Darīus
(bei den Griechen Dareios, im Altpersischen Darajavusch), der Name dreier altpers. Könige aus der Dynastie der Achämeniden (s. d.).
Darius
I., Sohn des Hystaspes (Vishtâspa) und Großvetter des Cyrus, gehört zu den größten Fürsten des alten
Orients. Die von griech. Schriftstellern, besonders von Herodot, überlieferten Nachrichten
über seine Regierung haben neuerdings durch die dreisprachige
Inschrift von
Bisutûn (s. d.)
Bestätigung,
Berichtigung und vielfache Vervollständigung erfahren. Darius
, geb. 550
v. Chr., war 29 J. alt, als ein
Magier,
Namens Gaumâta,
unter dem
Vorgeben, er sei der von Kambyses ermordete Smerdis (pers.
Bardija), den
Thron
[* 3]
Persiens während der
Abwesenheit des
Kambyses in
Ägypten
[* 4] einnahm (Aug. 522). Dieser wahrscheinlich zu Gunsten einer medischen
Restauration unternommenen Umwälzung machte Darius
dadurch ein Ende, daß er, von sechs vornehmen Persern, Intaphernes,
Otanes, Hydarnes, Megabyzus, Gobryas und Aspathines, begleitet, den
Magier in der Feste Sikayauvatish im medischen Nisaea
(nicht, wie Herodot sagt, in
Susa) erschlug (April 521). Der
Bericht des Herodot, daß Darius
nur deshalb König
geworden sei, weil bei einer am Morgen nach jener That verabredeten Zusammenkunft der sieben Verschworenen sein
Pferd
[* 5] zuerst
gewiehert habe, scheint auf einer im pers.
Volke verbreiteten Sage zu beruhen. Der
Magier
war in allen
Teilen des
Reichs, außer
in
Persien
[* 6] selbst, sehr beliebt gewesen, er hatte überall Erleichterungen im Kriegsdienst und Nachlaß
des
Tributs eintreten lassen, und so
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benutzten fast alle Provinzen den Thronwechsel, um ihre alte Unabhängigkeit wiederzuerlangen.
Darius
selbst sagt aus, daß er erst 9 Gegenkönige in 19 großen Schlachten
[* 8] besiegen mußte, ehe er seine Herrschaft über das
Reich gesichert habe. Zuerst erhoben sich Susiana und das kaum vor 16 Jahren eroberte Babylon unter Naditabira (babylon.
Nidintubel), der sich für den zweiten Sohn des Nabonid (Nebukadnezar) ausgab. Darius
, von Medien herbeieilend, schlug
diesen in 6 Tagen zweimal am Tigris und am Euphrat (Dez. 521), schloß ihn dann in Babylon ein, welches erst nach 20monatiger
Belagerung (Aug. 519) genommen werden konnte; und noch beinahe ein Jahr lang
wurde Darius
dort zurückgehalten (bis Mai 518). Während dieser Zeit waren in vielen eroberten Ländern, sogar in Ägypten, Empörungen
aufgebrochen.
Ein Abkömmling des alten medischen Königshauses Phraortes, der sich Xathrita nannte, machte dem Darius
Medien, Armenien und Assyrien
streitig, schlug während zweier Jahre drei Feldherren des Darius
, Hydarnes, Dadarsis und Omises,
aus dem Felde und konnte erst durch Darius
selbst (Juni 518) niedergeworfen werden, worauf er in Ekbatana gemartert
und gekreuzigt wurde. Für eine medische Herrschaft hatten sich auch Hyrkanien und die Sagarter erklärt, die unterworfen
wurden, während zu gleicher Zeit der Utier Öosdates (altpers. Vahyazdata) die wirkliche Herrschaft in
Persien an sich riß, indem auch er sich für den eigentlichen Smerdis ausgab. Er wurde freilich bald in Persis geschlagen (518),
aber seine Heere, die Arachosien und die Ostprovinzen zur Empörung verleitet hatten, konnten erst 517 zur Ruhe gebracht werden.
