Titel einer «Raugräfin» durch kaiferl.
Diplom vom Sie
starb -
Vgl. Lipowfky,
Karl
Ludwig, Kurfürst von der Pfalz, und Marie Susanue Louife, Raugräfin von Degenfeld
(Sulzb.
1825); Fredegunde, oder
Denkwürdigkeiten zur geheimen Geschichte des hannöv.
Hofs (Berl. 1825).
Hannibal,
Freiherr von Degenfeld
, Sohn des
Frei- herrn
Christoph Martin, venet.
Generalfeldmar- schall, geb. 1648,
kämpfte im
Heere Joh.
Georgs III. von
Sachsen
[* 12] gegen die
Türken, diente 1671 unter
Graf Waidcck, dann in
Holland, 1675 in
Dänemark
[* 13] und trat 1681 als Feldmarschalllieutenant in bayr. Dienste, kämpfte von 1685 ab für die Republik
Venedig,
[* 14] schlug in
Morea den
Kapudan Pascha
und starb auf einem Kriegszuge gegen die
Türken in
Nauplia.
Christoph Martin,
Graf von Degenfeld-
Schonburg (auch Schomberg), Enkel des
Freiherrn
Christoph Martin von Degenfeld
, geb.
diente
Braunschweig,
[* 15] dem
Kaiser, Pfalzbayern und
Preu- ßen, zeichnete sich im
Spanischen Erbfolgekriege aus, wurde mehrfach
mit wichtigen Gefandtfchaften
be- , traut und war zuletzt preuß.
Geh.
Etats- und
Kriegs- minister,
General der
Kavallerie u. s. w. Er wurde in den Reichsgrafenstand erhoben, vermählte
sich 1717 mit der Erbtochter des
Herzogs von Schonburg und nahm dessen
Namen an. Er starb zu
Frankfurt
[* 16] a. M.
AugustFranz
Johann
Chr ist oph,Grafvon Degenfeld
-Schonburg, Urenkel des vorigen, österr. Feldzeugmeister, geb. zu
Groß- Kanischa in
Ungarn,
[* 17] nahm am Feldzuge von 1815 als Infanterieofstzier teil, wurde 1835 Major und war mehrere Jahre
Adjutant
beim Generalkommando in
Böhmen:
[* 18] 1848 führte er als Generalmajor eine
Brigade und nahm 1849 wirtsamen
Anteil an der
Schlacht bci
Novara.
Zum Feldmarschalllieutenant im Okt. 1849 befördert, wurde er zuerst Vicegouver- neur von Mainz,
[* 19] 1850 Sektionschef im
Kriegs-
ministerium, 1852 zur Dienstleistung beim
Kaiser
Franz
Joseph kommandiert, 1855 Kommandant des 8.
Armeekorps. Im
Kriege von 1859 erhielt
er als kommandierender
General das Oberkommando im Küstenlande: im Okt. 1860 wurde Degenfeld
zum
Kriegs- minister
und Feldzeugmeister ernannt, legte aber 1864 wegen Kränllichkeit sein
Portefeuille nieder; 1866 trat er vorübergehend wieder
in aktiven Dienst und vereinbarte auch die Waffen- stillstandskonvention zu
Nikolsburg. Degenfeld
starb in Altmünster
bei
Gmunden. Sein Sohn,
Graf
Christoph v on Degenfeld-
Schon bürg, geb. in Mainz, trat als
General
der
Kavallerie 1889 in den
Ruhestand. Degenfeld
,
Alfred Ludw.,
Freiherr von,
Ge- neral, geb. zu Gernsbach in
Baden,
[* 20] trat 1833 in
das 3. bad. Infanterieregiment und wurde 1836 Offizier, 1865 Oberst und
Regiments- commandeur. 1866 nahm
Degenfeld
an den
Gefechten von Hunddeim, Werbach und Gerchsheim teil, wurde 1868 zum Generalmajor und Commandeur der 2. In- fanteriebrigade
befördert und führte diefe im
Deutsch-
Französischen
Kriege vom 16. Aug. bis vor
Straßburg.
[* 21] Am wurde Degenfeld
nach
dem westl. AbHange der Vogesen entsendet, um die i sich dort sammelnden Freischaren
zu zerstreuen; er ! trieb in den
Gefechten bei Raon l'Etape und
Nom- ! einander, vereinigte sich bei St. Die mit der Haupt-
masse des neugebildeten 14.
Armeekorps unter
Gene- ral von Werder, schlug 22. Okt. bei Etuz am Oignon die
Division des
Generals
Cambriels, 26. Okt. bei Pasques unweit Dijon
[* 22] die Garibaldianer und, vereint mit der
Brigade des Prinzen Wilhelm
von
Baden, bei Nuits die Division des
Generals Cremer. In der
Schlacht an der
Lisaine befehligte Degenfeld 15. bis den rechten
Flügel der deutschen
Stel- lung, verteidigte Villerserel, mußte 16. Jan. vor überlegenen
Massen, die seinen
rechten Flügel um- faßt hatten, zwar Cbenebier räumen, nahm jedoch am folgenden
Tage die verlorene
Stellung wieder ein.
Am trat Degenfeld als Commandeur der 56. Infanteriebrigade in den Verband
[* 23] der preuß.
Armee, schied jedoch mit dem Charakter
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