Darmvereng
erung
oder Darmstenose (Strictura s. Stenosis intestinalis), ein krankhafter Zustand, bei welchem die Durchgängigkeit des Darmrohrs und damit die Fortbewegung des Darminhalts mehr oder weniger aufgehoben ist, kommt teils angeboren vor (s. Atresie), teils durch Krankheit erworben, insbesondere durch Geschwülste, welche von außen das Darmrohr zusammendrücken, durch Vernarbung von Darmgeschwüren, durch Darmkrebs, durch Knickungen und Drehungen einer Darmschlinge um ihre Achse, durch Einklemmung eines Darmstücks in eine Bruchpforte (s. Bruch, Bd. 3, S. 595a) u. dgl. Mitunter geschieht es auch, daß sich ein Darmstück in die Höhle des unmittelbar benachbarten einstülpt (Darminvagination, Darmeinschiebung, Intussusception) und so einen vollkommenen Verschluß herbeiführt.
Gewöhnlich ist der Vorgang hierbei der, daß ein einzelner Darmabschnitt in lebhafter Thätigkeit und stark zusammengezogen ist, während die benachbarten Abschnitte gelähmt, erweitert und bewegungslos sind, wobei es sich leicht ereignen kann, daß durch eine heftigere peristaltische Bewegung der verengerte Teil des Darms sich von oben her in den weitern gelähmten Teil gleichsam hineinschiebt und so das Darmlumen verschließt und unwegsam macht. Die entferntere Ursache einer solchen Darminvagination besteht meist in einem katarrhalisch entzündlichen Zustand der Darmwand, welcher das Zustandekommen partieller Lähmungen des Darmrohrs begünstigt; am häufigsten kommt deshalb die Krankheit bei kleinen Kindern und bei Greisen vor.
Mitunter kann sich die
Darmeinschiebung von selbst, d. h. durch entsprechende peristaltische
Bewegungen des
Darms wieder ausgleichen;
viel häufiger kommt es aber durch fortgesetzte
Strangulation des eingestülpten Darmstücks zu einer schweren, meist tödlichen
Unterleibsentzündung. Die
Symptome der Darmvereng
erung sind in den leichtern
Graden hartnäckige
Stuhlverstopfung, Auftreibung des Leibes
und mehr oder minder quälende Koliken, während bei vollständigem Verschluß des
Darmkanals
(Darmverschließung)
die schwersten und bedrohlichsten Erscheinungen, wie heftigste
Schmerzen, Koterbrechen (s.
Miserere) und rascher
Verfall der
Kräfte eintreten.
Hinsichtlich der Behandlung ist gegen die heftigen
Schmerzen und das
Erbrechen
Opium das beste
Mittel; daneben versucht man durch
große Massenklystiere sowie durch Einblasen von Luft in den
Darm
[* 3] auf die stenotische Darmstelle einzuwirken.
Bisweilen gelingt es auf operativem Wege, das den Verschluß bedingende Hindernis zu beseitigen (sog.
Bauchschnitt oder Laparotomie) oder durch Anlegung eines künstlichen
Afters (s. d.) das gefährdete Leben des
Kranken zu erhalten.
Ist die vorhandene Darmvereng
erung nicht direkt durch
Operation zu beseitigen, so kann man die Darmpassage dadurch
wieder herstellen, daß man eine offene
Verbindung zwischen der Darmpartie oberhalb und unterhalb der verengten
Stelle
auf
operativem Wege bildet (sog.
Darm- oder Entero-Anastomose).