David,
Jacques Louis, franz. Maler und Stifter der klassischen Malerschule Frankreichs, geb. in Paris, war Schüler von Vien und gewann 1771 für sein Bild: Ares im Kampfe mit Athene (jetzt im Louvre), einen zweiten sowie 1775 für sein Gemälde: Antiochus und Stratonike (École des beaux-arts zu Paris), den großen akademischen Preis und erhielt damit das Stipendium für einen mehrjährigen Studienaufenthalt in Rom, wohin er in demselben Jahre seinen Lehrer begleitete, der zum Direktor der dortigen Französischen Akademie ernannt war. In Rom widmete sich David mit allem Eifer dem Studium der Antike und der Meisterwerke eines Michelangelo und Raffael; außerdem beeinflußten ihn aber auch G. Reni und Domenichino.
Diese Mischung verschiedenartiger Einflüsse zeigt auch sein Erstlingsbild: Fürsprache des heil. Rochus bei der Madonna für die Pestkranken (1779; in Marseille). 1780 nach Paris zurückgekehrt, stellte er den Blinden Belisar (Museum von Lille) und 1783 das Gemälde: Andromache an der Leiche Hektors, aus, mit dem er in die Akademie aufgenommen wurde. Bald darauf unternahm er eine zweite Reise nach Italien und vollendete daselbst 1784 im Auftrage Ludwigs XVI. das große Bild: Schwur der Horatier (Paris, Louvre; s. Tafel: Französische Kunst V, [* 1] Fig. 9), das trotz des Theatralischen der Darstellung und der trocknen Färbung ein gewaltiges Aufsehen erregte.
Diesem Bilde, mit dem David die klassicistische Richtung einleitete, folgten bald ähnliche: Tod des Sokrates (1787), Paris und Helena (1788; im Louvre), Brutus, dem die Leichen seiner Söhne ins Haus gebracht werden (1789; ebendort). Im Verlauf der Revolution von der polit. Bewegung ergriffen, leitete David als Mitglied des Nationalkonvents, eifriger Jakobiner und Anhänger Robespierres mit Energie alle Kunstunternehmungen des Staates; doch betrieb er die Aufhebung der Akademie, die erfolgte. Im Auftrag der Gesetzgebenden Versammlung begann er den Schwur im Ballhause, der jedoch unvollendet geblieben ist.
Besonders berühmt sind von seinen damals ausgeführten Gemälden: Der verscheidende Lepelletier und Der ermordete Marat (1793), zwei Bilder von energischem Naturalismus und ergreifendem Eindruck, und das echt klassische Bild: Die Sabinerinnen (1799; im Louvre). In den Sturz Robespierres mit verwickelt, wurde er verhaftet; aber die Verwendung einiger Konventsmitglieder rettete ihn vor der Guillotine, sodaß er mit einer siebenmonatigen Gefängnisstrafe davonkam.
Dann von Napoleon zu seinem Hofmaler ernannt, schuf er in dessen Auftrage eine Reihe von großartigen Darstellungen; so: Bonaparte den Großen St. Bernhard hinansprengend (1800; [* 1] Fig. 10), Die Kaiserkrönung Napoleons I. in Notre-Dame (1804; jetzt im Louvre), Die Adlerverteilung auf dem Marsfelde (1810; Museum zu Versailles): ferner: Napoleon in seinem Kabinett (im Besitz der Familie Douglas). Von weitern Gemälden sind zu nennen: Apelles malt im Beisein Alexanders d. Gr. die Campaspe (1812), Leonidas bei Thermopylä (1814; im Louvre).
Während der Restauration mußte David wegen seines «königsmörderischen» Votums im Konvent Frankreich verlassen; er siedelte nach Brüssel über, wo er starb. Seine letzten größern Gemälde sind: Amor und Psyche (1817), Abschied Telemachs von der Nymphe Eucharis (1818), Mars von Venus und den Grazien entwaffnet (1824; Museum in Périgueux). Von dem zum Naturalismus hinüberneigenden Rokoko ausgehend, suchte David in dem formalen Studium der Antike eine neue Grundlage für die Malerei zu gewinnen.
Seine Historienbilder sind bei aller Strenge der Zeichnung trocken in der Farbe und theatralisch in der Auffassung. Doch ist seinem Schaffen eine gewisse Vornehmheit und großer Stil nicht abzusprechen; seine Gemälde zeigen lebhaften Sinn für Korrektheit und Schönheit der Form, planmäßig durchdachte Anordnung und meisterhafte Technik. Daß David ein tüchtiger Lehrer war, beweisen die vielen von ihm herangebildeten Schüler, die nachher teilweise berühmte Maler wurden, wie Gros, Gerard, Girodet, Isabey, Ingres, Leopold Robert u. a. Zudem hat David einen nachhaltigen Einfluß auf die moderne franz. Malerei ausgeübt. –
Vgl. Delécluze, Louis David, son école et son temps (Par. 1855);
Jul. Meyer, Geschichte der modernen franz. Malerei seit 1789, Bd. 1 (Lpz. 1867);
Jules David, Le peintre Louis David Souvenirs et documents inédits (2 Bde., Par. 1880).