Degérando
(spr. -scherāngdo), Joseph Marie, Baron von, franz. philosophischer Schriftsteller, geb. zu Lyon, [* 2] ging nach vollendeten Studien 1797 mit seinem Freund Camille Jordan nach ¶
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Paris [* 4] und nach dem 18. Fructidor, wo dieser geächtet wurde, nach Deutschland, [* 5] wo er als gemeiner Soldat in Massénas Armee trat. Unter Napoleon I. Generalsekretär im Ministerium des Innern, wurde er nach der Restauration zum Pair erhoben; starb als Vizepräsident des Staatsrats. Seine erste, von der Akademie gekrönte Abhandlung erweiterte er später in der Schrift »Des signes et de l'art de penser, considérés dans leurs rapports mutuels« (Par. 1800, 4 Bde.),
woraus seine von der Berliner [* 6] Akademie gekrönte Abhandlung »De la génération des connaissances humaines« (Berl. 1802),
ein Vorläufer seiner »Histoire comparée des systèmes de philosophie relativement aux principes des connaissances humaines« (Par. 1804, 3 Bde.; 2. Aufl. der 1. Abt., das. 1822-23, 4 Bde.; 2. Abt. 1847; deutsch von Tennemann, Marb. 1806-1807, 2 Bde.),
des besten französischen Werkes über die Geschichte der Philosophie, folgte. Verdienstlich sind seine philanthropischen Schriften: »Le [* 7] Visiteur du pauvre« (Par. 1820, 3. Aufl. 1826; deutsch von Schelle, Quedlinb. 1831);
»Du perfectionnement moral, ou de l'éducation de soi-même« (Par. 1825 u. öfter, 2 Bde.; deutsch von Schelle, Halle [* 8] 1829, 2 Bde.);
»Education des sourds-muets de naissance« (Par. 1827, 2 Bde.) und besonders die umfassende Darstellung des Armenwesens: »De la bienfaisance publique« (das. 1839, 4 Bde.).
Seine »Institutions du droit administratif« (Par. 1829, 2 Bde.) wurden in zweiter Auflage (1842-45, 5 Bde.) von Boulatignier und Blanche vollendet.