Titel
Davoût
(spr. dăwu, Davoust), 1)
Louis Nicolas Davoût
,
Herzog von
Auerstädt,
[* 2]
Fürst von
Eggmühl, franz.
Marschall, geb. zu
Annoux
(Yonne) aus einer angesehenen adligen
Familie,
war in
Brienne Mitschüler
Bonapartes und ward 1788
Leutnant
in einem Kavallerieregiment. Der
Revolution
schloß er sich mit
Begeisterung an und ward 1791
Chef eines Freiwilligenbataillons.
In den
Schlachten
[* 3] von
Jemappes und
Neerwinden focht er unter
Dumouriez mit Auszeichnung und erließ bei
Dumouriez'
Abfall eine energische
Proklamation an die
Armee. Im Juli 1793 ward er zum Brigadegeneral ernannt, durch das
Dekret aber, welches alle ehemaligen Adligen
aus der
Armee ausschloß, genötigt, seine Entlassung zu nehmen.
Nach dem 9. Thermidor trat er mit seinem vorigen Rang bei der Moselarmee ein, focht 1795 unter Pichegru in der Rheinarmee, geriet beim Fall von Mannheim [* 4] in Gefangenschaft, ward aber nach einigen Monaten wieder ausgewechselt und zeichnete sich unter Moreau bei dem Übergang über den Rhein aus. Dann focht er in Italien [* 5] unter Bonaparte, den er auch nach Ägypten [* 6] begleitete. Dort gewann er als Kavalleriegeneral dessen Vertrauen und ward nach seiner Rückkehr 1800 zum Divisionsgeneral und zum Oberbefehlshaber der Kavallerie der italienischen Armee, nach der Schlacht bei Marengo [* 7] zum Chef der Grenadiere der Konsulargarden, nach Napoleons I. Thronbesteigung aber zum Marschall von Frankreich und Befehlshaber der kaiserlichen Garde ernannt. Im Oktober 1805 befehligte er das 3. Korps der Armee in Österreich [* 8] und führte in der Schlacht von Austerlitz [* 9] den rechten Flügel derselben. Im Oktober 1806 operierte er mit dem rechten Flügel selbständig und schlug das preußische Hauptheer 14. Okt. bei Auerstädt.
Deshalb zum
Herzog von
Auerstädt erhoben, nahm er noch an den
Schlachten bei
Eylau,
Heilsberg und
Friedland
teil und ward zum
Generalgouverneur des Großherzogtums
Warschau
[* 10] ernannt.
In dem neuen
Krieg mit
Österreich 1809 siegte er 22. April bei
Eggmühl, befehligte in der
Schlacht bei
Wagram
[* 11] den rechten
Flügel und trug hier durch seine
Umgehung des Feindes zur
Entscheidung
wesentlich bei. Nach dem
Frieden erhob ihn
Napoleon zum
Fürsten von
Eggmühl und 1811 zum
Generalgouverneur
des
Departements der Elbmündungen. Im russischen
Feldzug befehligte er das 1.
Korps, schlug
Bagration bei
Mohilew
und bewirkte durch geschickte
Bewegungen in der
Schlacht von
Witebsk (27. Juli), daß das
Korps des
Generals Doctorow von den
Truppen
Bagrations und der Westarmee unter
Barclay de Tolly abgeschnitten und fast aufgerieben wurde. Nach dem
unglücklichen
Rückzug organisierte er seine
Truppen in
Sachsen
[* 12] und wandte sich dann nach der untern
Elbe. Am rückte
er in die bis dahin von
General
Tettenborn besetzte Stadt
Hamburg
[* 13] ein und legte ihr zur
Züchtigung für
ihren
Abfall von
Frankreich sogleich eine
Geldbuße von 48 Mill.
Frank auf, welche
Summe er auch zum großen Teil mit erbarmungsloser
Strenge eintrieb. Am 5. Nov. ließ er die
Bank mit einem Kassenbestand von 7,489,343 Mk. Bko. in
Beschlag nehmen, gegen Ende des
Jahrs mehr als 20,000
Menschen aus der Stadt treiben und die
Wohnungen von mehr als 8000 niederbrennen,
nachdem er schon vorher mehrere Unruhige mit dem
Tod bestraft hatte. So grausam dies
Verfahren, so militärisch trefflich
war
seine
Verteidigung gegen die Alliierten, die ihn von allen Seiten einschlossen und belagerten. Erst übergab er
auf Befehl
Ludwigs XVIII. und nachdem seine Streitkräfte durch
Krankheiten und Mangel dezimiert worden
waren, die Stadt. Nach der Rückkehr
Napoleons 1815 ward er Kriegsminister. Als nach dem
Sieg bei
Waterloo
[* 14] die Verbündeten
gegen
Paris
[* 15] vorrückten,
schloß er, von den
Kammern zum Oberbefehlshaber ernannt, 3. Juli eine
Militärkonvention mit
Blücher und
Wellington ab, nach welcher er die französische
Armee hinter die
Loire führte, wo er sich 14. Juli
Ludwig XVIII. unterwarf, auch
die
Armee dazu aufforderte und das
Kommando dem
Marschall
Macdonald übergab. 1819 zum Pair von
Frankreich erhoben, starb er Davoût
war
ein vortrefflicher
Soldat und
Feldherr, ehrlich, treu, gewissenhaft, uneigennützig, streng gegen sich
und andre, ein vortrefflicher
Gatte und Familienvater. Seine Handlungsweise bei der
Verteidigung
Hamburgs rechtfertigte er in
einem
»Mémoire des
Marschalls an
Ludwig XVIII.« (Hamb. 1814).
Vgl.
Chenier,
»Histoire de la vie du maréchal Davoût«
(Par. 1866);
Marquise
Blocqueville (Davoûts
Tochter),
Le
[* 16] maréchal Davoût
, prince d'Eckmühl, raconté par les siens et
par lui-même (das. 1879-80, 3 Bde.);
E. Montégut, Le maréchal Davoût
(das. 1882);
»Correspondance du maréchal Davoût
1801-15« (hrsg.
von
Mazade, das. 1885, 4 Bde.).
2)
Léopold
Claude
Etienne Jules
Charles Davoût
,
Herzog von
Auerstädt, franz.
General, geb. Großneffe
des vorigen, dessen Herzogstitel nach Erlöschen von dessen direkten Nachkommen (1853) von
Napoleon III. 1864 auf ihn
übertragen
wurde, trat 1847 in die
Schule von St.-Cyr und ging von da als
Leutnant in die
Infanterie des französischen
Heers über, in
welcher er 1856 zum
Kapitän und 1859 zum
Major befördert wurde. 1870 zum Obersten ernannt; befehligte
er im deutsch-französischen
Krieg das 11. Infanterieregiment und geriet in deutsche Kriegsgefangenschaft.
Aus derselben zurückgekehrt, nahm er an den Kämpfen gegen die Pariser Kommune teil und erwarb sich die besondere Gunst von Thiers, der ihn schon 1871 zum Brigadegeneral ernannte. Er befehligte zuerst eine Infanterie-, dann eine Artilleriebrigade, ward 1877 zum Divisionsgeneral und Kommandeur der 13. Division im 7. Armeekorps befördert und vom Kriegsminister Gresley zum Chef des Großen Generalstabs berufen. Im August 1880 übernahm er das Kommando des 10. Armeekorps in Rennes. Er veröffentlichte 1870 ein »Projet de réorganisation militaire«.