Decaen
(spr. dokāng), 1) Charles Matthieu Isidore, Graf, franz. General, geb. 1769 zu Creuilly bei Caen, diente vor Mainz in Klébers Generalstab, dann aber namentlich gegen die Vendéer. 1796 zum Generalmajor befördert, ward er unter Moreaus Oberbefehl beauftragt, bei Straßburg eine Passage über den Rhein vorzubereiten, setzte unter heftigem Kartätschenfeuer über den Fluß, nahm eine Batterie und richtete sie gegen den Feind. Als Führer der Avantgarde entschied er den Tag von Ettlingen (10. Juli 1796). Bei dem Rückzug Moreaus befehligte er die Nachhut. 1800 zum Divisionsgeneral ernannt, nahm er München durch einen Handstreich, entschied den Sieg von Hohenlinden und ward 1802 Generalkapitän der französischen Inseln Ile de France und Bourbon im Indischen Ozean, die er bis 1810 gegen die Engländer behauptete. Nach Frankreich zurückgekehrt, erhielt er den Befehl über die Armee in Katalonien, wo er die Engländer zwang, die Belagerung von Tarragona aufzuheben. Hierfür ward er zum Grafen erhoben. Nachdem er 12. und 13. Sept. 1813 die Engländer am Paß von Ordal und bei Villafranca geschlagen hatte, zog er sich nach Frankreich zurück und suchte vergeblich Bordeaux zu retten. Nach der Abdankung des Kaisers schloß er sich Ludwig XVIII. an. Als Napoleon I. 1815 von Elba zurückkehrte, war Decaen Gouverneur der 11. Division in Bordeaux und bemühte sich, die Herrschaft der Bourbonen aufrecht zu erhalten, sah sich aber bald von seinen Truppen verlassen und nahm von Napoleon das Kommando der 10. Militärdivision an. Nach der Schlacht von Waterloo ward er infolge des Gesetzes vom 23. Okt. verhaftet, aber durch Ordonnanz des Königs in Freiheit gesetzt. Fortan lebte er in Zurückgezogenheit und starb 9. Sept. 1832.
2) Claude Théodore, franz. General, Sohn des vorigen, geb. 1811 zu Utrecht, wurde nach Absolvierung der Militärschulen 1829 Unterleutnant, diente längere Zeit in Algier, kam 1855 als Oberst in die Krim, wurde wegen seines bei der Erstürmung des Malakow bewiesenen Muts zum Brigadegeneral ernannt und erhielt bei seiner Rückkehr nach Frankreich das Kommando einer Brigade der kaiserlichen Garde. 1859 machte er den italienischen Feldzug mit, wurde am Tag nach der Schlacht bei Magenta an Stelle des gefallenen Generals Espinasse zum Divisionsgeneral befördert und zeichnete sich in der Schlacht bei Solferino aus, wo er das bei San Cassiano schon verlorne Gefecht in Verbindung mit La Motterouge wieder für die Franzosen gewann. 1870 befehligte er die 4. Infanteriedivision im 3. Armeekorps unter Bazaine, und als dieser das Kommando über die Rheinarmee übernahm, erhielt Decaen 12. Aug. das Kommando des 3. Korps. Am 14. Aug. in der Schlacht bei Colombey-Nouilly wurde er tödlich verwundet und starb 17. Aug. in Metz.