Ein neuer Aufruhr in Babylon unter Arakha wurde durch D.’ Feldherrn Intaphernes bald erstickt. Nachdem
so Darius
das Reich des Cyrus wiederum hergestellt hatte, konnte er daran denken, seine Grenzen
[* 9] gegen auswärtige Feinde zu sichern
und zu erweitern. Er unterwarf im O. das nördl. Indien, im W. mehrere Inseln des Ägäischen Meers, das europ. Ufer des Bosporus
[* 10] und Hellespont; im N. bezwang er die wilden Völker des südl. Kaukasus. Diese letzten Eroberungen verwickelten
ihn in Streitigkeiten mit den Scythen. 513 zog er mit 700000 Mann über den Bosporus, unterwarf Thrazien, überschritt mittels
einer Brücke
[* 11] die Donau und rückte nun gegen die Scythen vor, die ihn durch verstellte Flucht tief in
ihr unwirtbares Land bis an den Oarus (die Wolga) verlockten, sodaß er nur mit großem Verlust den Rückzug bewerkstelligte.
Um 500 v. Chr. erhoben sich die ion. Städte, aufgereizt von Histiäus von Milet und dessen Schwiegersohn Aristagoras, um das
pers. Joch abzuwerfen. Von den Athenern und Eretriern unterstützt, eroberten und verbrannten
sie Sardes. Dann aber wurden sie geschlagen, von ihren Bundesgenossen verlassen, ihre Flotte 494 bei der Insel Lade vernichtet.
Somit war der Aufstand bald überwältigt. Die Unterstützung aber, welche die Athener und Eretrier den Ioniern gewährt hatten,
veranlaßte den Darius
, der auch durch den vertriebenen Athener Hippias aufgereizt ward, zu gewaltigen Unternehmungen
gegen Griechenland.
[* 12] 492 sandte er den Mardonius mit einem Heere nach Thrazien und Macedonien gegen Griechenland; zugleich wurde
eine Flotte ausgeschickt.
Aber diese ward bei dem Vorgebirge Athos durch den Sturm zerstört und zerstreut, und Mardonius sah sich durch die Verluste,
die er im Kampfe mit den Brygen, einem thraz.
Stamme, erlitten hatte, zur Rückkehr nach Asien
[* 13] bewogen.
Als hierauf die Herolde, durch die Darius
die Griechen zur Unterwerfung auffordern ließ, von den Athenern und Spartanern
mit Schimpf zurückgewiesen wurden, sandte Darius
492 ein neues Heer unter Datis und Artaphernes mit 600 Schiffen aus. Naxos wurde
erobert, die übrigen Cykladen unterwarfen sich, Delos, die heilige Insel, wurde verschont, Eretria auf
Euböa, nachdem es durch Verrat gefallen, zerstört; doch durch den Sieg der Athener bei Marathon unter Miltiades über das pers.
Heer ward D.’ Unternehmen vereitelt.
Bei den Rüstungen
[* 14] zu einem neuen Zuge gegen Griechenland und das wieder empörte Ägypten ereilte ihn 485 der
Tod. Um die innere Organisation des Persischen Reichs hatte sich Darius
die größten Verdienste erworben. An Stelle der Statthalterschaften,
die seine Vorgänger nach jeweiligem Bedürfnis angeordnet hatten, führte er feste Verwaltungsbezirke (Satrapien), 20 an
Zahl, ein; der Tribut, den diese zu zahlen hatten, wurde fest geregelt. Große Bauten hat er durchgeführt,
Persepolis und Susa durch Errichtung großartiger Paläste verschönert und das Rote Meer, das damals bedeutend nördlicher als
jetzt, bis Pithom (jetzt Tell el-Mashûta) sich erstreckte, durch einen schiffbaren Kanal
[* 15] mit dem Nil verbunden. Selbst die
Ägypter ehrten ihn als ihren sechsten Gesetzgeber. Auf dem Thron folgte ihm der älteste seiner während
seiner Regierung geborenen Söhne, Xerxes (s. d.).
