Deák
(spr. däh-āk), Franz, ungar. Staatsmann, geb. zu Kehida, dem Stammgut seiner Familie im Zalaer Komitat, widmete sich auf der Akademie zu Raab [* 2] rechts- und staatswissenschaftlichen Studien und that sich bei den Komitatsverhandlungen durch schlagende Beredsamkeit bald hervor. Für die Jahre 1832-36 und 1839-43 in den Landtag gewählt, schwang er sich durch sein parlamentarisches Talent und charaktervolle, patriotische Haltung zum Führer der Opposition empor.
Sein
Verdienst war es besonders, daß der unter schlimmen Aussichten eröffnete
Landtag 1840 mit einer Aussöhnung zwischen
König und
Volk endete, ohne daß den
Rechten des
Landes etwas vergeben worden wäre. Die
Wahl für den
Landtag von 1843 schlug
Deák
aus,
weil er in der
Frage über die
Besteuerung des
Adels seine selbständige
Ansicht gegenüber der konservativen
Partei festhielt und die Reformpartei seine
Wahl mit
Gewalt durchsetzen wollte. 1845 trat er gegen
Apponyis »Administratorensystem«
in die
Schranken, mahnte aber auch die
Liberalen zum mäßigen und redlichen
Wollen.
Von dem Landtag von 1847 hielt ihn Kränklichkeit fern, nichtsdestoweniger ward das Programm der liberalen Opposition unter seinen Auspizien festgestellt; erst nach den Märzereignissen von 1848 widmete er sich wieder ausschließlich den öffentlichen Angelegenheiten. Unter dem ersten konstitutionellen Ministerium des Grafen Ludwig Batthyányi mit dem Justizministerium betraut, betrieb er eifrig legislatorische Arbeiten und faßte den Plan, das ungarische Justizwesen einer durchgreifenden Reform zu unterwerfen. An legalen Formen festhaltend, legte er, als Kossuth an die Spitze der Geschäfte trat, sein Ministerium nieder, sich nur noch als Deputierter am Reichstag beteiligend.
Beim Herannahen von
Windischgrätz (Ende 1849) stimmte Deák
für Unterhandlung und war Mitglied jener
Deputation,
welche an den
Fürsten abgeschickt
wurde, um noch einen Vermittelungsversuch zu machen. Als dieser
Schritt fruchtlos blieb,
zog sich Deák
in seinen Geburtsort ins Privatleben zurück. Zwar versuchte das
Ministerium
Schwarzenberg seine Unterstützung
bei der Reorganisation
Ungarns zu gewinnen; aber er konnte sich nicht dazu verstehen, bei Umgestaltungsversuchen
mitzuwirken, welche die Selbständigkeit und die alte
Verfassung
Ungarns in dem zentralisierten Kaiserstaat aufgehen lassen
wollten.
Erst als das kaiserliche
Diplom vom die Wiederherstellung der frühern Verfassungsverhältnisse
Ungarns in Aussicht
stellte, ließ er sich von dem Hofkanzler
Vay mehrfach zu
Rate ziehen und trat in der
Presse
[* 3] zur Mäßigung
ermahnend und vermittelnd auf, indem er sich zwar für die Aufrechterhaltung der
Gesetzgebung von 1848 erklärte, aber nur
insoweit, als sie keinerlei Beeinträchtigung der
Rechte einzelner nach sich ziehe. Am von
Pest zum Landtagsabgeordneten
erwählt, bildete Deák
eine eigne gemäßigte
Partei, die sogen. »Adreßpartei«,
im
Gegensatz zu der radikalen »Beschlußpartei«.
Sein Adreßentwurf vom 13. Mai erlangte, freilich nur nach sehr heftigen
Verhandlungen, die sich bis in den Juli hineinzogen,
die Zustimmung der beiden
Häuser des
Landtags. Der
Kaiser aber lehnte die
Adresse mit Rücksicht auf das Februarpatent ab, worauf
Deák
eine zweite umfangreiche Auseinandersetzung entwarf, welche das
Oktoberdiplom wie die
Reichsverfassung
vom
Februar 1861 als Vernichtung der
Rechte
Ungarns und somit als unannehmbar für den
Landtag bezeichnete.
Während der ganzen Schmerlingschen
Periode hielt an diesen
Grundsätzen fest; als jedoch im
Sommer 1865 der
Föderalismus in
Österreich
[* 4] zu neuer Geltung und auch
Ungarn
[* 5] zu gute kam, war es nicht Deáks
Partei, sondern die der Altkonservativen,
mit der die
Regierung in
Verbindung trat. Indessen auf dem am eröffneten
Landtag gebot Deák
über eine sehr ansehnliche
Majorität, welcher der
Präsident und Vizepräsident des Abgeordnetenhauses, Szentiványi und
Graf
Julius
Andrássy, angehörten.
Die Landtagsadresse war wieder Deáks
Werk und zeigte unverändert den Standpunkt der frühern. Nach
der entschiedenen Rückäußerung der
Krone geschah es dann gleichfalls auf seinen
Antrag, daß man nicht sofort zum
Bruch schritt,
sondern eine (Siebenundsechziger-)
Kommission niedersetzte behufs Feststellung der gemeinsamen Reichsangelegenheiten. Den
Entwurf dieses
Ausschusses nahm die
Regierung sodann nach dem
Krieg im
Sommer 1866 zum Ausgangspunkt weiterer
Verhandlungen mit
Ungarn.
Daß diese zum
Ziel führten, verdankte man zum großen Teil der Mäßigung Deáks.
Er selbst trat zwar nicht in das neue
ungarische
Ministerium, allein es setzte sich dasselbe aus lauter Mitgliedern seiner
Partei zusammen. Im wesentlichen war Deák
seit
dem
Ausgleich mit der österreichischen
Regierung ausgesöhnt. Er übte durch seine Persönlichkeit wie durch seine
Partei,
welche freilich nicht immer die von ihm gewünschte Mäßigung zeigte, einen sehr bedeutenden Einfluß auf die öffentlichen
Angelegenheiten, zumal
Graf
Andrássy aus seiner
Partei hervorging. Nach innen vertrat Deák
einen gemäßigten Liberalismus. Er
starb in
Budapest.
[* 6] Obwohl
er den Bestand der
Partei, die seinen
Namen getragen, überlebt hatte,
waren die segensreichen
Folgen seiner staatsmännischen
Weisheit noch keineswegs verschwunden, und bei dem
Tode Deáks
erinnerten
sich alle
Parteien, welche
Verdienste sich der Verstorbene um das Vaterland erworben. Er wurde daher mit königlichen
Ehren
¶
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3. Febr. in Budapest beigesetzt und die Errichtung eines großartigen Denkmals von den Staatsbehörden beschlossen. Die Reden Franz
Deáks
wurden von Konyi herausgegeben (Pest 1881 ff.).
Vgl. Pulszky, Franz Deák
(deutsch, Leipz. 1876);
Csengery, F. Deák
(deutsch,
das. 1877);
»Francis Deák
, Hungarian statesman« (hrsg. von Grant Duff, Lond. 1880).