Datura
L., Stechapfel, Pflanzengattung aus der Familie der Solanaceen (s. d.). Ihre 12 Arten, Kräuter oder Sträucher der gemäßigten und warmen Zone, haben gestielte, einfache Blätter und einzeln stehende Blüten mit röhrigem, prismatisch-fünfkantigem und fünfspaltigem Kelch und sehr langröhriger, trichter- oder trompetenförmiger Blumenkrone. Die Frucht ist eine große, weichstachlige oder glatte, mit vier Klappen an der Spitze aufspringende, im Grunde vierfächerige, vielsamige Kapsel. Alle Arten sind giftig, indem sie in allen Teilen, besonders in den Blättern und Samen, [* 2] ein überaus giftiges, in farblosen Prismen krystallisierendes Alkaloid, das Daturin, enthalten, das indes nach neuern Untersuchungen mit dem Atropin (s. d.) identisch ist.
Eine der giftigsten
Arten, zugleich eine wichtige
Arzneipflanze,
[* 3] ist Datura
stramonium L., der gemeine
Stechapfel.
(S.
Tafel:
Giftpflanzen
[* 4] II,
[* 1]
Fig. 2.) Diese, wie es scheint, aus den um das
Schwarze und
Kaspische
Meer gelegenen
Ländern stammende,
jetzt in einem großen
Teil Europas verwildert in Dörfern, auf Schutt, Komposthaufen, Kirchhöfen, Brachäckern u. s. w.
vorkommende
Pflanze ist einjährig, hat fettglänzende
Blätter und große, milchweiße
Blumen. Die stachligen, länglichrunden
Kapseln
[* 5] enthalten nierenförmige, schwarzbraune Samen. Die infolge des Genusses eintretenden Erscheinungen, welche häufig
mit dem
Tode endigen, sind ganz ähnlich wie bei der Belladonnavergiftung. Die
Blätter (Folia Stramonii) sind offizinell;
früher waren es auch die Samen (Semina Stramonii). Als Gegengabe bei Stechapfelvergiftungen dienen neben
Brech- und Abführmitteln
(Ricinusöl) fette Öle,
[* 6] ferner
Milch, Essig, Citronen- und
Weinsäure.
Einige exotische
Arten zeichnen sich durch prachtvolle
Blumen aus, insbesondere Datura
arborea
L. und suaveolens R. Br. Erstere,
ein hoher, selbst baumartig werdender
Strauch mit großen eilanzettförmigen, länglichen
Blättern und prächtigen, blendendweißen,
wohlriechenden
Blumen, ist eine Zierde der temperierten Häuser geworden. Eine
Varietät (var. flore pleno)
hat gefüllte
Blumen. Datura
suaveolens hat fast ebenso große, weiße
Blumen, welche einen noch köstlichern Duft aushauchen.
Eine andere Art, Datura
sanguinea Ruiz. et Pav.,
zeichnet sich durch große rote, an der
Basis gelbe
Blüten aus.
Alle drei
Arten stammen aus
Peru
[* 7] und bilden mit einigen andern
Sträuchern
Südamerikas nach Persoon eine eigene Gattung,
Brugmansia. Sie unterscheiden sich von den echten
Stechäpfeln durch hängende
Blumen und stumpfdreieckige Samen. Während des
Sommers bilden sie im freien Land ausgepflanzt
eine große Zierde der Gärten, da ihre
Blumen vom
August ab in Menge erscheinen.
Andere durch Schönheit,
teilweise auch durch angenehmen Duft ausgezeichnete
Arten werden als einjährige
in den Gärten gezogen,
z. B. Datura
fastuosa L., der ägypt.
Stechapfel, mit rahmweißen oder violetten, Datura
humilis Desf.
mit blaßgelben, Datura
metel L. (aus dem die
Araber ein berauschendes Getränk bereiten) mit weißen, Datura
ceratocaula Jacq.
mit violettlich-weißen, Datura
meteloides DC.
mit lilaweißen
Blumen. Aus einigen dieser Ziergewächse sind Formen hervorgegangen, bei denen zwei oder
drei
Blumenkronen ineinander geschachtelt sind. Die baumartigen
Arten werden meist aus
Stecklingen, seltener durch Samen vermehrt.