Darstellung
,
im ästhetischen
Sinn des
Wortes die Vorführung eines innerlich Vorgestellten für die äußere
Wahrnehmung.
Dieselbe ist successiv, wenn das Vorzuführende selbst eine Vorstellungsreihe, simultan, wenn es ein gleichzeitiges Ganze
von
Vorstellungen ist. Jenes findet z. B. in der
Schauspiel-, dieses in der bildenden
Kunst statt. Ob das
innerlich Vorgestellte ein frei erfundenes oder der Wirklichkeit
(Natur und Geschichte) entlehntes sei, ist dabei von keiner
Wichtigkeit; dagegen ist es für die Darstellung
von der größten Bedeutung, daß jenes und dessen sinnlich wahrnehmbare
Verkörperung einander vollkommen decken. Je unvollkommener die
Kongruenz, es sei aus was immer für einem
Grunde, desto weiter bleibt die Darstellung
hinter dem Darzustellenden zurück.
Der häufigste
Grund jener Inkongruenz, von der Nachlässigkeit oder dem absichtlichen Nichtwollen des Darstellers abgesehen,
liegt in der Unvollkommenheit der
Darstellun
gsmittel. Dieselben teilen sich, je nachdem die äußere
Wahrnehmung des Darzustellenden
durch das
Auge
[* 2] oder das
Ohr
[* 3] erfolgen soll, in sichtbare
(Gebärdensprache,
Bildersprache) und hörbare (Lautsprache,
Tonsprache), woraus die
Einteilung in bildnerische, redende und musikalische Darstellung
sich ergibt.
Letztere beide, deren Darstellun
gsmittel, das Hörbare, zeitlich (eine Aufeinanderfolge von
Worten und
Tönen) ist, eignen sich
vorzugsweise zur Darstellung
von Vorstellungsreihen (Begebenheiten und
Handlungen), die erstgenannte dagegen, deren
Darstellun
gsmittel, das Sichtbare, räumlich
(Umriß,
Fläche und
Körper, beleuchtet und dunkel, farblos oder gefärbt) ist,
zur Darstellung
eines gleichzeitig vorhandenen Ganzen von
Vorstellungen
(Stimmungen und
Situationen). Je nachdem die Darstellung
des innerlich
Vorgestellten durch diesen Vorstellenden selbst oder durch andre erfolgt, unterscheidet man produzierende oder reproduzierende
Darstellung.
Jene gibt der Redner, der seine
Rede, der Dichter, der seine
Dichtung, diese der
Prediger, welcher die
Predigt, der
Rhapsode oder
Schauspieler, welcher die
Dichtung eines andern vorträgt.
Ähnlich wie die letztern verhalten sich der ausführende
Musiker, der vervielfältigende
Künstler
(Stecher, Bildgießer etc.)
zum
Komponisten und Originalbildner. Dabei ist zu bemerken, daß um der Unvollkommenheit der Darstellung
smittel
willen, in welchen die produzierende Darstellung
niedergelegt ist
(Laut- und Notenschrift etc.), für die reproduzierende Darstellung
manche
Lücke übrigbleibt, die sie aus Eignem zu ergänzen und so in gewissem
Sinn selbst produzierend darzustellen genötigt wird.
Dies tritt insbesondere bei der Kunst des Schauspielers und des ausführenden Musikers stark hervor, wo der Dichter für Ton, Haltung, Gebärde, der Komponist für Tempo, Modulation, Ausdruck nur wenige unzureichende Angaben in Worten hinzufügen kann. Gefordert wird, daß der Darsteller in solchen Fällen kongenial mit dem Dichter und Komponisten, d. h. so verfahre, daß das von diesem ursprünglich innerlich Vorgestellte in möglichster Fülle und Reinheit zur äußern Erscheinung komme.