Darstellung.
Darstellen heißt etwas zu einem Gegenstande der äußern
Anschauung machen. Das,
was dargestellt wird, kann entweder ein Wirkliches, das im
Bilde der sinnlichen
Auffassung dargeboten wird, oder ein innerlich
Gedachtes und Vorgebildetes sein, für das die Darstellung
einen sinnlich-anschaulichen
Ausdruck sucht. So versteht man namentlich
unter ästhetischer Darstellung
die Behandlung einer ästhetischen Idee, durch welche diese eine
ihr entsprechende, durch sich selbst gefallende Form für die
Anschauung erhält. Ein sinnlich Anschaubares soll eine bestimmte
Idee ausdrücken und einen derselben entsprechenden Gefühlszustand hervorbringen. In
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dieser Forderung liegen Anschaulichkeit, Sachlichkeit und Vollständigkeit als unerläßliche Bedingungen. Am meisten und
im engsten Sinne sind es die bildenden Künste, unter diesen vornehmlich die Plastik, die darstellen können, indem sie das
künstlerisch Gedachte als wirklichen, raumerfüllenden Gegenstand den dafür empfänglichen äußern Sinnen hinstellen; sie
bringen Gestalten im eigentlichen Sinne hervor. Wo die Poesie darstellt, ist dies nur dadurch möglich,
daß sie in dem Auffassenden durch ihr Mittel der Darstellung
, die Sprache,
[* 4] diejenigen Vorstellungen und Gefühle erregt, die der Gegenstand,
wenn er selbst vor das Auge
[* 5] hinträte, erregen würde. Auf dieser Täuschung beruht die poet. Wahrheit. Deshalb pflegt man
das Epos und das Drama vorzugsweise darstellende Dichtungsarten zu nennen. Der Schauspieler hat die darstellende
Poesie durch seine ganze Persönlichkeit zu versinnlichen. Die handelnde Person des Dramas soll er nicht bloß vorstellen, d. h.
er soll nicht bloß den Schein erregen, als ob er jene Person sei, sondern soll jenen Schein bis zur Täuschung
erheben, als sehe man jene Person.