Darius
II. Nothus (d. h. Bastard), Sohn des Artaxerxes Longimanus und der Babylonierin Kosmartidene, vor seiner Thronbesteigung
Ochus genannt, folgte seinem Bruder Sogdianus, den er vertrieben und getötet hatte (424 v. Chr.). Er war beherrscht von seiner
hinterlistigen, grausamen Schwester und Gemahlin Parysatis. Mehrere Empörungen verschiedener Satrapen
wurden unterdrückt, doch verlor das Persische Reich auf länger als 60 Jahre Ägypten durch die Empörung des Amyrtäus (414).
Unter Darius
übten die Perser besonders durch Tissaphernes, den Satrapen Vorderasiens, und dessen Nachfolger, den jüngern Cyrus,
einen Sohn des Königs, bedeutenden Einfluß auf die griech. Verhältnisse
gegen Ende des Peloponnesischen Krieges aus. Darius
II. starb zu Babylon 405. Ihm folgte sein ältester Sohn Artaxerxes II.
Darius
III. Codomannus, der letzte König der Perser, war der Sohn der Sisygambis, einer Tochter Artaxerxes’ II., väterlicherseits
Urenkel D.’ II. und der Parysatis, Enkel des Ostanes und Sohn des Arsanas. Nachdem der Eunuch Bagoas
den König Arses, den Sohn Artaxerxes’ III., nebst seiner ganzen Familie ermordet hatte, erhob er den Codomannus, einen der
wenigen Achämeniden, die noch vorhanden waren, unter dem Namen Darius III. auf den Thron (336). Als Bagoas auch Darius nach dem Leben
trachtete, ließ ihn dieser töten. Darius erwarb sich den Ruhm eines milden und gerechten Fürsten
und war persönlich tapfer, wie er schon unter Artaxerxes in einem Kriege gegen die Cadusier bewiesen hatte, aber dem Angriffe
Alexanders d. Gr. vermochten er und sein entkräftetes Reich nicht zu widerstehen. Nachdem am Granikus 334 Mithridates, der
Eidam des Königs, besiegt worden war, verlor Darius selbst 333 durch seine übereilte Flucht die Schlacht bei Issus; seine Mutter,
seine Gemahlin und drei seiner Kinder fielen in Alexanders Gewalt, den Darius vergeblich zum Frieden zu bewegen suchte. Die
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entscheidende Schlacht bei Gaugamela (2. Okt. 331) öffnete dem siegreichen Alexander den Weg nach Susiana und in das eigentliche Persien. Darius floh nach Ekbatana in Medien, und als ihn Alexander verfolgte, nach den nördl. Provinzen. Auf dem Wege bemächtigte sich Bessus, der Satrap von Baktrien, seiner Person. Alexander selbst eilte, den König zu retten; als aber Darius sich weigerte, dem Bessus auf der Flucht zu folgen, verwundete ihn dieser tödlich und ließ ihn hilflos auf seinem Wagen liegen.
Sterbend fanden ihn die Reiter Alexanders. Ein Macedonier reichte ihm den letzten Labetrunk und erhielt von ihm den Auftrag, dem Alexander für die Großmut zu danken, die er an seiner Familie bewiesen. Alexander, der gleich darauf hinzukam, fand Darius schon verschieden (330). Er sendete den toten Körper der Sisygambis, um ihn zu Persepolis in dem Begräbnisse der pers. Könige beizusetzen. Die neuere Legende der Perser kennt Darius I. und Darius III. unter dem Namen Dārā; aber der letztere ist der Sohn des erstern und mütterlicherseits Großvater Alexanders.
Als ein mit den Perserkönigen nicht zu verwechselnder Darius wird von einigen der im Buche Daniel erwähnte Darius der Meder angenommen, und zwar als ein Unterkönig des Cyrus.